Wachstumskurs : Produzierender Bereich wächst – wie sieht es in einem Monat aus?

Industrielandschaft vor Sonnenuntergang
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Der arbeitstägig bereinigte Produktionsindex für die Produzierende Industrie ist im März um 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat Februar sank der Index saisonal bereinigt aber um 1,1 Prozent, wie die Statistik Austria am Dienstag mitteilte. In der Industrie nahm die Produktion gegenüber dem März 2021 um 4,8 Prozent zu, das Baugewerbe verzeichnete hingegen ein leichtes Minus von 0,3 Prozent.

In den Industriellen Hauptgruppen zog die Produktion im Jahresvergleich vor allem bei Energie an (plus 12,1 Prozent). Einen Anstieg verzeichneten auch Gebrauchsgüter (plus 8,3 Prozent), Vorleistungsgüter (plus 6,3 Prozent), Verbrauchsgüter (plus 2,5 Prozent) und Investitionsgüter (plus 1,1 Prozent).

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Positiv beeinflusst hat die Produktion im vergangenen Jahr laut Statistik Austria vor allem die starke Zunahme bei der Energieversorgung (Hauptgruppe Energie), hier ergab sich ein Plus von 12,7 Prozent. Die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen ging hingegen um 25,1 Prozent zurück.

Was sagt Vergleich zu Deutschland?

Für Zeiten, in denen vielen produzierenden Betrieben Vormaterialien fehlen, um ihre Aufträge abzuarbeiten, sind die Zahlen also gar nicht schlecht. Doch ein Wechsel nach Deutschland zeigt, dass der Aufschwung auch bald wieder Geschichte sein könnte.

So steigerten die deutschen Unternehmen ihre Produktion im Monat des russischen Einmarsches überraschend zum fünften Mal in Folge. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Februar zusammen um 0,2 Prozent mehr her als im Vormonat.

In den Februar-Daten sei aber praktisch noch kein Effekt der russischen Invasion der Ukraine enthalten, erklärte das deutsche Wirtschaftsministerium dazu. "Seit Kriegsbeginn hat sich die Unsicherheit über den weiteren konjunkturellen Verlauf massiv erhöht", betonte das Haus von Minister Robert Habeck. "Es ist davon auszugehen, dass der Krieg die Erholung der Industriekonjunktur zunächst bremsen wird."

Die österreichischen Zahlen derweil beziehen sich auf März. Doch auch hier könnte noch die volle Tragkraft des Kriegs angekommen sein. Erst die April-Zahlen werden diesbezüglich mehr Aufschluss geben.

Teuerungsschub auf Produzentenebene

Schließlich stiegen die Erzeugerpreise des Produzierenden Bereichs in Österreich im März binnen Jahresfrist um 21,2 Prozent. Damit hat sich auch auf Produzentenebene der Teuerungsschub verstärkt. Im Februar und im Jänner hatten die Anstiege erst 18,9 bzw. 18,4 Prozent betragen. Binnen Monatsfrist, gegenüber Februar, wuchs der Erzeugerpreisindex um 2,8 Prozent.

Angetrieben wurde der starke Indexanstieg von 21,2 Prozent im Jahresabstand vorwiegend durch den Bereich Energie mit plus 53,1 Prozent. Im Februar und Jänner hatten das Plus bei Energie 43,9 bzw. 43,3 Prozent ausgemacht. Ansteigen ließen den Index für Energie deutliche Preiserhöhungen für "industriell erzeugte Gase; Dienstleistungen der Gasversorgung" von 57,9 Prozent, für "elektrischen Strom und Dienstleistungen der Elektrizitätsversorgung" von 43,3 Prozent sowie für "Mineralölerzeugnisse".

Vorleistungsgüter verteuerten sich um 19,3 Prozent, nach 19,2 Prozent im Februar und 19,0 Prozent im Jänner. Bei Investitionsgütern waren die Preisaufschläge gering, der Trend zeigte aber mit 3,6 Prozent (nach 3,1 Prozent im Februar und 2,9 Prozent im Jänner) nach oben.

"Trotz Ukraine-Krise stehen in Österreichs Industrie und Bau auch im März 2022 die Signale weiterhin auf Grün", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas Ende April. Insgesamt sei der produzierende Bereich nach wie vor auf Wachstumskurs.

Der Beschäftigtenindex in Industrie und Bau verbuchte im März allerdings lediglich einen Anstieg von 1,7 Prozent. Der Index der geleisteten Arbeitsstunden ging um ein Prozent zurück. Bemerkenswert dabei: Die Umsätze lagen 54,9 Prozent über dem Vorkrisenniveau vom März 2019, was teilweise durch massive Preissteigerungen vor allem im Energiesektor bedingt war. (apa/red)