Österreichs KMU im Krisenmodus : Geschäftsklima auf historischem Tiefstand: ein Viertel der KMU plant Stellenabbau

a flat roof covered with bitumen felt after rain with a wheelbarrow

Auch die ausgebremste Bauwirtschaft schlägt auf die Stimmung der KMU in Österreich

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Die Stimmung unter klein- und mittelständischen Unternehmern ist so düster wie seit langem nicht mehr. Das aktuelle Geschäftsklima-Barometer von Creditreform Österreich, das auf einer Befragung von 1.700 Unternehmen basiert, fiel im Frühling 2024 auf minus 5 Punkte. Im Jahr zuvor lag der Wert noch bei plus 9,7 Punkten. Ein solch niedriger Wert wurde weder auf dem Höhepunkt der Pandemie noch während der Finanzkrise erreicht. Ein Viertel der befragten Unternehmen plant einen Personalabbau.

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Laut Creditreform befindet sich die österreichische Wirtschaft „im Sog der negativen Wirtschaftsentwicklung des wichtigsten Handelspartners Deutschland“. Zusätzlich sorgt eine allgemeine Unsicherheit durch mehrere Krisen und die hohe Inflation für Schwierigkeiten, insbesondere im Bau, in der Industrie und im Immobiliensektor. Diese Herausforderungen belasten auch den Mittelstand.

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Es herrscht große Unsicherheit

„Die Geschäftslage war im vergangenen Winterhalbjahr mehr als unbefriedigend, vor allem im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe. Die Ertragslage kann sogar als katastrophal bezeichnet werden, über die Hälfte der Unternehmen meldete rückläufige Erträge“, erklärte Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands Creditreform.

Die Erwartungen für die kommenden Monate sind bei klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) äußerst pessimistisch. Besonders im Handel und im verarbeitenden Gewerbe ist diese Trübung zu spüren. Im Baugewerbe wird der normalerweise positive Frühlingseffekt von der Krise überschattet.

Nur 17,7 Prozent der Unternehmen rechnen laut Umfrage derzeit mit steigenden Umsätzen, im Vorjahr waren es noch 26,7 Prozent. Im Gegensatz dazu erwarten gut ein Drittel (34,1 Prozent) Umsatzrückgänge. „Bei den Unternehmen herrscht eine große Unsicherheit, bedingt durch den Ukraine-Konflikt, mögliche Veränderungen in der Geldpolitik und der allgemein schlechten Konjunkturlage“, erläuterte Weinhofer.

Ein Viertel der Unternehmen plant Stellenabbau

Der Pessimismus schlägt sich auch auf die Beschäftigungssituation in den KMU nieder. 29,5 Prozent der Firmen haben ihre Belegschaft verkleinert, und ein Viertel plant weiteren Personalabbau. Zudem zögern die Betriebe mit neuen Investitionen: Nur rund ein Drittel (30,7 Prozent) plant derzeit Investitionen.

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Dennoch: Etwa zwei Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sehen die kommenden zwei bis drei Jahre optimistisch. Laut einer Studie der Erste Bank und der Sparkassen stimmten diesem Ausblick jedoch 2022 noch 74 Prozent der Befragten zu, während es 2020 sogar 79 Prozent waren. Außerdem berichteten 63 Prozent der Unternehmen, dass das Marktumfeld für ihr Geschäft in den letzten zwei bis drei Jahren schwieriger geworden sei. Es überrascht Erste-Bank-Firmenkundenvorstand Hans Unterdorfer wenig, dass der Optimismus etwas abnimmt: "Die Unternehmen spüren die Nachwirkungen der Krisen der vergangenen Jahre", erklärte Unterdorfer. "In Kombination mit dem Arbeitskräftemangel stellt das viele Betriebe vor Herausforderungen."

84 Prozent der KMU erwarten, dass sie in Zukunft mit steigenden regulatorischen Anforderungen und mehr Bürokratie konfrontiert sein werden. Rund 70 Prozent der Befragten betrachten den Arbeitskräftemangel und die Unternehmensfinanzierung als wesentliche Herausforderungen. Für 65 Prozent ist zudem die Digitalisierung in den nächsten zwei bis drei Jahren eine wichtige Aufgabe.