Industriemanager über EU Green Deal : Günter Eichhübl: "Der Green Deal war einfach so hingestellt"

Günter Eichhübl ehemaliger Geschäftsführer TSA

"Das laste ich von der Leyen an: Der Green Deal war einfach so hingestellt."
Günter Eichhübl, Berater und ehemaliger Geschäftsführer Traktionssysteme Austria

- © TSA

Moderation beim Green Deal

Die Auflösung der Nationalstaaten, wie es der österreichische Schriftsteller Robert Menasse für unausweichlich hält, steht für Günter Eichhübl nicht zur Debatte. Oder wollen wir Europa zerstören, fragt der Berater und frühere langjährige Industriemanager rhetorisch. Der EU als tragendes Projekt für Europas Zukunft steht der frühere Chef des Antriebsbauers Traktionssysteme Austria vorbehaltslos gegenüber - "wenngleich wir es aus Brüssel gewohnt sind, dass die Beamten zuallererst mit Regulativen kommen, während die US-Wirtschaft die Freiheit genießt, sehr viel sensibler auf Restriktionen zu reagieren", sagt Eichhübl.

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Insofern bewundert er die Vereinigten Staaten, in denen ein republikanischer Sieg in der "Wahl des Jahres" für Industrie & Co wohl durchaus Reiz hat: Diese Freiheit beflügelt - wenngleich mit einem erratischen Trump es geopolitisch "in einer Katastrophe enden könnte", so Eichhübl.

Europa will er - trotz seiner bedenklichen Mentalität des Bedienenlassens auf sicherheitspolitischer Ebene und allzu butterweicher Reden – keinesfalls abschreiben. Auch die grunsätzliche Idee des Green Deal sei intakt, er sei nur zu wenig moderiert worden. "Das laste ich von der Leyen an: Er war einfach so hingestellt", sagt der Ex-Manager.

Green Deal bringt Geschäftschancen

Im Lichte der Instabilitäten reihum sei es nun eine gute Strategie, hier - ökonomisch grundiert - in der nächsten Legislaturperiode Kontinuität zu zeigen. Rund um den Green Deal würden sich "tausend interessante Geschäftschancen" etablieren, während Populisten den Untergang des Autolandes Österreich propagieren. "So ein Blödsinn", sagt Eichhübl.

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Zuweilen sieht er auch die Akteure der heimischen Wirtschaft als zu mieselsüchtig an. So beschleicht ihn das Gefühl, wir seien in Österreich gar nicht so innovationsoffen, sondern viel zu oft Neuem skeptisch gegenüber eingestellt. Auch in der Industrie. "Ich höre immer, was alles nicht geht und warum wir uns mit aller Kraft an das Exportprodukt Verbrennungsmotor klammern müssten", sagt er. Das könne aber nicht die "Zukunftsmusik sein".

Dieser Artikel ist Auszug einer Story zu Europas industriepolitischer Zukunft in der kommenden INDUSTRIEMAGAZIN-Ausgabe 9/2024.

TSA-Chef Günther Eichhübl
Günther Eichhübl - hier am Shopfloor seines früheren Arbeitgebers TSA - © TSA