Einer, der den Ausgleich sucht, ist Lenzing-Technik-Geschäftsführer Stefan Hofmayr. Das Unternehmen befindet sich inmitten einer Digitaloffensive. „Im Kick-off-Projektteam benötigt es zunächst Pioniere, die unvoreingenommen, also mit einer 'blank page', die Zukunft vorantreiben wollen", sagt er. Mitarbeiter, die den Veränderungen noch negativ gegenüberstehen, werden erst in einem zweiten Schritt abgeholt und ins Projektteam integriert. Die Begeisterung ist der Schlüssel, mit dem ein solches Projekt erfolgreich wird“, erklärt Hofmayr.
Ein Transformationsagent sei "nicht notwendigerweise auf der Suche nach Freunden", sagt der Ex-Daimler-Leadership2020-Manager Tobias Ködel, heute Gründer und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens The Beautiful Ugly Truth. Er müsse "bewusst anecken und den bestehenden Status in der Organisation hinterfragen", sagt Ködel. "Wen er das konstruktiv, fundiert und wertschätzend macht, wird er Menschen für das Neue gewinnen." Externe haben es nicht unbedingt leichter, weiß ein anderer Transformationsberater.
14-köpfig - vom Einkauf über die Kleinmaterialwirtschaft bis zur App-Entwicklung - war die Runde aus Vertretern der Fachabteilungen, die er bei einem Industriebetrieb von einer innovativen digitalen Lösung überzeugen wollte. Der Mehrwert lag am Tisch - doch er sollte für das 4.000-Mitarbeiter-Unternehmen entwicklerisch in Vorleistung gehen. "Da hört sich der Spaß auf", sagt er, der das Projekt - wie im übrigen auch das Unternehmen - nicht weiter verfolgt hat. Wirklich überraschend kommt das freilich nicht. Getrieben aus der Sorge vor Karriereabrissen "lassen Mitarbeiter Innovatoren, besonders solche, die bloß eine "dekorative Stabsstelle" innehätten, "kalt abperlen", beobachtet ein Experte.