Automotive : Jagd auf Tesla: Wie Fisker von Graz aus an die Spitze will

Henrik Fisker speaks about the Fisker Ocean electric vehicle after it is unveiled during AutoMobility LA ahead of the Los Angeles Auto Show on November 17, 2021 in Los Angeles, California. (Photo by Patrick T. FALLON / AFP)

Henrik Fisker: Graz in der Schlüsselrolle für Produktion

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Der US-Autobauer Fisker hofft die Produktion in Graz bei seinem Partner Magna International rasch zu steigern. Ist 2023 noch der Bau von 50.000 Stück des E-Modells Ocean geplant, sollen es 2024 schon 150.000 Fahrzeuge pro Jahr werden. Das Start-up hat inzwischen mehr als 40.000 Reservierungen für den Ocean entgegengenommen - und diese Zahl könnte sich noch heuer verdoppeln, zitierte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Dienstagnachmittag Firmenchef Henrik Fisker.

Die Produktion in Graz soll heuer im November beginnen. Eine Vereinbarung zwischen der kalifornischen Firma Fisker und der austro-kanadischen Magna war 2020 unterzeichnet worden.

Fisker zeigte sich laut Bloomberg zuversichtlich, dass Magna die Produktion von 2022 auf 2023 verdreifachen kann - laut der Agentur auch wegen seiner engen Beziehung zu Magna. Denn Magna hält einen Anteil von 6 Prozent an der jungen Firma, die zu den aufstrebenden Elektroautoherstellern gehört. Sie will im Zuge der zunehmenden Umstellung auf E-Antriebe den Durchbruch in die erste Liga des Autobaus schaffen.

Beim diesem Ziel drängt die Zeit. "Die großen Autohersteller arbeiten jetzt an ihren zweiten großen Modellreihen, in die sie ihre Erfahrungen einfließen lassen, und viele davon werden ab 2025 auf den Markt kommen", sagte CEO Fisker zu Bloomberg. "Bis dahin haben wir die Chance, dabei zu sein." Rund die Hälfte des globalen Autoabsatzes werde ab 2030 von nicht-traditionellen Herstellern kommen.

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Fiisker Ocean: So sieht ein Hoffnungsträger aus

Fiskers Strategie gegen Tesla

Der Ocean, der in Graz produziert wird, ist ein Elektroauto, mit SUV-Silhouette, aber sportlicher und aerodynamischer geformt. Die Entwicklung des Ocean dauerte weniger als zweieinhalb Jahre. Ein besonderes Anliegen ist Fisker das Thema Nachhaltigkeit. Deswegen ließ er sich bei seinem ersten Besuch in der Steiermark auch gleich das Murkraftwerk zeigen, das dafür sorgt, dass das Werk in Graz CO2-neutral arbeitet, erzählt er uns. "Das Thema Nachhaltigkeit wird für die Kunden immer wichtiger" erklärt er. Und deswegen setzt man auch auf entsprechende Materialien für den Ocean, wie recyceltes Karbon oder recycelte PET-Flaschen.

Wichtig ist für Fisker auch, den Kunden die Reichweitenangst zu nehmen. 630 Kilometer schafft der Ocean mit dem Hyper-Range-Batteriepaket. Die Basisversion Sport kommt mit einer kleineren Batterie (Reichweite ca. 440 Kilometer) und nur einem E-Motor, die anderen haben zwei E-Motoren mit bis zu 550 PS. Der Basis-Ocean, genannt Sport, ist ab 41.900 Euro zu haben, dazu kommen der Ultra, der Extreme und der Edition One (von dem 5000 Stück aufgelegt werden).

Mit den bisherigen Reservierungen ist Henrik Fisker sehr zufrieden. "Bisher haben wir rund 33.000 Reservierungen für den Ocean", so Fisker. Kaufen können die Kunden grundsätzlich online. Auch was Service bzw. Reparatur betrifft, geht man andere Wege. Einige Serviceaktionen werden over-the-air durchgeführt, es soll mobile Servicedienste geben oder das Auto wird abgeholt und wieder vor die Tür gestellt. Trotzdem soll es auch so genannte Center of Ecxellence geben. Eines in München ist schon fix und auch im Großraum Wien soll es ein entsprechendes Center geben, berichtet man uns bei Fisker. Österreich gehört auch zu den ersten Märkten, in denen der Ocean auf den Markt kommt.

Stolz ist man bei Fisker auf die technische Ausstattung, vom Torque Vectoring und die digitale Radartechnologie über den rotierenden Touchscreen im Cockpit bis zum California-Mode, in dem alle Fenster heruntergelassen werden.

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Grazer Magna-Werk als E-Mobility-Hub

Dass in Graz gefertigt wird, ist kein Zufall. Frank Klein, der bis März dieses Jahres das Grazer Werk leitet, galt als sehr elektroaffin. Er bemühte sich, verstärkt neue Autohersteller ansprechen, die im Zuge der E-Mobilität auf den Markt drängen. Dazu kommt, dass die Fertigung in dem Werk sehr flexibel ist und auf einer Produktionslinie könnten unterschiedliche Modelle mit verschiedenen Antriebsarten produziert werden. können.

Klein betonte in seiner Amtszeit, dass der Verbrennungsmotor auch noch in zehn bis 15 Jahren eine Rolle spielen werde, aber eines klar sei: "Die Zukunft des Autos ist elektrisch." Denn nur mit Elektro- und/oder Wasserstoffantrieb ließen sich die ambitionierten Klimaziele erfüllen. Hierzu müssten aber die entsprechenden Voraussetzungen von der Politik geschaffen werden - von der Forschungsförderung bis zur Infrastruktur. Vieles deutet daraufhin, dass Magna in Graz auch nach seinem Abgang dieser Strategie treu bleibt.

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