Energiesicherheit : Oberösterreich: Wie der 220V-Versorgungsring die Elektro-Stahlproduktion voranbringen kann

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Mehr Power und Sicherheit: Der Bau des neuen 220V-Versorgungsring kann beginnen.

- © APA/dpa-Zentralbild/Martin Schutt

Oberösterreich gibt grünes Licht für den neuen 220-Kilovolt-Versorgungsring. Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) informierte am Freitag bei einer Pressekonferenz über die Genehmigung, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) positiv abgeschlossen wurde. Die Leitung soll die Einspeisung von erneuerbarer Energie wie Photovoltaik erleichtern und die Blackout- und Versorgungssicherheit erhöhen. Sie ist auch für die geplante Elektrostahlproduktion der voestalpine unerlässlich.

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Derzeit wird der oberösterreichische Zentralraum über ein Netz von Hochspannungsleitungen mit einer Spannung von 110 kV mit Strom versorgt. Dieses Netz stammt in Teilen noch aus den 1940er Jahren. Das Netz ist in die Jahre gekommen und kann den modernen Anforderungen - vor allem im Hinblick auf die Energiewende - nicht mehr gerecht werden. Der neue 220-kV-Versorgungsring soll Abhilfe schaffen. Das Projekt sei angesichts der Klimakrise von enormer Bedeutung, betonte Kaineder, daher habe es in seinem Ressort auch Priorität. Der Baubeginn sei ab 2024 möglich, der enge Zeitplan mit einer schrittweisen Inbetriebnahme ab 2026 könne auch eingehalten werden.

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Das Leitungsnetz aus den 1940er Jahren ist veraltet und kann der Energiewende nicht gerecht werden - © Christian Schwier - stock.adobe.

Fazit: Positiv!

Das Projekt wurde im November 2021 von Austrian Power Grid, Netz Oberösterreich, Energie AG Oberösterreich und Linz Netz zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Es umfasst Leitungsneubauten auf bestehenden Trassen, Spannungsumstellungen von 110 auf 220 kV sowie Erweiterungs- und Umbauarbeiten in insgesamt acht Umspannwerken und betrifft die oberösterreichischen Standortgemeinden Linz, St. Florian, Asten, Enns, Hargelsberg und Kronstorf. In Niederösterreich sind zusätzlich die Gemeinden Ernsthofen, St. Valentin und St. Pantaleon-Erla betroffen.

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Gutachten von 17 Sachverständigen wurden im Rahmen des UVP-Verfahrens eingeholt. Fazit: Das Projekt ist aus Sicht des Klimaschutzes und der Versorgungssicherheit jedenfalls positiv zu bewerten, da es die Integration weiterer erneuerbarer Energieträger ermöglicht und den durch den Ausstieg aus fossilen Energieträgern steigenden Bedarf an elektrischer Energie sichert. Erhebliche Umweltauswirkungen, die Boden, Luft, Pflanzen, Tiere oder Gewässer nachhaltig schädigen könnten, sind nicht zu erwarten.

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Warum ist der Netzausbau notwendig?

Die geopolitischen Entwicklungen rund um den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die bereits angespannte Gesamtsituation im Energiebereich - zu langsamer Umbau des Elektrizitätssystems unter anderem in den Bereichen Netze und regenerative Erzeugung - zu Beginn 2022 weiter verschärft. Noch nie dagewesene reale Rohstoffengpässe (u.a. Gas) und daraus resultierende Preissteigerungen waren die Folge. Die Verfügbarkeit von Gas ist aber gerade in den Wintermonaten zentral für eine sichere Stromversorgung in Österreich und Europa.

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Zusätzlich zeigten sich im Jahr 2022 vermehrt Anzeichen einer fortschreitenden Klimakrise. Eine Vielzahl von Extremwetterereignissen in Europa (u.a. Hitzeperioden, geringe Niederschläge) in den Sommermonaten haben große energiewirtschaftliche Auswirkungen, wodurch insgesamt das Stromsparen zum Gebot der Stunde wurde, um möglichen Stromengpässen entgegenzuwirken. Gleichzeitig wurde noch deutlicher, dass eine kapazitätsstarke und zeitgerecht ausgebaute Strominfrastruktur für die Energiezukunft der Schlüsselfaktor für Versorgungssicherheit, nachhaltige CO2-Reduktion und Verfügbarkeit von kostengünstigem Strom ist.

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Im Sinne eines beschleunigten Netzausbaus müsse das Ziel sein, alle UVP-Verfahren im Energiebereich auf maximal zwei Jahre zu beschränken. 110-kV-Leitungen seien aus "physikalischen und elektrotechnischen Gründen" nicht mittels Erdkabel möglich, so Energie-AG-Generaldirektor Werner Steinecker. Der neue Versorgungsring soll sowohl "die erforderliche Infrastruktur für die Energiewende hin zu Strom aus erneuerbaren Energien bereitstellen, als auch die Leistungsanforderungen von Wirtschaft und Haushalten sicherstellen", so Achleitner. Er soll auch den massiven Ausbau dezentraler Erzeugung mittels erneuerbarer Energieträger ermöglichen sowie die Elektrifizierung der Mobilität, der Industrie und der Raumwärme zur Dekarbonisierung vorantreiben. Zudem soll der Standort Linz der Voestalpine mit ausreichend Strom versorgt werden, um mittelfristig die Erzeugung von "grünem Stahl" zu ermöglichen.