Kanada verhängt Gegenzölle : Milliardenschwere kanadische Gegenzölle in Kraft

Mit den US-Zöllen habe Präsident Trump "unnötigerweise eine unglaublich erfolgreiche Handelspartnerschaft gestört", sagte der kanadische Finanzminister Dominic LeBlanc.
- © Ketsara - stock.adobe.comNach den von US-Präsident Donald Trump verhängten Zöllen auf alle Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 Prozent sind kanadische Gegenzölle in Kraft getreten. Auf US-Produkte wie beispielsweise Computer, Sportausrüstung und Werkzeuge in Höhe von insgesamt rund 20 Milliarden US-Dollar (18,37 Mrd. Euro) werden nun Gegenzölle in Höhe von 25 Prozent erhoben, wie aus einer Pressemitteilung mehrerer kanadischer Minister hervorging.
Mit den US-Zöllen habe Präsident Trump "unnötigerweise eine unglaublich erfolgreiche Handelspartnerschaft gestört", sagte der kanadische Finanzminister Dominic LeBlanc. "Es ist ein komplett unberechtigter und ungerechtfertigter Akt, der die Kosten für Amerikaner und Kanadier steigern wird. Wir arbeiten aktiv daran, diese Zölle zu beseitigen, aber währenddessen wird unsere Regierung jedes ihr zur Verfügung stehende Werkzeug nutzen, um kanadische Jobs zu sichern und unsere Unternehmen und Mitarbeitenden in diesen herausfordernden Zeiten zu unterstützen."
Trump argumentiert, exzessive Stahl- und Aluminiumimporte bedrohten die nationale Sicherheit der USA.
BMW übernimmt für US-Händler Zoll-Kosten bei Importen aus Mexiko
Der deutsche Autobauer BMW übernimmt einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge teilweise die höheren Kosten, die seinen Händlern in den USA durch die neuen Zölle auf Importe aus Mexiko entstehen. Zumindest in den nächsten Wochen würden diese aufgefangen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf eine Mitteilung von BMW an die Händler. Demnach sind bestimmte in Mexiko hergestellte Modelle von den Zöllen betroffen, so die 3er Limousine und das 2er Coupé.
Diese Fahrzeuge werde das Unternehmen bis zum 1. Mai "preislich schützen". BMW reagierte nicht sofort auf eine Reuters-Anfrage nach einem Kommentar. Einem Unternehmenssprecher zufolge entfallen etwa zehn Prozent der BMW-Verkäufe in den USA auf Importe aus Mexiko.
Goldpreis steigt bis knapp unter Rekordhoch
Der Goldpreis hat am Donnerstag den dritten Tag in Folge zugelegt und ist bis knapp unter das Rekordhoch gestiegen. Ein wesentlicher Treiber bleibt die Sorge vor den Folgen der aggressiven Zollpolitik der neuen US-Regierung. In der Früh wurde eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) an der Börse in London bei 2.938 Dollar (rund 2.699 Euro) gehandelt und damit um etwa 2 Dollar höher als am Vortag. Damit liegt der Kurs nur knapp unter dem Rekordhoch von gut 2.956 Dollar Ende Februar.
Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident im Jänner hat das Edelmetall mehr als 8 Prozent an Wert gewonnen. In dieser Zeit zählte die Zollpolitik von Trump zu den stärksten Preistreibern am Goldmarkt. Zuletzt hatte Trump neue Zölle auf Stahl und Aluminium verhängt. Die Zollpolitik trifft auf wachsende geopolitischen Risiken, darunter der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, was die Nachfrage nach riskanteren Anlagen bremst, während Anleger stärker auf sichere Häfen wie Gold setzen.
Ökonomen erwarten in den kommenden Monaten als Folge der Zölle auch einen stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise. "Mit der Einführung der Zölle könnte der Preisdruck wieder aufkommen", sagte Bart Melek, Rohstoffexperte bei der kanadischen Finanzdienstleister TD Securities. "Eine Beschleunigung des Preisauftriebs in den USA könnte die US-Notenbank dazu zwingen, von geplanten und erwarteten Leitzinssenkungen abzusehen, was die Goldpreisdynamik etwas bremsen könnte", heißt es in einer jüngst veröffentlichten Einschätzung der Dekabank.
Wegen Zoll-Streits auch 2025 Rezession in Deutschland möglich
Sollte der Handelsstreit zwischen Europa und den USA eskalieren, droht der deutschen Wirtschaft laut Deutsche-Bundesbank-Präsident Joachim Nagel das dritte Rezessionsjahr. Deutschlands Wirtschaft stagniere, sagte Nagel in einem am Donnerstag verbreiteten BBC-Interview. "Nun befinden wir uns einer in einer Welt mit Zöllen, somit können wir womöglich eine Rezession in diesem Jahr erwarten, wenn die Zölle wirklich kommen", sagte Nagel. Die Lage sei herausfordernd.
Die deutsche Wirtschaft ist bereits 2023 und 2024 jeweils geschrumpft und dürfte nach Einschätzung vieler Ökonomen im laufenden Jahr allenfalls leicht wachsen.
Trump verschärfte Handelsstreit mit der EU
Zuletzt hatte sich der von US-Präsident Donald Trump losgetretene Handelsstreit mit der Europäischen Union verschärft. Die EU kündigte unmittelbar nach Inkrafttreten von US-Sonderzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte am Mittwoch Gegenmaßnahmen an. Die europäischen Zölle sollen US-Waren im Wert von 26 Milliarden Euro und Produkte von Booten über Bourbon Whiskey bis hin zu Motorrädern betreffen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einer raschen und angemessenen Reaktion.
Die EU habe auf die US-Zölle mit Gegenmaßnahmen reagieren müssen, sagte Nagel. "Man kann eine solche Politik nicht akzeptieren." Die Türen für Verhandlungen sollten aber offen bleiben, man müsse miteinander reden. "Ich hoffe, es gibt das Verständnis innerhalb der Trump-Regierung, dass der Preis, der bezahlt werden muss, auf der Seite der Amerikaner am höchsten ist." Wenn diese Lektion gelernt und verstanden werde, dann gebe es einen Spielraum zum Manövrieren, um das Ganze zu stoppen.