Holzindustrie : Österreichische Holzindustrie: Große Nachfrage bei stagnierenden Erträgen

forstwirtschaft, holz, holzverarbeitung, kran, verladen, holzindustrie, sägewerk, bauholz, kantholz, palette, holzstapel, gabelstapler, stapler, holzhandel, rundholz, lager, holzwirtschaft, stamm, sägen, rinde, rohstoff, stapel, industrieholz, transport, transportwagen, gebündelt, wald, verarbeitung, waldwirtschaft, langholz, agrarfoto, countrypixel

Österreichs Holzindustrie geht es gut: große Nachfrage nach heimischem Holz.

- © Countrypixel - stock.adobe.com

Der österreichischen Holzindustrie geht es gut. Trotz hoher Energie- und Rohstoffpreise lässt die große Nachfrage nach heimischem Holz Erträge auf dem bisherigen Niveau erwarten. Die Ausfälle beim Schnittholz durch ein Embargo von Russland - eines der Haupt-Exportländer - können durch die österreichische Holzindustrie ausgeglichen werden. Trotz des großen Exportüberschusses befürwortet die österreichische Holzindustrie weiterhin ein Aussetzen der teilweisen Außernutzungstellung der Wälder, wie dies der Green Deal der EU vorsieht.

"Unsere Mitglieder haben im Jahr 2021 Waren im Wert von 10,43 Milliarden Euro abgesetzt, das ist eine Steigerung von fast 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr", so der Industrievertreter Erlfried Taurer. Auch im Außenhandel gab es 2021 eine deutliche Belebung. Exporten im Wert von 7,28 Mrd. Euro standen Importe von 5,66 Mrd. Euro gegenüber. "Unsere Unternehmen haben 2021 einen Außenhandelsüberschuss von 1,62 Milliarden Euro erwirtschaftet, ein Zuwachs von 67 Prozent", so Taurer.

80 Prozent der Holzerzeugnisse - vom Bauholz über Möbel bis zum Ski - gehen ins Ausland. "Der Start ins Jahr 2022 war gut", so Fachverbands-Obmann Herbert Jöbstl.

Mehr zu Nachhaltigkeit und Umwelt diskutieren Top-Experten und CEOs mit am 12. Industriekongress, am 23. Juni 2022 in Wien.

Gute Geschäfte

"Es ist überall gut gelaufen", sagte auch Verbandskollege Andreas Ludwig. Bauen mit Holz liegt im Trend, dem Einrichtungsgeschäft gehe es ebenfalls gut - auch aufgrund der Coronapandemie und dem Rückzug ins Private. Die Skiindustrie habe die Geschäftseinbrüche der vergangenen Jahre überstanden. Die Preisdynamik der letzten Monate - unter der besonders das Baugewerbe gelitten hat - habe sich zudem ebenfalls stabilisiert. "Wir liegen bei vielen Holzprodukten unterhalb der Preisspitzen vom Sommer 2021. Die Steigerung der Produktion und der Fokus auf den Heimatmarkt haben die Preisdynamik gebremst, die Marktlage stabilisiert und Lieferfristen normalisiert", so Ludwig. "Außerdem stellen wir fest, dass viele Kunden vorausschauender planen und von just-in time-Bestellungen absehen", ergänzte er.

"Kaskadische Holznutzung"

Bei der Energiegewinnung mit Holz setzt die Holzindustrie auf eine "kaskadische Nutzung". Dabei findet das Holz vor der Verbrennung noch Verwendung als Bauholz oder in der Papier- und Kartonindustrie. Ende Mai hatte Bundesforste-Vorstandssprecher Rudolf Freidhager vorgerechnet, dass es zwar in Österreich einen jährlichen Holzzuwachs von an die 30 Mio. Festmeter gibt, deswegen die Wälder als strategische Energiereserve zu sehen, sei aber nicht möglich. "Es gibt offensichtlich ein sehr großes Missverständnis zwischen dem Zuwachs im österreichischen Wald und der möglichen Erntemenge", sagte Vorstandssprecher Rudolf Freidhager. Bei den 30 Mio. Festmetern handle es sich nicht um Ernte- sondern Vorratsfestmeter, also gesamte Bäume samt Rinde und Äste. Dazu kämen Millionen Festmeter Holz in Schutzlagen oder Lagen, wo schlicht nicht geerntet werden könne.

Holzmangel durch Ukraine-Krieg?

Russland, die Ukraine und Weißrussland sind wichtige Holz-Lieferanten für den europäischen und österreichischen Markt. Aufgrund des Krieges in der Ukraine sind nun große Mengen Holz für den Europa nicht mehr verfügbar - rund 10 Prozent des europäischen Verbrauchs im Jahr 2021. Um einem Holzmangel vorzubeugen, will die heimische Holzindustrie mehr schlagen - wird aber durch die Umweltpolitik eingeengt.

Österreich ist weltweit an neunter, in Europa an vierter Stelle der wichtigsten Schnittholzproduzenten. Im Jahr 2021 wurden 10,8 Millionen Kubikmeter Schnittholz geerntet. Kurzfristig wäre eine Steigerung der Produktion um weitere fünf Prozent möglich - fast 11,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Somit könnte Österreich einen Teil der russischen Importe ausgleichen. 2021 führte Österreich 146.000 Kubikmeter Nadelschnittholz aus Russland ein. Ein Plus von 5 Prozent bei unserer Produktion bedeute 700.000 Kubikmeter. "Damit könnten wir uns selbst versorgen und zusätzlich in die EU liefern", so Markus Schmölzer, Vorsitzender der heimischen Sägeindustrie, der auch Funktionär im Fachverband der Holzindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) ist.

Im Jahr 2020 wurden in Österreich fast 17 Millionen Festmeter Holz geerntet, 2021 dürften es etwas mehr gewesen sein. Die Nachhaltigkeitsgrenze liege bei 22 Millionen Festmeter, hier sei also noch Luft nach oben: 25 Prozent des Zuwachses würden derzeit im Wald bleiben, so Schmölzer weiter.

Sperrung von Ernteflächen durch die EU?

Dass in der EU womöglich umfangreiche Waldflächen für die Holzernte gesperrt werden, lehnen die Branchenverbände aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ab. Sie haben deshalb ein gemeinsames Positionspapier erarbeitet, mit dem sie sich im Sinne des "Green Deal" gegen die Entwürfe der EU-Forst- und der EU-Biodiversitätsstrategie wenden.

Das Ziel, mindestens 10 Prozent der Landfläche unter strengen Schutz zu stellen, sei grundlegend zu überdenken, da bei einer Umsetzung solcher Vorgaben in der EU circa 40 Prozent weniger Holz zur Verfügung stehen werde. Wichtige Ziele der EU-Politik wie eine Dekarbonisierung des Wohnbaus und eine beschleunigte Energiewende seien so nicht zu erreichen. Zudem würde die Importabhängigkeit von Russland auch bei Holzprodukten zunehmen. "Die Wertschöpfungskette Holz muss in Europa gestärkt werden", wird gefordert.

Zur Renewable-Energy-Directive der EU wird gewarnt, dass alle über die RED-Richtlinie hinausgehenden kostentreibenden Faktoren aus dem Richtlinien-Entwurf zur RED entfernt werden sollten. Holz sei wichtiger Bestandteil für eine erfolgreiche Energiewende, und für die Holzverwendung sei nach einer mehrfachen stofflichen Nutzung eine energetische Nutzung sinnvoll, heißt es in dem Drei-Länder-Manifest. Betreffend die Land Use, Land-Use-Change und Forestry-Verordnung stehe der Ansatz der EU-Kommission einem größtmöglichen Klimaschutzeffekt entgegen, nämlich der Verwendung von Holz und der Substitution von fossilen Rohstoffen und energieintensiven Materialien durch den nachwachsenden Rohstoff. Brüssel plane zwar eine höhere Kohlenstoffspeicherung in den Wäldern, übersehe aber, dass ältere Bäume im Vergleich zu jüngeren weniger speichern könnten. Ein verjüngter Wald könne anders als überalterte Bestände erneut CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen.