Verkauf von Vermögenswerten : ams-Osram verkauft Geschäftsbereich nach China: 45-Millionen-Euro-Deal abgeschlossen

AMS Osram verkauft weiteren Geschäftsbereich

Der steirische Halbleiter- und LED-Hersteller ams-Osram hat den Verkauf eines Teils seines Geschäfts mit passiven Komponenten nach China abgeschlossen.

- © AMS Osram

Der steirische Halbleiter- und LED-Produzent ams-Osram hat den Verkauf eines Teils seines Geschäfts mit passiven Komponenten an ein chinesisches Unternehmen erfolgreich abgeschlossen. Focuslight Technologies erwarb das Geschäft für 45 Millionen Euro in bar, wie das Unternehmen aus Premstätten am Montagabend mitteilte. Dabei handelt es sich um das sogenannte Closing des Verkaufs. Wichtig zu betonen ist, dass das Geschäft mit optischen Komponenten für Consumer-Anwendungen nicht Teil des Verkaufs ist.

>>> ams Osram verliert Großauftrag von Apple

Zu den nun veräußerten Vermögenswerten gehören Gebäude und Anlagen in Singapur und der Schweiz sowie Forschungseinrichtungen einschließlich des dazugehörigen geistigen Eigentums. "Ich freue mich, dass der Verkauf nach Plan abgeschlossen werden konnte", erklärte Aldo Kamper, CEO von ams-Osram, in der Firmenmitteilung.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Folgen Sie uns doch für mehr News aus Österreichs Industrie auf unserem neuen WhatsApp-Kanal: einfach Code scannen und auf "abonnieren" klicken!

- © Industriemagazin

Was sind passive Komponenten?

In der Welt der Elektronik sind passive Komponenten oft die stillen Helden, deren Bedeutung erst auf den zweiten Blick deutlich wird. Bei ams Osram, einem der führenden Anbieter von Sensorlösungen und Optoelektronik, spielen diese unscheinbaren Bauelemente eine zentrale Rolle in der Entwicklung innovativer Technologien.

Passive Komponenten, die keine externe Energiequelle benötigen, um ihre Funktion zu erfüllen, sind essenziell für die Leistungsfähigkeit moderner Elektronik. Sie übernehmen Aufgaben wie das Speichern, Filtern oder Steuern von Energie innerhalb von Schaltkreisen. Zu den bekanntesten Vertretern dieser Kategorie zählen Widerstände, Kondensatoren, Induktivitäten und Transformatoren.

>>> ams-Osram trotzt schwacher Auto- und Industriekonjunktur mit Sanierungsfortschritten

Widerstände begrenzen elektrische Ströme und steuern Spannungen – eine grundlegende Funktion in nahezu jedem elektronischen Gerät. Kondensatoren hingegen speichern elektrische Energie und sind unerlässlich für die Glättung von Spannungsschwankungen oder die Koppelung von Signalen. Induktivitäten, die Energie in Form eines magnetischen Feldes speichern, werden häufig in Filterschaltungen und zur Regelung des Stromflusses verwendet. Transformatoren schließlich wandeln Spannungen und Ströme durch elektromagnetische Induktion um und sind daher unverzichtbar in vielen Anwendungen.

In den optoelektronischen Modulen und Sensorlösungen von ams Osram finden diese passiven Komponenten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Sie tragen entscheidend zur Effizienz und Zuverlässigkeit der Produkte bei, die in einer Vielzahl von Anwendungen von LED-Treibern bis hin zu hochkomplexen Sensoren zum Einsatz kommen.

Als integraler Bestandteil der technologischen Innovationen von ams Osram gewährleisten passive Komponenten, dass die Produkte des Unternehmens nicht nur den hohen Anforderungen der Industrie gerecht werden, sondern auch den Weg für zukünftige Entwicklungen ebnen. In einer Branche, die ständig auf der Suche nach leistungsfähigeren und effizienteren Lösungen ist, bleiben diese unscheinbaren, aber unverzichtbaren Bausteine von zentraler Bedeutung.

passive Komponenten Elektronik Industrie
© KI-generiert

Fokussierung auf Kernkompetenzen

Für ams Osram stellt dieser Verkauf einen klaren Schritt in Richtung einer Fokussierung auf ihre Kernkompetenzen, insbesondere in den Bereichen Sensorik und Optoelektronik, dar. Durch den Verkauf nicht-strategischer Geschäftsfelder kann das Unternehmen seine Ressourcen und Investitionen auf Bereiche konzentrieren, die eine höhere Rentabilität und stärkere Wachstumschancen bieten. So erzielte die Sensorik-Sparte von ams Osram im Jahr 2022 ein zweistelliges Umsatzwachstum und eine operative Marge von über 20 Prozent, während die Sparte für passive Komponenten deutlich niedrigere Margen aufwies.

Für das chinesische Unternehmen, das die Sparte übernimmt, stellt der Erwerb eine Möglichkeit dar, seine Position im globalen Markt zu stärken. Chinesische Unternehmen verfolgen häufig die Strategie, durch den Zukauf von Technologie und Know-how ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und ihre Marktanteile international auszubauen. In diesem Fall könnten sie durch den Erwerb von ams Osrams Sparte für passive Komponenten Zugang zu etablierten Kundenbeziehungen, Technologien und Produktionskapazitäten erhalten.

>>> ams Osram: Trotz 400 Millionen-Deal starker Umsatzrückgang

ams Osram hat in den letzten Jahren erhebliche finanzielle Herausforderungen erlebt, die insbesondere durch die hohe Verschuldung nach der Übernahme von Osram und durch Marktunsicherheiten verstärkt wurden. Die Übernahme von Osram, die 2019 begonnen und 2020 abgeschlossen wurde, führte zu einer erheblichen Verschuldung des Unternehmens. Nach der Übernahme stieg die Nettoverschuldung von ams Osram auf rund 1,8 Milliarden Euro an. Diese Schuldenlast belastete die Bilanz des Unternehmens erheblich, insbesondere in einem Umfeld, das durch wirtschaftliche Unsicherheiten und intensiven Wettbewerb geprägt ist.

Der Druck auf die Finanzen wurde auch durch rückläufige Umsätze verstärkt. Im Geschäftsjahr 2022 verzeichnete ams Osram einen Umsatzrückgang auf etwa 4,8 Milliarden Euro, nachdem das Unternehmen in den Vorjahren noch Umsätze von über 5 Milliarden Euro erreicht hatte. Gleichzeitig sank die operative Marge, was die Profitabilität weiter belastete.

Der deutsch-österreichische Konzern ams-Osram hat einen Großauftrag seines wichtigsten Kunden Apple für seine neue MicroLED-Technologie. Für 800 Millionen Euro hatte das Unternehmen eigens ein Werk in Kulim, Malaysia, errichtet, das jetzt still steht. Steyr Automotive will die Produktion der E-LKW von Volta Trucks weiterführen, Siegfried Wolf möchte das Unternehmen zum OEM, also zum Markenhersteller von Fahrzeugen mit elektrischem Antrieb machen und das unter der Marke Steyr. Und der Konjunktur-Kompass für März: Die konjunkturelle Trendwende in der österreichischen Industrie lässt weiterhin auf sich warten.