OeKB Bernkopf Liquiditätsspritzen : OeKB-Vorstand Bernkopf: "Wichtige Signale zur richtigen Zeit"

OeKB Vorstand Helmut Bernkopf

"Das deutsche Konjunkturpaket und das Maßnahmenpaket der EU-Kommission sind wichtige Signale zur richtigen Zeit."
Helmut Bernkopf, Vorstand OeKB

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INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Bernkopf, die heimische Wirtschaft befindet sich seit 2023 in einer Rezession. Welche Leistungen waren von der OeKB zuletzt besonders gefragt?

Helmut Bernkopf: Bei unseren Unterstützungsmöglichkeiten im Inland ist das Bild differenziert: Während wir bei Liquiditätsprodukten, besonders bei der im letzten Jahr vorgestellten „Vorratsinvest“, eine starke Nachfrage verzeichnen, sehen wir aufgrund der anhaltendenden Rezession und des unsicheren Ausblicks eine deutliche Zurückhaltung bei Investitionen und Akquisitionen. Die Nachfrage nach unseren Absicherungen und Finanzierungen von Exporten ist angesichts der geopolitischen Risiken und Unsicherheiten hoch. Um Unternehmen den Zugang zu neuen Wachstumsmärkten und Großprojekten zu erleichtern, agieren wir hier zunehmend proaktiv und setzen einen Fokus auf die internationale Marktbearbeitung.

Die Anzeichen einer ersten Bodenbildung mehren sich jedoch – heimische Unternehmen steigerten im ersten Quartal die Produktion. Was gibt Ihnen Zuversicht für einen bald einsetzenden nachhaltigen Aufschwung?

Bernkopf: Das deutsche Konjunkturpaket und das Maßnahmenpaket der EU-Kommission sind wichtige Signale zur richtigen Zeit und bieten große Chancen. Im Handelskonflikt zwischen den USA und China gibt es mit der teilweisen Aussetzung von gegenseitigen Zöllen wieder etwas Entspannung, wobei die allgemeine Lage selbstverständlich volatil bleibt. Wir sehen seit April jedenfalls vereinzelt wieder Investitionen am heimischen Standort. Und bei den Exportgarantien und -finanzierungen verzeichnen wir bei den vorläufigen Zusagen aktuell eine abermalige Steigerung.

Von Zollrestriktionen bis zu immer neuen Krisenherden: Die Herausforderungen für Österreichs Exporteure waren schon einmal überschaubarer, oder?

Bernkopf: Dieser Befund ist zweifellos richtig, aber die heimische Exportwirtschaft hat schon in anderen schwierigen Phasen hohe Resilienz und Anpassungsfähigkeit bewiesen. Wir haben hochinnovative und kreative Unternehmen mit hervorragenden Produkten und Technologien – und gerade in Schwellen- und Entwicklungsländern besteht unverändert immenses Potential. Gleichzeitig ist die Politik auf Bundes- und EU-Ebene gefordert, Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu setzen und neue Freihandelsabkommen abzuschließen.

Mit der „Vorratsinvest“ werden mittel- bis langfristige Finanzierungen von Lägern und Krediten an Lieferanten ermöglicht. Wie wird das Instrument angenommen?

Bernkopf: Die „Vorratsinvest“ ist die ideale Ergänzung zu unseren Betriebsmittelkrediten, weil damit Lieferketten unbürokratisch gefestigt sowie Ausfälle verhindert bzw. deren Folgen minimiert werden können. Das Produkt wird dementsprechend sowohl von Exportunternehmen jeder Größe als auch Zulieferern sehr gut angenommen.

Welche weiteren Instrumente leiten Unternehmen erfolgreich durch diese Zeiten?

Bernkopf: Es ist wichtig, die Liquidität kurz-, mittel- und langfristig zu kontrollieren und abzusichern, was mit unseren Instrumenten auch möglich ist. Im Hinblick auf die weiterhin hohen Energiekosten und die Versorgungssicherheit ist der Ausbau von Erneuerbaren Energien von elementarer Bedeutung – diese Transformation können wir mit der „Exportinvest Green Energy“ zu besonders attraktiven Konditionen unterstützen. Was das Auslandsgeschäft angeht, sind unsere Exportgarantien nicht nur ein Instrument zur Risikoabsicherung, was in Zeiten wie diesen immer wichtiger wird. Sie stellen auch die Basis für günstige Finanzierungen dar, mit denen sich österreichische Produkte noch attraktiver vermarkten lassen.

2024 war für die OeKB ein sehr umsetzungsstarkes Jahr. Was wurde erreicht?

Bernkopf: Neben organisatorischen Optimierungen und Fortschritten bei unserer Digitalisierungsoffensive ist es uns wieder gelungen, gemeinsam mit dem BMF die Unterstützungsmöglichkeiten für die Exportwirtschaft zu erweitern. Die neue „Vorratsinvest“ wurde bereits mehrfach erwähnt. Bei der „Exportinvest Green Energy“ haben wir die maximale Laufzeit von 18 auf 20 Jahre ab geplanter Inbetriebnahme erhöht, auch Schnittstellen zu öffentlichen Netzen und Netzinfrastruktur können nun finanziert werden. Sehr erfolgreich entwickeln sich unsere „Shopping Lines“, mit denen wir ausländischen Geschäftspartnern flexible Finanzierungslinien für Einkäufe von Waren oder Dienstleistungen aus Österreich anbieten.

Wo kann und soll das Produkt- und Serviceportfolio der OeKB in Hinkunft weiter optimiert werden?

Bernkopf: Wir werden im Betriebsmittel- und im Investitionsbereich weitere Initiativen setzen, um den Standort Österreich abzusichern und auszubauen und gerade auch stark wachsende Unternehmen noch besser unterstützen zu können. Im Bereich Exportgarantien bemühen wir uns um weitere Flexibilisierungen, unseren stärkeren Fokus auf die internationale Marktbearbeitung verfolgen wir konsequent weiter. Und sollte es in der Ukraine zu Friedensverhandlungen kommen werden wir heimische Exporteure, die sich am Wiederaufbau beteiligen, natürlich zielgerichtet unterstützen.