Experte sieht keinen großen Inflationseffekt : Handelskonflikt: Vorerst nur geringe Effekte für Österreich

Stahl- und Aluminiumzölle treffen voestalpine hart

"Volkswirtschaftlich ist das, was jetzt bekannt ist, nicht so relevant, dass es spürbare Inflationseffekte erzeugen kann", meinte Oberhofer. Die Europäische Union kündigte nach dem Inkrafttreten der US-Maßnahmen am Mittwoch ihrerseits Importzölle auf Luxus- und Konsumgüter US-amerikanischer Herkunft an. Für Oberhofer sind das großteils "symbolträchtige Produkte", jedoch keine "Exportschlager". Es stelle sich daher die Frage, ob die Importzölle tatsächlich an die Konsumenten weitergegeben werden könnten. Denn grundsätzlich seien solche Waren relativ leicht zu umgehen. Im Jahr 2018, als sich die EU in einer sehr ähnlichen Situation befand, habe beispielsweise der Motorradhersteller Harley Davidson die zusätzlichen Kosten schlucken müssen.

>>> Handelskonflikt zwischen EU und USA spitzt sich zu

Sollte es allerdings zu keiner Einigung im Zollstreit kommen - die EU-Kommission zeigt sich gesprächsbereit - und der Konflikt weiter eskalieren, würde dies durchaus "Druck auf die Preise ausüben", warnt Oberhofer. Besonders gravierend wären die Folgen, wenn die Zölle flächendeckend würden und etwa Branchen wie die Automobilindustrie beträfen. Natürlich wäre eine solche Eskalation auch auf der anderen Seite des Atlantiks äußerst schmerzhaft, gab der Ökonom zu bedenken.

Die seit heute geltenden US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium treffen in Österreich vor allem den Linzer Stahlkonzern voestalpine und den oberösterreichischen Aluminiumkonzern AMAG. Die voestalpine könne die Kosten aber durch eigene Produktion in den USA weitgehend abfedern, sagte Oberhofer. Generell seien die Stahl- und Aluminiumzölle eine Belastung für die US-Unternehmen, da sie für sie zu höheren Inputpreisen und in weiterer Folge zu einer Verschlechterung ihrer Wettbewerbsposition führen könnten.

WIFO
Wifo- und WU-Handelsökonom Harald Oberhofer - © WIFO
Ein Handelskrieg schadet allen Beteiligten. Die USA müssen rasch an den Verhandlungstisch geholt werden.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmansdorfer

Hattmansdorfer: "Zurück an den Verhandlungstisch"

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) pocht indes auf eine diplomatische Lösung. "Ein Handelskrieg schadet allen Beteiligten. Die USA müssen rasch an den Verhandlungstisch geholt werden", wurde er in einer Aussendung zitiert. Fürchten müsse sich die EU vor den USA und ihrem Präsidenten Donald Trump allerdings nicht. "Falls nötig hat die EU im Bereich der amerikanischen Tech-Giganten, Social-Media und Digitalisierungsplattformen den größten Hebel, um den USA die Stirn zu bieten."

>>> Donald Trump über seine Zölle: EU will "USA über den Tisch ziehen"

Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), betonte ebenso in einer Aussendung, dass Handelshemmnisse wie Zölle für beide Seiten nachteilig seien. Es müsse nun der Dialog mit den transatlantischen Partnern gesucht werden. Auch der Industrielle Hans Peter Haselsteiner bedauerte die Entwicklung am Rande einer Pressekonferenz in Wien. Es könne nur Verlierer geben, die Zeche zahlen würden wohl hauptsächlich US-Konsumenten. Freilich erschwere sich aber auch der Export aus Österreich und Europa.

BKA/Andy Wenzel
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer - © BKA/Andy Wenzel