Fabrik in Leopoldsdorf schließt : Agrana: Landwirtschaftsminister pocht auf Erhalt der Eigenversorgung
Für Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hat der Erhalt der Eigenversorgung mit österreichischem Zucker "höchste Priorität". In Österreich wird die gesamte Agrana-Zuckerproduktion künftig nur mehr am Standort Tulln erfolgen. "Auf EU-Ebene gilt es weiterhin Allianzen zu schmieden, um geeignete Schutzklauseln zur Absicherung des Zuckermarktes zu schaffen", erklärt Totschnig. Die Wirtschaftlichkeit der österreichischen Zuckerproduktion werde "durch die Überproduktion in Europa, zollfreie Importquoten aus der Ukraine und erhebliche Einschränkungen beim Pflanzenschutz erschwert".
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Die Zuckerfabrik Leopoldsdorf stand bereits in der Vergangenheit wegen zu geringer Rübenmengen vor dem Aus. Im Herbst 2020 wurde daher von Agrana, Landwirtschaftsministerium und Rübenbauern ein "Zuckerpakt" zur Absicherung des Werkes Leopoldsdorf verkündet. Um die Fabriken in Tulln und Leopoldsdorf gut auszulasten, benötigt das Unternehmen nach Angaben vom Mai des Vorjahres eine Rübenanbaufläche von 38.000 Hektar. Damals hatte Büttner im Zusammenhang mit der in Ausarbeitung befindlichen Konzernstrategie betont, dass Leopoldsdorf nicht zur Disposition" stehe.

Gewerkschaft fordert "Sozialplan"
Einen Sozialplan und eine Arbeitsstiftung für die 120 betroffenen Beschäftigten fordert die Gewerkschaft PRO-GE angesichts der am Mittwoch bekannt gegebenen Schließung der Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfeld. "Die Entscheidung des Konzerns, die Zuckerproduktion in Leopoldsdorf einzustellen, ist äußerst bedauerlich", erklärt PRO-GE-Chef Reinhold Binder in einer Aussendung.
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Die Gewerkschaft hat wegen der Werksschließung bereits mit Agrana-Konzernbetriebsratschef Thomas Buder Kontakt aufgenommen. Beide Gewerkschafter drängen auf eine sozialverträgliche Lösung für die Beschäftigten. "Das Wichtigste ist jetzt, den betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine Perspektive für ihr weiteres Berufsleben zu geben", so der PRO-GE-Vorsitzende.

270 Mitarbeiter betroffen
Der Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern Agrana hat am Mittwoch bekanntgegeben, zwei seiner vier Zuckerfabriken in Österreich und Tschechien zu schließen. Die Produktion an den Standorten Leopoldsdorf im Marchfeld und Hrušovany in Tschechien wird mit sofortiger Wirkung eingestellt. Von der Schließung sind in Leopoldsdorf rund 120 und in Hrušovany rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen.
Für die von den beiden Werksschließungen betroffenen 270 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will der Zuckerkonzern "umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen" setzen. Vorgesehen sind Umschulungs- und Qualifizierungsprogramme, die Möglichkeit der Weiterbeschäftigung an anderen Agrana-Standorten sowie individuelle Abfertigungen und Beratung bei der beruflichen Neuorientierung.