NVIDIA baut weltweit erste Industrie-Super-Cloud für BMW, Mercedes & Siemens – mitten in Deutschland

In der Industrie galt lange: Leistung entsteht aus Maschinenkraft.
Heute entsteht sie aus Rechenleistung. Wer Produktionsprozesse simuliert, wer digitale Zwillinge trainiert, wer Datenmengen analysiert, der steigert nicht nur Effizienz – er sichert Wettbewerbsfähigkeit.

Genau hier setzt ein neues Projekt an, das die europäische Industrie elektrisiert: NVIDIA und die Deutsche Telekom wollen in Deutschland die weltweit erste industrielle KI-Datenwolke aufbauen.

Nicht für soziale Netzwerke, nicht für Sprachassistenten –
sondern für Werkshallen, Turbinen und Montagelinien. Ein Rechenzentrum als Rückgrat der europäischen Industrie.

Silizium statt Stahl: NVIDIAS Rechenfabrik für Europa

Offiziell vorgestellt wurde das Vorhaben am 11. Juni 2025 auf der Technologiemesse VivaTech in Paris.

NVIDIA-Chef Jensen Huang kündigte dort an, erstmals eine Cloud-Infrastruktur zu schaffen, die speziell auf industrielle Anwendungen ausgelegt ist.

Geplant sind rund 10 000 Hochleistungs-GPUs, Systeme vom Typ DGX B200 und RTX Pro Server – ausgelegt auf Simulation, Robotik, Fertigungsplanung und den Betrieb digitaler Zwillinge.

Ziel ist es, europäischen Herstellern Zugang zu künstlicher Intelligenz in industrieller Qualität zu ermöglichen – mit klarer Priorität auf Datensicherheit und europäischer Souveränität.

NVIDIA liefert Hardware, Software-Frameworks und das Know-how, das aus einer Wolke ein industrielles Nervensystem macht. Die Telekom wird das Rechenzentrum betreiben und verantwortet Netz, Sicherheit und Vertrieb. Der Start ist schon für Mitte 2026 angekündigt.

Doppelt hält besser: Die zweite Fabrik für BMW, Mercedes & Co

Doch warum eigentlich Deutschland? Weil hier die industrielle Nachfrage und das Ingenieurwissen aufeinandertreffen.

Etwa jenes der Siemens AG als Software- und Ökosystem-Partner. Deren Anwendungen wie Omniverse und Xcelerator sollen auf der neuen Cloud laufen.

Oder die Automobilindustrie. BMW und die Mercedes-Benz AG gelten als die Pionier-Nutzer für jene KI-gestützten Produktions- und Logistikprozesse, die im NVIDIA-Datenzentrum zukünftig laufen sollen. 

Als potenzieller Großkunde wird auch der einzige Europäische Tech-Gigant an Bord sein: Bei SAP treffen Industrie-Cloud und Unternehmens-Software direkt aufeinander.

Die Idee dahinter ist schlicht, aber folgenschwer: Jeder Hersteller soll künftig zwei Fabriken besitzen – eine reale und eine virtuelle. In dieser zweiten Fabrik wird nichts geschraubt, sondern simuliert, getestet und verbessert. Jede Optimierung dort spart Ressourcen in der echten Produktion.

Für tausende Mittelständler in Deutschland und Österreich, die bisher keinen Zugang zu solcher Rechenleistung hatten, könnte die industrielle Datenwolke der Schlüssel zur Zukunft werden – oder zumindest: das Eintrittsticket ins nächste industrielle Zeitalter.

Standort-Poker: Zwischen Weißwurst und Watt

Im Sommer hieß es noch, das Rechenzentrum solle in Nordrhein-Westfalen entstehen. Doch inzwischen verdichten sich die Hinweise: Die industrielle KI-Cloud dürfte bei München gebaut werden.

Der Grund für das Gerangel im Hintergrund: ein Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro. Und natürlich die Infrastruktur, die so ein Projekt braucht: Fast drei Fußballfelder voller Server – mit einem Stromverbrauch wie eine Kleinstadt.

Und das ist wohlgemerkt schon die kompakte Version – deutlich kleiner als die Hyperscale-Campusse von Google, AWS oder Meta.

Doch sollte sich München durchsetzen, entstünde dort nicht nur ein Rechenzentrum, sondern ein symbolischer Gegenpol zu den Tech-Hubs in Kalifornien und Shenzhen: Ein europäisches Datenkraftwerk – mitten in Bayern.

Daten sind das neue Öl – aber bitte mit Herkunftsnachweis

Was bedeutet das Projekt also im größeren Zusammenhang? Zum einen ist es ein Signal der Selbstbehauptung: Europa will seine industrielle Digitalisierung nicht länger auf fremder Infrastruktur betreiben.

Zum anderen zeigt es, dass Daten- und Energiepolitik künftig zwei Seiten derselben Medaille sind – denn eine industrielle KI-Cloud verbraucht so viel Strom wie eine Kleinstadt.

Die Abhängigkeit bleibt allerdings ein Thema: Die Rechnerleistung in Form von Prozessoren kommen aus den USA, die Fertigung der Prozessoren aus Asien – europäische Wertschöpfung entsteht bislang nur in Betrieb, Energie und Softwareintegration.

Trotzdem: Der Schritt ist strategisch richtig. Wer heute Rechenzentren baut, legt das Fundament für die Produktion von morgen.

Europas Industrie bekommt damit eine Chance, den technologischen Rückstand gegenüber den USA und China zumindest zu verkleinern – und den Begriff „Made in Europe“ um eine neue Bedeutung zu erweitern:

Mit der ersten industriellen Daten-Cloud der Welt die nicht zufällig in good old Germany beheimatet sein wird, beginnt Europa, die digitale Fabrik der Zukunft selbst zu bauen. Eine Cloud, in der keine Urlaubsfotos gespeichert werden, sondern die Zukunft von Produktion, Energie und Technologie. Und das ist – in einer Zeit globaler Abhängigkeiten – eine der wichtigsten Innovationen seit Erfindung der Dampfmaschine.