Plansee ist international für seine Kompetenz im Bereich hochschmelzender Metalle bekannt und agiert in einer Reihe anspruchsvoller Märkte: von der Elektronik über die Medizintechnik bis hin zur Luft- und Raumfahrt. Weniger im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung steht indes das Engagement des Unternehmens im Verteidigungssektor – ein Bereich, der laut Vorstandschef Karlheinz Wex aktuell rund fünf Prozent zum globalen Umsatz beiträgt. „Wir sind kein Rüstungsunternehmen“, sagt Wex im Gespräch mit INDUSTRIEMAGAZIN. Doch mit Materialien wie Wolfram, Molybdän oder Tantal, deren Eigenschaften für sicherheitskritische Anwendungen nahezu ideal sind, liegt eine Beteiligung an der Lieferkette für militärische Systeme nahe.
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Die von Plansee produzierten Hochleistungswerkstoffe zeichnen sich durch hohe Warmfestigkeit, Dichte, Zugfestigkeit sowie mechanische Bearbeitbarkeit und Strahlenschutzwirkung aus. Sie kommen unter anderem in Steuerungskomponenten für Flugkörper, Antriebselementen für Satelliten, Penetratoren oder Fragmenten zum Einsatz. Die Herstellung erfolgt in zertifizierten Fertigungsstätten, unter anderem in den USA und Frankreich – zwei der wenigen Standorte innerhalb des Konzerns, an denen Wex Defence-Produkte konkret verortet.
Einige Anwendungen bleiben indes im Bereich der sogenannten „Dual Use“-Produkte – Komponenten, die sowohl in zivilen als auch militärischen Systemen Verwendung finden. Ein Beispiel: goldbeschichteter Wolframfeindraht für Satelliten. Technisch ein Kommunikationselement, funktional aber potenziell Bestandteil militärischer Infrastruktur.
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Der Umgang mit Defence-Kunden erfolgt bei Plansee unter größtmöglicher Diskretion. Konkrete Namen nennt Wex nicht – auch nicht im zivilen Bereich. „Wir unterliegen hier strengen Vertraulichkeitsvereinbarungen“, so der Vorstandschef. Nur wenn ein Kunde das Unternehmen offiziell referenziert – etwa Apple im Elektronikbereich – sei eine Kommunikation erlaubt. Plansee verzichtet bewusst auf öffentlichkeitswirksame Positionierungen. Diese Zurückhaltung hat auch sicherheitspolitische Gründe. Die Produktion von sicherheitsrelevanten Komponenten kann Ziel von Angriffen oder Sabotageakten werden. „Daher sprechen wir öffentlich nicht über Standorte, an denen konkret Produkte für Verteidigungssysteme gefertigt werden“, sagt Wex.
Ein strategisches Asset in diesem Zusammenhang: die vertikal integrierte Wertschöpfungskette von Plansee. Vom Erzkonzentrat über das Pulver bis zum Endbauteil erfolgt jeder Schritt in-house oder innerhalb des eigenen Produktionsnetzwerks. Das ermöglicht Rückverfolgbarkeit und Versorgungssicherheit – ein Aspekt, der für alle Kundengruppen von wachsender Bedeutung ist. Zugleich achtet das Unternehmen auf ethisch vertretbare Beschaffung. „Wir stellen durch zahlreiche Maßnahmen sicher, dass wir keine Rohstoffe aus bedenklichen Quellen verwenden“, heißt es dazu auf der Website. Plansee engagiert sich aktiv dafür, sogenannte Konfliktrohstoffe nur aus unbedenklichen Quellen zu kaufen bzw. über das Recycling zu gewinnen.