Maschinenbau : So krempeln Blockchains den Maschinenbau um

Blockchain
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Schlaue Köpfe hinter dicken Brillen, Tweed-Anzüge in schrägen Farben, Schrulligkeit als Gütesiegel: Läuft Ende November die Blockchain Expo im Convention Center der kalifornischen Valley-Metropole Santa Clara an, wird wohl wieder das Klischee erfüllt: Tüftler sehen eben aus wie Tüftler – das ist bei der Datenbank-Technologie Blockchain nicht anders. Auffallend oft mischt sich auf Blockchain-Events neuerdings aber eine andere Spezies unter die jugendlichen digitalen Nerds: „Nach dem Banken und Versicherungswesen ist nun auch die produzierende Industrie auf den Plan gerückt“, beobachtet Leif-Nissen Lundbaek.

Bestes Beispiel: Statt unteren Chargen entsendet der Industrieelektronikkonzern GE zur Expo im November mit seiner Innovationschefin gleich einen Hochkaräter. Und auch Industrieriesen wie Airbus und Daimler waren kürzlich auf einem vergleichbaren Event in Berlin, erinnert sich Lundbaek, Gründer des Brandenburger Blockchain-Startups Xain. Auch hier reiste keine Spaßtruppe an. „Das waren Top-Leute der Industrie mit einer klaren Mission – der Verankerung der Blockchain in ihren Unternehmen“, so Lundbaek.

Maschinenbauer preschen vor

In der Aufwärmphase etwa: Der Maschinenbauer Trumpf. Bis 2018 will Trumpf im 33-Millionen-Euro-Projekt Iuno mit 21 Partnern die IT-Sicherheit vorantreiben. Für die Deutschen geht es nicht um abstrakt-weltanschauliches, sondern um handfeste Resultate: „Konzeption und Vernetzung eines Bezahlsystems für einen Technologiedatenmarktplatz“ – so lautet der Masterarbeitstitel von Christian Görg, der beim Ditzinger Konzern in der Grundlagenentwicklung werkt. Ein Demonstrator auf Basis des dezentralen Bezahlsystems Bitcoin soll erprobt, ein Business-Case für den Handel von Technologiedaten im Segment Laserschneiden modelliert werden.

„Standardsätze liefern wir als Hersteller schon bisher mit der Maschine mit“, erklärt Görg. Und dann lässt er seinen Überlegungen, denn noch handelt es sich um ein Gedankenexperiment, freien Lauf: Spezialeinstellungen, etwa für besondere Szenarien wie das Schneiden sehr dicken Edelstahls oder anderer fordernder Blechjobs, könnten künftig auf Lizenzbasis – etwa für den Zeitraum einer Woche – von Trumpf gemietet werden.

Szenario Zwei: „Wir ermöglichen Maschinenbetreibern, diese Informationen untereinander zu tauschen“, erklärt Görgs Abteilungskollege Hans-Peter Bock. Schon 2018 soll es verwertbare Erfahrungen geben. Und natürlich gibt es beim deutschen Maschinenbauer die Vision ganzer Prozessketten auf Basis smarter Verträge: Denkbar ist, dass Maschinen diese Deals „nahezu vollautomatisiert untereinander abschließen“, heißt es im Unternehmen.