Unternehmen, Behörden und Betreiber kritischer Infrastrukturen stehen unter Zugzwang. Insbesondere auch weil das“ Harvest-now-Decrypt-later“-Szenario droht: Angreifer sammeln bereits heute verschlüsselte und aber nicht dechiffrierbare Daten, und versuchen diese dann später mit Hilfe von Quantencomputern zu knacken. Dies betrifft vor allem sensible Geschäftsdaten, Kundendaten und vertrauliche Informationen, die auch Jahre später noch von hohem Wert sein können.
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Hier soll der Umstieg auf Post-Quantum-Cryptography-Verfahren (PQC) Abhilfe schaffen. Algorithmen wie Kyber, Dilithium, Falcon oder SPHINCS+ basieren auf mathematischen Problemen – etwa Gitterstrukturen oder Hash-basierten Konstruktionen –, die selbst für künftige Quantencomputer als schwer lösbar gelten.
Der Wechsel zu PQC gilt aber als hochkomplex. Fachleute rechnen damit, dass der vollständige Austausch kryptografischer Verfahren in großen Systemlandschaften bis zu zehn Jahre dauern kann – zumal Lieferketten, Standards und Zertifizierungen angepasst werden müssen.
Behörden treiben die Migration voran. Das US-amerikanische NIST bereitet derzeit PQC-Standards vor und empfiehlt Unternehmen, klassische Algorithmen schrittweise ab 2030 zu ersetzen; bis Mitte der 2030er-Jahre sollen PQC-Verfahren in vielen sicherheitskritischen Kontexten Standard sein.
Auch die EU hat einen entsprechenden Migrationsplan. Eine offizielle Roadmap der EU sieht vor, dass ab spätestens Ende 2030 alle kritischen Infrastrukturen und Anwendungen mit hohen Datenschutzanforderungen – etwa im Finanz- und staatlichen Bereich – auf quantensichere Verschlüsselungsverfahren umgestellt sein sollen. Henna Virkkunen, Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission für technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, betont, Post-Quanten-Kryptografie sei „entscheidend, um ein hohes Maß an Cybersicherheit zu gewährleisten und unsere Systeme gegen künftige Bedrohungen zu stärken“. Die EU-Roadmap gebe „eine klare Richtung vor, um die robuste Sicherheit unserer digitalen Infrastruktur sicherzustellen“.
Die vollständige Migration auf Post-Quantum-Kryptografie für sämtliche Anwendungen, also auch Alltags- und Nicht-Hochrisiko-Dienste, soll bis spätestens 2035 abgeschlossen sein. Auch wenn es keine Verpflichtung hierfür gibt: Ziel ist es auch hier, herkömmliche kryptographische Verfahren abzulösen.