Wie stark ist der Standort Schwarzach heute im Vergleich zu früher?
Lehner: Wir sind an allen Standorten gewachsen. Besonders stark in Polen, wo wir auch Fläche ausgebaut haben. Unsere Arbeitsweise ist dezentral. Konstruktion, Softwareentwicklung und Projektteams arbeiten international und oft standortübergreifend.
Aber Sie haben auf das aktuelle Marktumfeld reagiert.
Lehner: Wir nutzen die Seitwärtsbewegung für Effizienzsteigerungen. Die Corona-Jahre waren wirtschaftlich extrem stark, aber auch kräftezehrend. Jetzt konsolidieren wir. Alterszeitmodelle, freiwillige Aufhebungen, Prozessoptimierung – all das trägt zur Steigerung der Produktivität bei.
Stichwort Indien: Was passiert dort konkret?
Lehner: Wir haben 2024 eine neue Niederlassung gegründet. Sie hat zwei Aufgaben: Einerseits Softwareentwicklung für die gesamte Gruppe, andererseits Vertriebs- und Serviceunterstützung für den indischen Markt. Der Austausch mit ALPLA hat uns beim Aufbau geholfen.
Das kommt nicht von ungefähr: Ihr Bruder Philipp ist Alpla-CEO.
Lehner: Wir beide haben unterschiedliche Karrierewege, aber gemeinsame Wurzeln. Unser Großvater hat uns beide unternehmerisch geprägt. ALPLA ist für uns Inspirationsquelle, besonders was Internationalisierung und Kundenbindung betrifft. Wir profitieren punktuell vom Netzwerk, etwa beim Markteintritt in Indien.
Wie stark ist Ihre Abhängigkeit vom Softwarebereich?
Lehner: Software ist bei uns nicht nur ein Anhängsel, sondern der entscheidende Faktor im Verkauf. Unsere gesamten 390 Millionen Euro Umsatz sind im Prinzip softwareabhängig. Der Anteil reiner Softwaredienstleistungen liegt bei 3–4 Millionen Euro, aber der Mehrwert liegt in der Integration mit unseren Maschinen.
Ihr Bruder ist auf Tiktok zugegen. Wie kommunizieren Sie als Unternehmen?
Lehner: TikTok ist eher eine Ausnahme, wenngleich wir einzelne Clips dort veröffentlicht haben. Im Unterschied zu ALPLA haben wir weniger gesellschaftlichen Erklärungsbedarf.
Wer sind Ihre wichtigsten Kunden?
Lehner: Zu unseren bekanntesten Kunden gehört ein schwedisches Möbelhaus und große Küchenhersteller.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung beim Metaller-KV?
Lehner: Die letzten Abschlüsse waren aus unserer Sicht realitätsfern. Wir hoffen auf eine Nullrunde, um zur europäischen Nivellierung beizutragen. Es kann nicht sein, dass Mitarbeiter in Vorarlberg gleich viel wie in der Schweiz verdienen. Das ist für ein exportorientiertes Industrieunternehmen schwer zu stemmen.
Was ist Ihre Haltung zur Digitalisierung und KI?
Lehner: Wir sind gut aufgestellt, arbeiten mit rund 60 Spezialistinnen und Spezialisten an Software und KI-Themen. Unser Fokus liegt nicht nur auf Tools, sondern vor allem auf dem Know-how-Transfer in die Organisation. Die Herausforderung ist nicht die Technik, sondern die Anwendung.
Welche Rolle spielen neue Technologien wie Datenbrillen oder digitale Zwillinge?
Lehner: Diese Technologien sind bei uns im Einsatz. Gerade bei der Inbetriebnahme oder im Service bieten sie Vorteile. Aber auch hier gilt: Technik muss Mehrwert liefern. Wir setzen nichts ein, nur weil es modern ist.
Wie international ist Ihre Wertschöpfung aktuell aufgestellt?
Lehner: Heute exportieren wir die meisten Anlagen in die USA. Lokale Wertschöpfung gibt es bisher kaum, aber wir prüfen das intensiv. Ein Großprojekt im Umfang von 50 Millionen Dollar hat uns dort natürlich nochmal bestätigt. Mittel- bis langfristig ist eine Fertigung in den USA denkbar. Aber das ist ein Mehrjahresprojekt.
Wie viel Fertigungstiefe haben Sie heute?
Lehner: Unsere Fertigungstiefe liegt konzernweit bei etwa 60–70 Prozent. Wir setzen auf langjährige Lieferanten und ergänzen diese mit eigenen Kapazitäten. Die Balance aus Eigenfertigung und strategischem Zukauf ist zentral für unsere Flexibilität.
Was treibt Sie persönlich an?
Lehner: Mich fasziniert die Möglichkeit, individuelle Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln. Kein Projekt ist wie das andere. Diese technische Tiefe und Kundennähe motivieren mich jeden Tag aufs Neue.