New Work : Wolfgang Theiner: "Der klassisch österreichische Ansatz löst sich auf"

Moderator und Studiogast Wolfgang Theiner
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Die Digitalisierung hat durch die Pandemie einen starken Schub erfahren. Das hat vor allem bei KMUs zu Veränderungen in der Arbeitsweise geführt und die fortlaufende Transformation beschäftigt das Management in zahlreichen Unternehmen.

Interne Prozesse müssen überdacht, die vergangenen Jahrzehnte oft auch hinterfragt werden. Manche Unternehmen müssen sich neue Geschäftsfelder erarbeiten, die mittels Digitalisierung besser adressiert werden können. In einzelnen Geschäftsbereichen sind auch ganz neue Wege möglich, etwa im Vertrieb - hier entwickeln sich in vielen Unternehmen bereits konstruktive Prozesse. Digitalisierung bedeutet aber nicht immer nur, eine neue Software ins Unternehmen zu holen. So zitiert Wolfgang Theiner, kaufmännischer Geschäftsführer bei Cosmo Consult, den Telefónica-CEO Álvarez-Pallete: "Die Digitalisierung schlechter analoger Prozesse führt zu schlechten digitalen Prozessen."

Effizientere Arbeitsweise

Eine effizientere Arbeitsweise ist das Ergebnis einer gut durchdachten digitalen Transformation eines Unternehmens. Fälschlicherweise wird damit oft der Abbau von Arbeitskräften in Verbindung gebracht. Experten erinnern aber daran, diese Situation als Chance zu sehen, Fachkräfte zu finden und zu behalten, die sie dann besser einsetzen können als bisher. Auch Theiner spricht hier davon, sich von herkömmlichen 0815-Prozessen zu verabschieden und gut bezahlte Arbeitskräfte verstärkt einzusetzen.

Das IT-Beratungsunternehmen steht aktuell nicht nur als Dienstleister mit passender Software bei neuen Prozessentwicklungen zur Seite, sie erleben die Transformation auch im eigenen Unternehmen. Die Entwicklung hin zur Digitalisierung bringt eine besondere Erkenntnis mit sich, so Theiner, denn der Mensch rückt in den Mittelpunkt. Gute Unternehmen können gerade jetzt auf ihre Mitarbeiter Rücksicht nehmen, ihnen einfachere Arbeitsabläufe bieten und so ein effizienteres und leistungsstärkeres Umfeld schaffen.

INDUSTRIEMAGAZIN NEWS hat mit Wolfgang Theiner über diese Prozesse und die Ressource Mensch in der "New Work" gesprochen.

Das gesamte Interview mit Wolfgang Theiner finden sie hier.

INDUSTRIEMAGAZIN NEWS: In den letzten beiden Jahren gab es viele Veränderungen. Was hat sich speziell in Ihrer Brache als IT-Dienstleister verändert? Wie erleben Sie die Auswirkungen der jüngsten Krisen?

Wolfgang Theiner: Wir schlittern von einer Krise in die nächste und jede bringt Veränderung mit sich. Was vor allem durch die Pandemie geblieben ist, ist das Thema Homeoffice. Nicht nur für die Mitarbeiter, auch für die Unternehmen ist der Arbeitsablauf dadurch ein anderer. Was wir erleben ist, dass die IT bei vielen Unternehmen vom Rand, früher oft auch als Kostentreiber angesehen, jetzt in die Mitte gerückt ist. Viele stellen sich die Frage, wie kann man das eigene Unternehmen digitalisieren und diese Transformation auch beschleunigen. Die IT hilft mittlerweile auch sehr dabei neue Geschäftsmodelle zu kreieren.

IM NEWS: Womit beschäftigen sich Ihre Mitarbeiter derzeit besonders intensiv?

Theiner: Für unsere Mitarbeiter und auch die Mitarbeiter der Kunden ist das Thema New Work sehr wichtig geworden, den klassischen 9-to-5-Job gibt es in vielen Unternehmen nicht mehr. Vor allem die Organisation des neuen Arbeitsablaufs ist hierbei eine große Herausforderung, die unterstützt werden muss.

IM NEWS: Mitarbeitermotivation spielt eine sehr große Rolle - wie ist das möglich?

Theiner: Die Motivation hoch zu halten ist eine große Herausforderung. Vor allem aufgrund der hohen Belastung derzeit im Bereich Consulting und Entwicklung. Auf der anderen Seite sind wir als Unternehmen gefordert die Softwarelösungen, die wir unseren Kunden anbieten, natürlich auch selbst einzusetzen. Und dort geht der Weg hin - wir sind damit beschäftigt uns zu überlegen, wie wir mehr Zeit für unsere Mitarbeiter gewinnen können, vor allem durch Automatisierung. Interne Abläufe, die immer wieder die selben sind, müssen möglichst rasch automatisiert werden, um Mitarbeitern Zeit zurückgeben zu können, die sie dann für Dinge aufwenden könne, die ihnen wichtig sind - wie auch Freizeit.

IM NEWS: Digitale Transformation ist oftmals nur ein Lippenbekenntnis - wie weit sehen Sie selbst die Entwicklung?

Theiner: Nicht nur unsere Kunden, sondern auch wir selbst sind mitten drin in dieser digitalen Transformation - ich fühle mich hier immer wieder wie ein Wanderprediger. Wir müssen neu denken, wir müssen als Unternehmensberater interagieren und nicht mehr nur als IT-Berater. Wir müssen uns überlegen, wie ein Durchlauf bei einem Projekt schneller und effizienter gestaltet werden kann. Das alles gilt auch immer für unsere Kunden und vor allem Effizienz ist aufgrund begrenzter IT-Budgets ein wichtiges Thema. Die Entwicklung hat nicht nur mit der IT sondern auch seht viel mit einer Geisteshaltung zu tun. Der klassische österreichische Ansatz "Das haben wir immer schon so gemacht", der löst sich auf und damit werden Unternehmen nicht mehr lange weiter existieren.

IM NEWS: Die Mitarbeiter beteiligen und mitnehmen - wie wichtig ist das bei diesem Transformationsprozess?

Theiner: Unsere Arbeitswelt und das Wirtschaftsumfeld ändern sich massiv und dabei sollte ein großes Augenmerk auf den Mitarbeitern liegen. Wir alle arbeiten mit Menschen und wir bilden der Mittelpunkt der Softwarelösung!