Firmenpleiten in Österreich 2025 : Droht 2025 eine neue Insolvenzwelle?

Formulares eines Insolvenzvertrages auf hellem Hintergrund

Der Kreditversicherer Acredia erwartet auch heuer einen weiteren Anstieg der Firmenpleiten

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Steigende Unternehmensinsolvenzen: Prognose für 2025 zeigt keine Entspannung

Die aktuelle Insolvenzprognose des Kreditversicherers Acredia in Zusammenarbeit mit Allianz Trade deutet auf einen weiteren Anstieg der Firmenpleiten im Jahr 2025 hin. In Österreich wird mit einem Zuwachs von zwei Prozent gegenüber 2024 gerechnet. „Es ist weiterhin keine Entspannung in Sicht. Für 2025 rechnen wir mit 6.700 Firmenpleiten, ein ähnlich hohes Insolvenzniveau wie 2024,“ erklärt Gudrun Meierschitz, Vorständin der Acredia Versicherung. Erst 2026 sei ein leichter Rückgang auf rund 6.500 Fälle möglich.

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Rückblickend verzeichnete Österreich im Jahr 2024 insgesamt 6.550 Unternehmensinsolvenzen – ein Plus von 22 Prozent gegenüber 2023. Alle Branchen meldeten zweistellige Zuwachsraten bei den Firmenpleiten. Besonders betroffen waren Finanzdienstleistungen (+31 Prozent), Bauwesen (+16 Prozent), Handel (+18 Prozent) und das Gastgewerbe (+21 Prozent).

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Globale Handelskonflikte könnten Pleitewelle verstärken

Trotz der Abschaffung der KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungs-Maßnahmen) bleibt das Insolvenzrisiko in der Bau- und Baunebenbranche, im Handel sowie im Dienstleistungssektor hoch. „Die schwächelnde Wirtschaft in der Eurozone, speziell in Deutschland, und die rückläufige Nachfrage setzen auch in diesem Jahr die österreichischen Unternehmen unter Druck,“ warnt Meierschitz.

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Ein weltweiter Handelskrieg könnte die Situation weiter verschärfen. „Wenn die Zoll- und Handelskonflikte eskalieren, müssten wir die Insolvenzprognose um einen Prozentpunkt nach oben anheben,“ so Meierschitz. Die wirtschaftliche Unsicherheit sei derzeit besonders hoch, und Unternehmen müssten wachsam bleiben, um Zahlungsausfälle zu vermeiden.

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Dramatischer Anstieg der Firmenpleiten in Europa und weltweit

In Österreichs Nachbarländern sind die Aussichten ebenfalls besorgniserregend: In Italien wird ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 17 Prozent erwartet, in Deutschland um zehn Prozent und in der Tschechischen Republik um fünf Prozent. „Die wirtschaftliche Unsicherheit bleibt in der gesamten Region hoch, und Unternehmen müssen sich verstärkt auf Resilienz und Anpassungsfähigkeit konzentrieren, um den steigenden Insolvenzen zu begegnen,“ betont Meierschitz.

Global prognostizieren Acredia und Allianz Trade für 2025 einen Anstieg der Firmenpleiten um sechs Prozent, gefolgt von weiteren drei Prozent im Jahr 2026. Besonders betroffen sind Russland (+24 Prozent), die Türkei (+20 Prozent), Brasilien (+13 Prozent) und die USA (+11 Prozent). Ein deutlicher Rückgang ist hingegen in Ungarn zu verzeichnen (-23 Prozent).

Neben den Insolvenzen sind auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gravierend: Weltweit stehen rund 2,3 Millionen Arbeitsplätze auf dem Spiel – 120.000 mehr als im Vorjahr, mit einem besonders hohen Risiko in Westeuropa.

  • Gudrun Meierschitz, Vorständin von Acredia, über die Insolvenzen 2023 und 2024 in Österreich.
    Es ist weiterhin keine Entspannung in Sicht. Für 2025 rechnen wir mit 6.700 Firmenpleiten, ein ähnlich hohes Insolvenzniveau wie 2024.

    Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland bleibt auf Wachstumskurs

Laut Statistischem Bundesamt stieg die Zahl der angemeldeten Insolvenzverfahren in Deutschland im Februar 2025 um 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seit Juni 2023 lagen die Zuwachsraten – mit Ausnahme von Juni 2024 – stets im zweistelligen Bereich.

Experten prognostizieren einen weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Der Informationsdienstleister CRIF erwartet bis zu 26.000 Firmenpleiten im Jahr 2025. „Die Liste der Probleme ist lang,“ warnt CRIF-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein – darunter hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme und politische Unsicherheit. Zudem könnten steigende Großinsolvenzen „Dominoeffekte“ auf verbundene Unternehmen auslösen.

Laut Creditreform könnte die Zahl der Pleiten sogar das Krisenniveau von 2009 mit über 32.000 Fällen erreichen. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sieht hingegen Anzeichen für eine Stabilisierung oder einen leichten Rückgang.