Und China? Fehlt hier die Innovation?
Arndt: China hat den Ruf, viel zu kopieren und dann günstiger zu machen. So viel günstiger ist es nun auch nicht mehr, aber China ist nicht zu unterschätzen. Das haben viele immer wieder gemacht, aber es war noch nie weise, die Konkurrenz zu unterschätzen, bei keinem Land. Ich denke, dass der Markt in China wachsen und mit der Comac C919 ein neues, gutes Produkt kommen wird. Das kann aber auch eine Chance für uns sein, man muss da gar nicht von einer Bedrohung sprechen.
Jetzt sind wir schon ein bisschen beim Thema Ausblicke. Ist es nicht momentan besonders schwer, solche zu begehen?
Arndt: Das ist gar nicht schwer, denn wir sehen, was in der Branche passiert. Es wird vielleicht nicht ganz reibungslos passieren und da und dort Verzögerungen geben – doch der Ausblick ist hervorragend. Die gute Entwicklung in der Luftfahrt wird sich über die nächsten Jahre fortsetzen. Die Prognosen von Boeing und Airbus – etwa, dass im Long Range Segment ab 2025 bis zu 250 Flieger jährlich ersetzt werden müssen – geben uns Rückenwind. Ich habe noch keine Zeit erlebt, in der die Aussichten besser waren als jetzt – mit all ihren Randerscheinungen, die ja eigentlich nur Luxusprobleme sind.
Wird in dieser rosigen Zukunft auch Wasserstoff eine Rolle spielen?
Arndt: Ich glaube, es wird ein Thema sein. In der Forschung ist aber noch einiges hinsichtlich Sicherheit zu tun. Auch Elektromobilität im Flugzeug wird ein Thema sein – vielleicht nicht auf dem gesamten Flug, aber auf der Rollbahn. Die Technologie hinter Wasserstoff wird sich auf jeden Fall weiterentwickeln, mit großen Sprüngen in den nächsten Jahren. Diese Entwicklungen werden zur Jahrzehntewende sichtbar sein – in welchem Ausmaß in der Luftfahrt, vermag ich heute nicht zu sagen.
Noch ein Blick auf das gesamte Unternehmen. Montana Aerospace strebt die Umsatzmilliarde an. Ein angenehmer Druck?
Arndt: Ich empfinde das als Herausforderung und tolle Gelegenheit, das Unternehmen voranzubringen. Das Segment Aerostructures will in den nächsten Jahren seinen Umsatz vervierfachen. Das ist kein bloßer Werbespruch für Aktionäre, das meiste davon ist schon unter Vertrag. Als Gesamtfirma wollen wir bis 2026/-27 auch weiter wachsen. Und mit unserem Team mache ich mir da auch gar keine Sorgen.