Engpässe und Kostendruck : Weitere Verluste bei Rosenbauer – Probleme nicht nur in Lieferketten

Rosenbauer
© Rosenbauer

Der Feuerwehrausrüster Rosenbauer ist im ersten Quartal 2022 tiefer in die Verlustzone gerutscht. Gegenüber dem ersten Quartal 2021 vergrößerte sich der Nettoverlust von 0,9 auf 15,7 Mio. Euro. "Der Grund für diese Entwicklung sind die anhaltenden Störungen der internationalen Lieferketten, allen voran die verspäteten Lieferungen von Lkw-Fahrgestellen, die sich durch die russische Invasion in der Ukraine weiter verschärft haben", teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Welche Auswirkungen Lieferkettenprobleme übrigens auch auf MBA-Studien haben, lesen Sie hier: Das sind die besten MBA-Anbieter Österreichs – spannendes Rennen um Platz eins

Die Produktionsstörungen würden die Fertigstellung sowie Übergabe von Fahrzeugen verzögern. Rückläufige Auslieferungen bei gleichzeitig höheren Kosten ließen das Betriebsergebnis (EBIT) von plus 0,4 auf minus 18,6 Mio. Euro einbrechen. "Angesichts der höchst unsicheren Produktionsbedingungen", wie es in der Mitteilung hieß, erwartet der Vorstand heuer einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro und eine EBIT-Marge zwischen 1 und 3 Prozent.

Der Quartalsumsatz sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 206,2 auf 176,7 Mio. Euro. Per Ende März hatte das Unternehmen 1,24 Mrd. Euro an Aufträgen in den Büchern. Der Mitarbeiterstand erhöhte sich auf 4.154 Mitarbeiter. 22 Mio. Euro sollen heuer durch "Programme zur Performancesteigerung" eingespart werden.

"Die Versorgung mit Chassis ist durch den Krieg sehr angespannt", so Konzernchef Dieter Siegel.

- © Eric Krügl

Es ist aber nicht nur die Unsicherheit bei der Versorgung mit Fahrgestellen für Lkw deutlich gestiegen. Auch haben sich energieintensive Bauteile verteuert. Zudem betreffen die Lieferkettenstörungen und Materialpreissteigerungen nun neben den europäischen Produktionsstätten zunehmend die nordamerikanischen Werke im Rosenbauer Konzern.

Schon 2021 hat Rosenbauer einen Gewinneinbruch erlitten. Lieferkettenprobleme und coronabedingt verzögerte Kundenabnahmen bremsten das Geschäft. Am Firmensitz und größten Standort in Leonding sind 260 Beschäftigte drei Monate lang in Kurzarbeit. Somit ist nur ein relativ kleiner Teil der Belegschaft in Oberösterreich von der Maßnahme betroffen, die von April bis Juni läuft.

Lesen Sie mehr zum Standort Leonding hier: Wie der Feuerwehrausrüster Rosenbauer seine Auslastung glättet

Der April sei genutzt worden, um sich durch Kurzarbeit "mit wichtigen Lieferanten zu synchronisieren und Materialreserven aufzubauen", so Rosenbauer.

Insgesamt beschäftigt Rosenbauer in Leonding bei Linz rund 1.800 Mitarbeiter, ohne Leasingbeschäftigte sind es rund 1.500. "Es sind die Fahrzeugfertigungslinien, aber nicht der gesamte Fahrzeugbereich betroffen - in Summe sind etwa 260 Personen zur Kurzarbeit angemeldet, um Material anzusparen und Störungen abzufedern und zu reduzieren, damit wir im Mai und Juni wieder gut produzieren können", erklärte CEO Dieter Siegel jüngst.

© Rosenbauer International AG

Das Problem mit den international verworfenen Lieferketten infolge der Coronapandemie hat sich heuer im Februar mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verschärft, mit noch nicht absehbaren negativen Folgen für die Weltwirtschaft. Insgesamt gebe es derzeit "keine dauerhaften Unterbrechungen", aber weitere Verzögerungen bei Fahrzeugübergaben und in der Lieferkette - "die Versorgung mit Chassis ist durch den Krieg sehr angespannt", so Siegel.

Rosenbauer hält sich an die Russland-Sanktionen des Westens: "Wir haben das Russland-Geschäft eingestellt", sagte der Konzernchef. Das gelte seit Monatsbeginn für alle Lieferungen von allfälligen Komponenten für den Fahrzeugbereich. Wenn, dann gebe es nur "sehr kleine Notlieferungen" für den humanitären Bereich.

Lesen Sie auch hier: Welche österreichischen Unternehmen sich aus Russland zurückziehen – und welche nicht

In den USA laufen die Geschäfte gut, in Asien schlecht - vor allem in China seien die Geschäfte durch das Importregime erschwert. Europa entwickelt sich stabil. Die hohen Ölpreise spielen Rosenbauer im Mittleren Osten in die Hände. "Wir werden von den stark gestiegenen Ölpreisen profitieren", erwartet Finanzvorstand Sebastian Wolf. Die Staatsbudgets in den Kundenländern in der Golfregion sind gut gefüllt und verheißen weitere öffentliche Aufträge. "2022 werden wir eine deutliche Steigerung erleben", meinte auch Siegel.

Bei den Verkaufserlösen rutschte der Konzern im zweiten Coronajahr wieder unter die 1-Milliarden-Euro-Marke - der Umsatz verringerte sich gegenüber 2020 um 6,6 Prozent auf 975,1 Mio. Euro. Die Ursachen für diesen Rückgang seien die Lieferkettenprobleme und Produktionsstörungen gewesen, die ab Jahresmitte aufgetreten seien und die sich in den folgenden Monaten zusehends verschärft hätten. "Durch verzögerte Fahrzeugübergaben und den neuerlichen Lockdown im Dezember in Österreich verschoben sich Umsätze über den Jahreswechsel hinaus", teilte der Löschfahrzeughersteller mit. Rosenbauer habe 2021 insgesamt 2.000 Fahrzeuge ausgeliefert und damit 76 Prozent des Konzernumsatzes erzielt, berichtete Wolf.

Die Auftragslage ist jedenfalls gesund. Zum Jahresende erreichte der Orderbestand ein Volumen von 1,15 Mrd. Euro (Vorjahresstichtag: 1,07 Mrd. Euro) und lag somit deutlich über einem Jahresumsatz. Der Auftragseingang bewegte sich mit 1,06 Mrd. Euro "wieder auf dem sehr hohen Vorkrisenniveau".

Rosenbauer verwies bei Vorlage der Ergebnisse auf seine verbesserte Finanzstruktur. Der Cashflow aus der operativen Tätigkeit sei im Jahresabstand um 51,2 Prozent auf 145,8 Mio. Euro gestiegen. Das Eigenkapital in Prozent der Bilanzsumme habe 25,2 Prozent (2020: 24,9 Prozent) betragen. Die Nettoverschuldung wurde von 289,3 auf 203,6 Mio. Euro deutlich zurückgefahren. Das betriebsnotwendige Vermögen (Trade Working Capital) wurde gegenüber dem Vorkrisenniveau von 2019 um 122 Mio. Euro reduziert - von 47,8 Prozent des Umsatzes auf 35,4 Prozent. "Das heißt, wir brauchen nicht mehr so viel operativen Cash, um unser Geschäft zu finanzieren - wir haben das Geld genutzt, um unsere Nettoverschuldung zu reduzieren", erklärte Wolf. Das Gearing (Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital) betrage 90,4 Prozent.

Im derzeitigen Umfeld sind Prognosen schwer möglich - "unter diesen Gesichtspunkten" sogar "am Rande der Fahrlässigkeit" schickte Siegel voraus: Für 2022 strebt das Management aktuell "auf der Basis eines soliden Auftragsbestandes einen Umsatz von über 1 Mrd. Euro" an. Die EBIT-Marge soll unverändert auf dem Vorjahresniveau gehalten werden. "Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Varianz oder Standardabweichung deutlich höher sein kann als in den vergangenen Jahren", betonte der CEO. An den Angaben kann sich also noch viel ändern.

Die langfristige Perspektive ist letztlich durchaus optimistisch: "Unsere EBIT-Marge ist nicht zufriedenstellend zu diesen Zeiten, aber wir sind zuversichtlich, bis 2030 eine Umsatzverdoppelung zu erreichen und eine EBIT-Marge von 7 Prozent ist auf jeden Fall möglich", stellte der Konzernchef in Aussicht. "Wir werden Weltmarktführer bleiben." Bis 2023 will Rosenbauer in allen Baureihen eine alternativ angetriebene Variante anbieten - 2021 flossen 4,5 Mio. Euro in die Entwicklung von Elektromobilität. Der Grünstromanteil am Gesamtstromverbrauch soll bis 2025 von zuletzt 64,8 auf 75 Prozent steigen. (apa/red)