Österreichs Wirtschaft in der Krise? : 81 % der CEOs sehen den Standort auf dem falschen Weg

Ein Manager spricht mit Mitarbeitern

Skepsis über die wirtschaftliche Zukunft des Landes verbreitet sich bei Österreichs Führungskräften.

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Die wirtschaftliche Zukunft Österreichs wird von den Führungskräften des Landes zunehmend skeptisch betrachtet. Dies verdeutlicht eine Umfrage im Rahmen des "CEO-Stimmungsbarometers", an der 104 CEOs teilnahmen. Lediglich knapp 20 Prozent der Befragten blicken optimistisch in die nahe Zukunft. Hauptsorgen bereiten ihnen dabei vor allem die zunehmende Bürokratie, das Lieferkettengesetz und der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.

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In einer von IMAS im Auftrag des Management Clubs sowie der Agentur Rosam.Grünberger.Jarosch & Partner durchgeführten Umfrage wurden die wichtigsten Fähigkeiten für Führungspositionen ermittelt. Besonders hoch eingeschätzt werden Führungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit und ein lösungsorientierter Arbeitsansatz. Fachliche Expertise sowie Netzwerke innerhalb der Branche oder der Politik gelten hingegen als weniger bedeutend.

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Bürokratie, Lieferkettengesetz, Arbeitskräftemangel

Die tägliche Arbeit der Führungskräfte wird vor allem durch äußere Faktoren wie Bürokratie und das Lieferkettengesetz, aber auch durch den Arbeitskräftemangel, steigende Kosten, Steuern sowie Lohnnebenkosten erschwert. Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer, die überwiegend männlich und älter als 50 Jahre sind, sehen außerdem die Inflation und neue ESG-Nachhaltigkeitsvorgaben als große Herausforderungen. Laut dem CEO-Stimmungsbarometer sind 89 Prozent der Ansicht, dass die Anforderungen an Manager in Österreich in den letzten drei Jahren zugenommen haben.

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Hinsichtlich der Zukunft äußern sich 46 Prozent der Befragten optimistisch für die nächsten 7 bis 9 Jahre, während nur 38 Prozent diese Zuversicht auf die nächsten 2 bis 3 Jahre übertragen. Rund 42 Prozent der Führungskräfte zeigen sich skeptisch, und 20 Prozent äußern sogar Besorgnis, insbesondere mit Blick auf die kommenden 12 Monate, die von 32 Prozent mit Sorge und von 48 Prozent mit Skepsis betrachtet werden. Lediglich 19 Prozent blicken optimistisch auf dieses Zeitfenster.

Eine überwältigende Mehrheit von 81 Prozent ist der Meinung, dass sich der Wirtschaftsstandort Österreich nicht in die richtige Richtung entwickelt. Nur 8 Prozent sehen dies anders, während 12 Prozent keine Angabe machen. Die CEOs wünschen sich von der künftigen Regierung insbesondere verstärkten Einsatz für die Bereiche Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Forschung, gefolgt von Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Pflege, Integration und Finanzpolitik.

Zur Information über wirtschaftliche Entwicklungen greifen die Führungskräfte vor allem auf Tageszeitungen, Online-Medien sowie Fachpublikationen und Pressespiegel zurück. 44 Prozent nutzen dabei drei bis vier verschiedene Medien, 41 Prozent sogar fünf oder mehr. Nur 14 Prozent der Befragten beschränken sich auf ein bis zwei Informationsquellen. Für die Verbesserung des Unternehmensimages werden Social Media, Online-Medien und Fachmedien als die effektivsten Kanäle angesehen.

Keine Erholung für österreichische Wirtschaft

Österreichs Wirtschaft konnte auch im zweiten Quartal 2024 keine Erholung verzeichnen, hauptsächlich bedingt durch anhaltende Schwächen in der Industrie und im Großhandel. Im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnete das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) einen Rückgang um 0,6 Prozent, wie die Statistik Austria am Mittwoch mitteilte. Es ist damit bereits der fünfte aufeinanderfolgende Quartalsrückgang. Aufgrund des Bevölkerungswachstums fiel das BIP pro Kopf sogar um 1,2 Prozent niedriger aus als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

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Im Vergleich zum ersten Quartal 2024 gab es einen Rückgang von 0,4 Prozent. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hatte jedoch ursprünglich mit einer Stabilisierung auf dem Niveau des Vorquartals gerechnet.

"Österreichs Wirtschaft rutscht von einer Rezession in Richtung Stagnation", erklärte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Zwar ist der Rückgang der Wirtschaftsleistung etwas weniger stark ausgefallen, doch die Einbußen in den vorherigen Quartalen waren deutlicher: Im ersten Quartal 2024 sank das BIP im Vergleich zum Vorjahr um 1,1 Prozent, während im vierten Quartal 2023 ein Minus von 1,6 Prozent zu verzeichnen war.

Besonders die Schwächen in der Industrie und im Großhandel trugen zum erneuten Rückgang des BIP bei. Allerdings gibt es erste Anzeichen für eine Erholung im zweiten Halbjahr, betonte Thomas. So stiegen die Umsätze in der Industrie im Juli erstmals nach 16 Monaten wieder an, und auch die Industrieproduktion lag im Juni über dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Krise.