Deutsche Autobranche atmet auf : Industrieökonomin: "Auftragsbücher füllen sich wieder langsam"

Anita Wölfl vom ifo Zentrum für Industrieökonomik und neue Technologien sieht einen Stimmungswandel in der deutschen Automobilindustrie.
- © Adobe Stock"Die Autoindustrie steckt zwar immer noch in der Krise, aber die Unternehmen sehen den kommenden Monaten etwas optimistischer entgegen", so Ifo-Branchenexpertin Anita Wölfl. Die Geschäftserwartungen verbesserten sich merklich, die aktuelle Lage wurde dagegen nur leicht besser beurteilt als im Jänner.
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"Bei den Unternehmen der Autoindustrie beginnen sich die Auftragsbücher wieder langsam zu füllen", nennt Wölfl einen Grund für den Aufwärtstrend. Nach amtlichen Daten würden allen voran Aufträge aus dem Inland und aus dem Euroraum beitragen. Zudem seien die Exporterwartungen deutlich gestiegen.

Warnung vor Trumps Zollpolitik
Doch US-Präsident Donald Trump droht mit Zöllen auf europäische Produkte, was besonders die deutsche Automobilindustrie treffen könnte. Trump bekräftigte sein Vorhaben am Dienstagabend in seiner Rede zur Lage der Nation vor dem Kongress in Washington. Er verteidigte die bereits in Kraft getretenen neuen Zölle gegen die Nachbarländer Mexiko und Kanada sowie die für den 2. April angekündigten "gegenseitigen" Importaufschläge, die auch die Europäische Union treffen sollen. "Jetzt sind wir dran", sagte der Republikaner und warf anderen Staaten wie schon in der Vergangenheit vor, die USA wirtschaftlich auszunutzen.
Die neuen Zölle würden der US-Autoindustrie einen "Boom" bescheren. Die US-Autobauer warnten dagegen, die Aufschläge für die beiden Nachbarländer würden zu höheren Preisen führen und die seit 25 Jahren bestehenden Lieferketten stören.

Absatzflaute im Februar
Auch wenn sich die Stimmung bessert, die Zahlen zeichnen ein durchwachsenes Bild. Insgesamt wurden nach Angaben des deutschen Kraftfahrt-Bundesamts im Februar 203.434 Autos neu zugelassen, das waren um 6,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn summiert sich das Minus damit auf 4,6 Prozent. Zum Ladenhüter werden dabei insbesondere die Autos von Tesla.
Im Februar wurden nur noch 1.429 Fahrzeuge des US-Elektroautobauers verkauft. Das entspricht einem Rückgang um mehr als drei Viertel verglichen mit dem Vorjahr - obwohl der Elektroautomarkt wieder anzieht. Inzwischen kommen Elektroautos auf einen Marktanteil von 17,7 Prozent. Im Vorjahr war die Nachfrage nach dem abrupten Aus der staatlichen Kaufprämie noch eingebrochen. Auch Hybridautos waren stärker gefragt als vor Jahresfrist. Bei Diesel- und Benzinfahrzeugen verzeichnete das KBA dagegen einen deutlichen Rückgang.
Bei den Marken verzeichnete Opel einen Rückgang um mehr als ein Drittel. Porsche setzte um 45 Prozent weniger Autos ab, Mini ein Viertel weniger, bei Mercedes lag der Rückgang bei 6,4 Prozent. BMW und Volkswagen verkauften dagegen um 6,1 beziehungsweise 1,7 Prozent mehr Autos ab als vor Jahresfrist. Ford schaffte sogar einen Anstieg um mehr als ein Fünftel.
EU will Automobilindustrie stützen
Die EU-Kommission hat diese Woche ihren Aktionsplan für die Automobilindustrie vorgestellt, der sich über weite Strecken wie ein Strategiepapier für die E-Mobilität liest. Die EU schwächt zwar die CO2-Flottengrenzwerte ab, schnürt aber ein Förderpaket, das vom Netzanschluss über Batterierohstoffe bis zu Kaufanreizen reicht.
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Die Kommission bezeichnet die aktuelle Situation als entscheidenden Moment für die europäische Automobilindustrie, der entschlossenes Handeln erfordert. Fünf zentrale Handlungsfelder stehen dabei im Mittelpunkt: Innovation und Digitalisierung sollen vorangetrieben, umweltfreundliche Mobilität gefördert und die Wettbewerbsfähigkeit sowie die Stabilität der Lieferketten gesichert werden. Darüber hinaus rücken die Qualifikation der Arbeitskräfte und die soziale Dimension in den Fokus, während gleichzeitig faire Wettbewerbsbedingungen und ein unterstützendes wirtschaftliches Umfeld geschaffen werden sollen.
