Luftfahrt : Air Berlin bereitet sich auf mögliche Insolvenz von Niki vor

Die Genehmigung für den Verkauf der österreichischen Fluggesellschaft FlyNiki an die Lufthansa steht noch aus. Behörden der EU prüfen den Verkauf gerade. Möglich ist, dass dieser Deal nicht genehmigt wird - davon wären rund 1.000 Arbeitsplätze bedroht. Möglich ist aber auch, dass Niki Teil des Konzerns Lufthansa wird, wie mit der insolventen früheren Konzernmutter Air Berlin vereinbart.

Nach Ansicht von Frank Kebekus, Generalbevollmächtigter bei Air Berlin, ist der Verkauf von Niki an die Lufthansa die einzige Alternative zu einer drohenden Pleite der österreichischen Linie.

Hintergrund zum komplexen Insolvenzverfahren

Zum Hintergrund: Die EU-Kommission prüft derzeit die Übernahmen von großen Teilen der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin. Käufer sind die Lufthansa und der britische Billigflieger Easyjet.

Dabei hat Lufthansa im Oktober mit Air Berlin die Übernahme der Konzerntöchter Niki und LGW zu einem Preis von 210 Millionen Euro vereinbart.

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Urteil im Dezember erwartet

Doch die Zustimmung der EU zu diesem weitreichenden Deal steht noch aus. Während der Verkauf an Easyjet laut Eingeweihten wohl ohne Auflagen durchgehen dürfte, könnte es beim Verkauf an Lufthansa Probleme geben. Vor allem bei der Übernahme der österreichischen Fluggesellschaft Niki hat EU-Kommissarin Margrethe Vestager starke Bedenken wegen des Wettbewerbsrechts.

Jetzt will Brüssel spätestens am 21. Dezember das Urteil fällen. Bis dahin sollen Wettbewerber der Lufthansa ihre Einschätzungen dazu abgeben, ob eine Übernahme von Niki durch die Lufthansa den Wettbewerb einschränke.

In diesem Zusammenhang hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr bereits gesagt, sein Konzern sei bereit, auf bestimmte Start- und Landerechte zu verzichten.

Berlin interveniert

Vor wenigen Tagen hat die deutsche Bundesregierung in Brüssel interveniert. Dabei haben Vertreter Berlins mit der EU-Kommission ausgelotet, welche Zugeständnisse der Lufthansa nötig seien, damit Niki übernommen werden könne.

Zuvor hat die EU-Kommission angeregt, dass nochmals Gespräche über einen Verkauf von Niki in England aufgenommen stattfinden. Gesprächspartner waren der Konzern IAG, zu dem die Fluggesellschaft British Airways gehört, sowie der Reisekonzern Thomas Cook.

Diese Gespräche seien wohl bisher erfolglos verlaufen, sagte Air Berlins Generalbevollmächtigter Frank Kebekus gegenüber dem "Handelsblatt": "Wir haben mit einer größeren Truppe in London mit der IAG verhandelt, die uns aber dann klargemacht haben, dass es kein neues Angebot geben wird."

Zudem sei er nach den bisherigen Gesprächen mit Thomas Cook skeptisch, "dass da aus Gläubigerperspektive und auch mit Blick auf die Arbeitsplätze noch ein entsprechend akzeptables Angebot herauskommen wird". Zuvor hat die Nachrichtenagentur Reuters bereits unter Berufung auf Eingeweihte berichtet, dass IAG nicht mehr an einer Übernahme von Niki interessiert ist.

Bevollmächtigter: Wenn Brüssel den Deal verbietet, kommt die Insolvenz

Kebekus sagte der Zeitung, er bereite sich auf die Insolvenz von Niki vor. "Den Antrag dafür habe ich schon vorbereitet, er liegt auf der Fensterbank."

In dem Zusammenhang betont Kebekus, dass aus der Sicht der österreichischen Linie die Übernahme durch die Lufthansa der einzige mögliche Weg sei, eine Pleite zu vermeiden: "Die EU-Kommission muss erkennen, dass das einzige Alternativszenario zu einem Lufthansa-Deal die Insolvenz von Niki ist."

Sollte die Lufthansa die Finanzierung von Niki einstellen, müssten die Flugzeuge noch am selben Tag am Boden bleiben. "Dann wären nicht nur weitere 1.000 Arbeitsplätze bedroht. Wir gehen auch davon aus, dass bis zu 60.000 Passagiere täglich betroffen wären und rund 800.000 Tickets wertlos würden."

Niki Lauda nach wie vor interessiert

Niki ist unter anderem auf Flüge nach Mallorca spezialisiert und erwirtschaftet Gewinne - im Gegensatz zum Mutterkonzern Air Berlin, der seinen Betrieb bereits eingestellt hat.

Ende November wiederholte der ehemalige österreichische Rennfahrer Niki Lauda in einem Interview mit dem "Handelsblatt", er sei nach wie vor bereit, für die einst von ihm gegründete Airline ein Übernahmeangebot abzugeben.

(pm/reuters/apa)