Übernahme : ABB-CEO Ulrich Spiesshofer: "B&R passt wie ein Handschuh"

Gut geschnittener Anzug, verbindliches Lächeln, das graumelierte Haar akkurat gestutzt: Auch am Tag Eins nach der Vertragsunterzeichnung ist "Uli", wie B&R-Geschäftsführer Hans Wimmer CEO Spiesshofer mittlerweile kameradschaftlich nennt, die gute Laune ins Gesicht geschrieben. Endlich wieder ein Zukauf, und was für einer, mag sich Spiesshofer, der 2013 bei seinem Antritt als CEO einen Akqusitionsstopp anordnete, um erst mal "die Hausaufgaben im eigenen Unternehmen zu machen", denken. Und vor allem: endlich ist es offiziell.

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Im Gespräch mit einem Roboterkunden in Indien musste Spiesshofer unlängst noch in sich hineinschmunzeln, als der Kunde schillernd von der Innovierlaune eines Industrielektronikherstellers namens B&R erzählte - längst liefen zu dem Zeitpunkt Verhandlungen mit dem Eigentümerduo Bernecker und Rainer.

Neue Abteilung im ABB-Reich

Zweistelliges jährliches Wachstum, eine überaus fähige Hard- und Softwareentwicklung - Benchmark: ein neues Produkt täglich - sowie drei Millionen Maschinen mit B&R-Steuerung im Feld: All das soll Teil des ABB-Reichs werden und in einer neuen Abteilung der Schweizer ("Maschinen- und Fabrikautomation") aufgehen. Und den Abstand zum Konkurrent Siemens in der Fabrikautomation verkleinern. Man passe zusammen, sagt Spießhofer. "Das ist, wie wenn die Hand in einen Handschuh schlüpft".

Enge Bande zu Mittelständlern

Vor allem zu mittelständischen Unternehmen unterhält B&R - selbst aus einem in einer Raiffeisen-Filiale domilzilierten Kleinstbetrieb zu einem Großunternehmen gewachsen - enge Bande. "Bessere Technologie ist am Markt nicht zu finden", meint ein Chef eines mittelständischen Roboterherstellers anerkennend. Die Software und Regelungstechnik könne viel und ließe für Entwickler und speziell Sondermaschinenbauer viel zu. Erwartet hätte er den Deal, auf den sich das "gestandene Eigentümerduo" Erwin Bernecker und Josef Rainer verständigten, nicht. Synergien? Sieht der Maschinenbauprofi aber.

Eggelsberg gewappnet

Das hat er mit Spiesshofer gemein. Mit dem Feld der Maschinen- und Fabrikautomation vervollständigt er das ABB-Portfolio, B&R bringt beste Kontakte zu Maschinenbauern wie Trumpf in den Schweizer Konzern ein. Gemeinsam, so Spiesshofer, wolle man B&R noch schlagkräftiger machen - die Umsatzmilliarde ist das Ziel. Die Einbindung in die schlanke Gemeinkostenplattform der Schweizer sowie Synergien im Einkauf sollen. Die Eggelsberger Produktion sei für kapazitative Erhöhung des Outputs jedenfalls schon heute gewappnet, heißt es bei B&R.

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