4.000 Jobs werden gestrichen : Ford schnürt Milliardenpaket für verlustträchtige Deutschland-Tochter

Ford Auto Automobilindustrie

Neue Finanzierung von bis zu 4,4 Mrd. Euro umfasst Kapitaleinlage, um die Schulden der Werke zu senken.

- © Ford

"Die Patronatserklärung war etwas Ungewöhnliches, die keine andere Ford-Tochterfirma hatte", sagt Ford-Deutschlandchef Marcus Wassenberg. "Der Wegfall der Patronatserklärung ist ein Schritt zurück zur Normalität und keineswegs Ausdruck von mangelndem Ford-Engagement in Europa - ganz im Gegenteil: Die mehreren Hundert Millionen Euro für den neuen Businessplan zeigen, dass die US-Zentrale weiterhin an den Erfolg in Deutschland und Europa glaubt."

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Die sogenannte Patronatserklärung aus dem Jahr 2006, mit welcher der US-Mutterkonzern für die Schulden der deutschen Tochter einstand, verliert damit aber ihre Gültigkeit. Dadurch wird Ford Deutschland etwas auf finanzielle Selbstständigkeit getrimmt.

Marcus Wassenberg, Geschäftsführer Ford-Werke GmbH
Ford-Deutschlandchef Marcus Wassenberg - © Ford
Ford bekennt sich mit dieser Finanzierung klar zu seinem europäischen Geschäft.
Ford-Vizepräsident John Lawler

Zusätzlich hunderte Millionen Euro als Boost

Neben der Finanzspritze zur Schuldentilgung stellt der Mutterkonzern in den kommenden vier Jahren mehrere hundert Millionen Euro zur Ankurbelung des Geschäfts zur Verfügung. Die zusätzlichen Mittel würden "für einen mehrjährigen Geschäftsplan zur Unterstützung der laufenden Restrukturierungsbemühungen und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit" bereitgestellt. Um langfristig in Europa erfolgreich zu sein, müsse der Konzern seine Strukturen weiter vereinfachen, Kosten senken und die Effizienz steigern, so Ford-Vizepräsident John Lawler. "Ford bekennt sich mit dieser Finanzierung klar zu seinem europäischen Geschäft", betont er.

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Ford hatte im vergangenen November angekündigt, bis Ende 2027 rund 4.000 Stellen in Europa zu streichen. 2.900 davon sollen in Deutschland und 800 in Großbritannien wegfallen. Ford verwies damals auf die schwierige Lage der Automobilindustrie in Europa. Diese sei geprägt von einer schwachen Nachfrage, hohen Kosten für die Umstellung auf Elektromobilität, einem harten Wettbewerb und Regulierungen. Das Management appellierte damals an die Politik, den Wandel zur Elektromobilität stärker zu unterstützen. Ford baut in Köln zwei neue Elektroauto-Modelle, den Ford Explorer und den Ford Capri. "Wir brauchen eine klare politische Agenda in Europa, die die Akzeptanz von Elektroautos fördert und die Verbrauchernachfrage mit den europäischen Emissionszielen in Einklang bringt", betonte Lawler erneut.

Ford-Vizechef John Lawler fordert eine klare politische Agenda in Europa.

Sparprogramm und Personalabbau

Ford Deutschland schreibt seit langem rote Zahlen. 2023 stellt der Autobauer die Produktion des Kleinwagenklassikers Fiesta ein. Mit einer Investition von knapp zwei Milliarden Euro wurde das Kölner Werk auf Elektrokurs gebracht, der Verkauf von zwei neuen Elektromodellen blieb bislang hinter den Erwartungen zurück. Ende 2024 kündigte das Management ein Sparprogramm an, das den Abbau von 2.900 Stellen am Standort Köln innerhalb von drei Jahren vorsieht. In Deutschland beschäftigt Ford nach Unternehmensangaben noch rund 15.000 Menschen, davon knapp 12.000 in Köln.

Ford-Vizechef John Lawler sagt, dass die Konzernmutter ihre deutsche Tochtergesellschaft bei der Transformation des Geschäfts fördere und die Wettbewerbsfähigkeit mit einer neuen Produktpalette stärke. "Um langfristig in Europa erfolgreich zu sein, müssen wir auch weiterhin unsere Strukturen vereinfachen, Kosten senken und die Effizienz steigern."