Maschinenbau : Deutsche Maschinenbauer besorgt über Fachkräftemangel

Fachkräftemangel in der deutschen Industrie: VDMA ist besorgt.

Fachkräftemangel in der deutschen Industrie: VDMA ist besorgt.

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Bei den deutschen Maschinenbauern spitzt sich der Fachkräftemangel zu. 43 Prozent der befragten Unternehmen der Branche klagten im Juli darüber, wie das deutsche Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage mitteilte. Bei der Auswertung im April waren es noch 38,7 Prozent. "Die Maschinenbauer spüren jetzt die Folgen des Personalabbaus vor und während der Coronapandemie", sagte Ifo-Experte Nicolas Bunde. "Jetzt suchen die Betriebe händeringend geeignetes Personal."

Nicht nur ausgebildete Mechatroniker, Mechaniker und IT-Spezialisten fehlen den Angaben zufolge. Auch bei gering qualifizierten Beschäftigten meldeten mehr Unternehmen einen Mangel: 9,4 Prozent, nach 8,3 im April.

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Im Ende Juli beendeten Ausbildungsjahr blieben 37.000 von fast 92.000 angebotenen Lehrplätzen in maschinenbaurelevanten Berufen unbesetzt, wie der Maschinenbauverband VDMA mitteilte.

Gründe seien nicht nur der Andrang an den Hochschulen und der demografisch bedingte Rückgang der Schülerzahlen. Hinzu kommen aus Sicht des VDMA-Bildungsexperten Jörg Friedrich eine unzureichende Berufsorientierung sowie mangelnde mathematische und technische Kompetenzen der jungen Menschen.

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"Etwa jeder dritte Personalverantwortliche klagt darüber, dass die Qualität der Bewerber zurückgeht", sagte Friedrich. Er forderte von der Politik eine breit angelegte Bildungsoffensive, "die insbesondere Technik flächendeckend als Unterrichtsfach an den Schulen etabliert". Hätten die Unternehmen erst einmal einen Ausbildungsplatz besetzt, stünden die Chancen gut, dass die Nachwuchskräfte auch die Berufsausbildung abschließen würden. Die Abbruchquote liege unter fünf Prozent. "Die duale Berufsausbildung bleibt der wichtigste Schlüssel, um den Fachkräftenachwuchs zu sichern", sagte Friedrich.

Auch an Material mangelt es den deutschen Maschinenbauern

Noch stärker wird die Branche derzeit allerdings durch den Mangel an wichtigen Vorprodukten eingeschränkt. 90,7 Prozent der Firmen klagten zu Beginn der zweiten Jahreshälfte über entsprechende Engpässe, etwas mehr als noch im Juni. "Seit Mitte 2021 ist der Materialmangel das Hauptproblem der Maschinenbauer", sagt Bunde. Viele Aufträge können daher nicht schnell abgearbeitet werden. Die Geschäftsaussichten im Maschinenbau werden entsprechend düster bewertet. Im Juli stieg das Barometer für die Erwartungen in den kommenden Monaten nur leicht auf minus 22,7 Punkte von minus 23,2 im Juni.

Der Maschinenbau ist neben den Autobauern und der Chemiebranche der wichtigste deutsche Industriezweig. Dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) zufolge zählen die Unternehmen etwa eine Million Beschäftigte in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes exportierten die deutschen Maschinenbauer im vergangen Jahr Waren im Wert von fast 195 Mrd. Euro ins Ausland. Nur die Autobranche setzte hier noch mehr um.

Schwächelnder Export

Die Folgen des Ukraine-Kriegs und die Konjunkturabkühlung in China belasten das Exportgeschäft der deutschen Maschinenbauer. Im ersten Halbjahr stiegen die Ausfuhren wertmäßig zwar um 2,3 Prozent auf 91 Mrd. Euro, wie der Branchenverband VDMA mitteilte. Ursache seien aber ausschließlich Preiseffekte. Gemessen an der Menge lagen die Ausfuhren 3,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahreszeitraumes.

"In Anbetracht des Kriegs in der Ukraine, der andauernden Pandemie, Störungen in den Lieferketten und hoher Materialkosten ist die Maschinenbaubranche damit noch recht glimpflich davongekommen", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

Die Exporte von Maschinen "Made in Germany" nach China sanken um 6,5 Prozent auf 9,1 Mrd. Euro. Der ebenfalls wichtige US-Markt sorgte dagegen für positive Impulse. Maschinen und Anlagen im Wert von 11,4 Mrd. Euro gingen in die USA. Das entspricht einem Plus von 16,2 Prozent. Zwar kühle auch das Wachstum der größten Volkswirtschaft der Welt deutlich ab, sagte Wiechers. Hoffnung machten aber Investitionen, die durch das kürzlich verabschiedete US-Klimapaket entstehen dürften. Davon würden europäische Maschinenhersteller profitieren.

Das Geschäft in der EU, die die wichtigste Absatzregion für die exportorientierte deutsche Schlüsselindustrie ist, stagnierte hingegen nahezu. Ausgeführt wurden Maschinen im Wert von 39,9 Mrd. Euro. Sie lagen mit einem nominalen Zuwachs von 0,3 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau.

Die Maschinenexporte nach Russland brachen um 36,7 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro ein. Deren Anteil an den gesamten deutschen Maschinenausfuhren sank von 3,2 Prozent auf 2 Prozent. In die Ukraine wurden im ersten Halbjahr 40,8 Prozent und nach Belarus 55,9 Prozent weniger Maschinen geliefert als im Vorjahreszeitraum.