Analyse : Brasilianischer Stahlproduzent CSN muss abspecken

Der brasilianische Stahlproduzent Companhia Siderurgica Nacional (CSN) hat damit begonnen, seine nicht zum Kerngeschäft gehörenden Geschäftsfelder zu veräußern. Die Koordination soll laut Informationen von Reuters globalen Beratungsunternehmen in die Hand gegeben werden - das sind entweder Rothschild und Lazard, so eine Quelle, die anonym bleiben möchte. CSN-Chef Benjamin Steinbruch wolle demnach dabei eher auf ein weltweit unabhängiges Beratungsunternehmen als auf ein brasilianisches setzen. So könnten etwa internationale Bieter besser angesprochen und auch mögliche Interessenkonflikte vermindert werden, da brasilianische Kreditinstitute sowohl als Kreditgeber als auch als Berater fungieren würden.

Vermögenswerte, die verkauft werden könnten, sind dabei etwa Zementanlagen und ein Teil der CSN-Beteiligung an einer Eisenerz-Mine. Der Containerhafen-Terminal Tecon oder Anteile am Logistikunternehmen MRS würden dabei eher wenig Interesse hervorrufen. Rothschild hat dabei in diesem Jahr Beratungen zu Fusionen und Übernahmen im Wert von 9,8 Milliarden Dollar in neun Transaktionen abgewickelt. Sowohl Rothschild als auch Lazard äußerten sich nicht zu möglichen Beratungen von CSN.

Steinbruch hatte andere Pläne

Die Entscheidung, einige der Nicht-Kernaktivitäten zu veräußern, fiel dem CSN-Chef Steinbruch dabei vermutlich nicht leicht. Er hatte nämlich den Wunsch, auch mit Geschäften, die nichts mit Stahl oder Bergbau zu tun haben, ins Ausland zu expandieren. Der Erbe eines Textilimperium hat CSN in Brasilien zum größten diversifizierten Stahlkonzern mit Beteiligungen in den Bereichen Bergbau, Logistik, Zement- und Stahlerzeugung gemacht. 1994 kam dann der große Fehler: Er kaufte der brasilianischen Regierung ein marodes Stahlwerk ab. Wenn Steinbruch nun nicht handelt, riskiert er langfristig eine hohe Schuldenlast. Lateinamerikas größte Volkswirtschaft hat mit einer sinkenden Inlandsnachfrage und Verzögerungen von Infrastrukturprojekten zu kämpfen, da die Wirtschaft in seine steilste Rezession seit 25 Jahren rutscht. Mehrere brasilianische Stahlwerke haben aufgrund der Marktschwäche ihre Produktion gestoppt und Investitionen verschoben.

"Wir haben im Laufe der Zeit hervorragende Vermögenswerte angesammelt, aber mit Veränderungen bei den Kapitalkosten, dem Rückgang der Eisenerzpreise und dem heimischen Markt arbeiten wir nun daran, unseren Fokus auf unser Kerngeschäft zurückzulenken", so Steinbruch.