Autobauer : Volkswagen erhöht Produktion schneller als gedacht

Volkswagen Jahrespressekonferenz 2022
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Der deutsche Autobauer Volkswagen (VW) fährt vor dem Hintergrund einer stabilisierten Versorgungslage bei Teilen seine Fertigung im Stammwerk Wolfsburg in den nächsten zwei Wochen schneller hoch als geplant. Schon von diesem Mittwoch an starte eine zweite Schicht der Golf-Fertigung, teilte der Autobauer am Montag mit.

Ursprünglich geplant war, dass diese Woche die Produktion mit einer Schicht wieder anlaufe, wie Marken-Produktionsvorstand Christian Vollmer am Mittwoch anlässlich der Bilanzpräsentation 2021 verkündete. Nächste Woche solle dann der Zwei-Schichtbetrieb aufgenommen werden und in Zwickau ab Anfang April wieder produziert. Nun aber geht es schneller.

In der nächsten Woche werde der Golf dann im Drei-Schicht-Betrieb produziert, um Kundenfahrzeuge so schnell wie möglich ausliefern zu können. In den Folgewochen werde die Produktion je nach Versorgungslage gesteuert. Wegen des Ukraine-Krieges hatten sich die Zulieferprobleme auch bei Volkswagen ausgeweitet. Unter anderem waren ausbleibende Lieferungen für Kabel zum Problem geworden.

Autobauer wie Volkswagen und BMW beziehen Kabelbäume aus Osteuropa, im Wesentlichen aus der Ukraine, Rumänien und Moldawien, wo die Löhne niedrig sind. Die komplexen Bordnetze, ohne die kein Auto auskommt, werden außerdem in Marokko und Tunesien hergestellt. Der Bezug aus der Ukraine war durch den Krieg weitgehend wegfallen, woraufhin VW und andere Hersteller die Produktion drosseln mussten. Einen Teil der ausgefallen Lieferungen gleicht Volkswagen durch den Bezug aus anderen Ländern aus.

Angesichts der weltweiten Lieferengpässe, von denen neben Kabelbäumen nach wie vor auch Halbleiter betroffen sind, hielt sich VW mit einer konkreten Geschäftsprognose zuletzt zurück. Die Hauptmarke des deutschen Konzerns stellte für das laufende Jahr zwar eine Steigerung des operativen Ergebnisses, des Umsatzes und der Rendite in Aussicht, war dabei aber sehr viel unkonkreter als der Konzern, der seine Zahlen am Dienstag bekanntgeben hatte. Wie der Konzern macht auch dessen Kernmarke die weitere Entwicklung von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die Lieferketten und die Weltwirtschaft insgesamt abhängig. Zum jetzigen Zeitpunkt bestehe das Risiko, dass sich die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine negativ auf die Geschäftstätigkeit auswirkten, hieß es.

Während die Auslieferungen von VW im vergangenen Jahr um 8 Prozent sanken, kletterte der Umsatz um 5 Mrd. Euro oder 7 Prozent auf 76 Mrd. Euro. Das lag daran, dass wegen des Halbleitermangels mehr höhermargige Fahrzeuge verkauft wurden. Weil VW gleichzeitig die Fixkosten deutlich senkte, sprang ein sattes Gewinnplus heraus: Das operative Ergebnis verfünffachte sich auf 2,5 Mrd. Euro.

Produktionsstopp in China verlängert

In China währenddessen muss Volkswagen den Produktionsstopp wegen des Coronalockdowns in drei Werken in der Metropole Changchun bis Dienstag verlängern. Wie eine Sprecherin am Montag in Peking mitteilte, läuft die Produktion in den Werken in Shanghai allerdings weiter. In Changchun sind ein VW-Werk, ein Audi-Werk sowie ein Komponentenwerk betroffen. Alle drei werden gemeinsam mit dem chinesischen Partner FAW betrieben.

Die Behörden von Changchun hatten vor mehr als einer Woche einen Lockdown für die Neun-Millionen-Metropole angeordnet, nachdem die Corona-Zahlen in der Provinzhauptstadt von Jilin deutlich angestiegen waren. China wird gegenwärtig von seiner schlimmsten Coronawelle seit Beginn der Pandemie vor gut zwei Jahren überrollt.

Das bevölkerungsreichste Land der Welt verfolgt eine Null-Covid-Strategie und reagiert mit Ausgangssperren, Massentests, Verkehrsbeschränkungen und Quarantäne auf lokale Ausbrüche. Auch hat sich das Land weitgehend vom Ausland abgeschottet. (apa/red)