Unternehmensführung : Simone Oberndorfer und die Dynamik der Digitalisierung

CEO Simone Oberndorfer vor dem Hauptsitz des Betonfertigteileherstellers Oberndorfer in Oberösterreich
© OBERNDORFER

Oberndorfer ist ein über 100 Jahre altes Unternehmen für Betonfertigteile mit und Hauptsitz in Oberösterreich. In den acht Werken arbeiten rund 1.050 Menschen. Simone Oberndorfer ist seit 2006 mit dabei, 2018 begann die gemeinsame Unternehmensleitung mit Vater Helmut Oberndorfer. INDUSTRIEMAGAZIN traf die mittlerweile alleinige CEO zum Interview.

INDUSTRIEMAGAZIN: Frau Oberndorfer, im April 2020 sind Sie in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten und führen das Familienunternehmen nun in vierter Generation. Was versuchen Sie beizubehalten?

Simone Oberndorfer:
Meine Position ist mit großer Verantwortung verbunden, da ich für rund 1.050 Mitarbeiter verantwortlich bin und fast tagtäglich wesentliche Entscheidungen für die Zukunft treffen darf. Was ich auf jeden Fall beibehalten möchte, ist unser unermüdlicher Innovationsgeist. Wir wagen Neues und nutzen zugleich bestmöglich unseren vorhandenen Erfahrungsschatz. Das zeichnet Oberndorfer aus und nur so können wir unseren Kunden auch in Zukunft das Beste bieten. Als Familienunternehmen lag unser Fokus selbstverständlich immer schon am Wohlergehen unseres Teams. Auch das möchte ich beibehalten und in Zukunft sogar noch stärker in den Mittelpunkt rücken.

Simone Oberndorfer ist eine der 125 wichtigsten Managerinnen Österreichs im aktuellen INDUSTRIEMAGAZIN Ranking.

Gleichzeitig hinterlassen Sie eindeutig Ihre eigene Handschrift. Die zeigt sich unter anderem durch Neuerungen im Marketingbereich.

Oberndorfer:
Unsere neue Corporate Identity umfasst Änderungen vom Logodesign bis zur Vision. Sie war ein wichtiger Schritt, der meinen persönlichen Stil und den Fokus auf Klarheit widerspiegelt. Vor allem auch bei der Suche nach neuen Mitarbeitern zeigen solche Veränderungen große Wirkung. Es braucht ein modernes, cleanes Logo um die Attraktivität als Arbeitgeber am Markt zu erhöhen. Die Entwicklung unserer eigenen Persönlichkeit mit dazugehörigen Werten gibt sowohl unseren Mitarbeitern als auch unseren Kunden ein klares Bild von uns.

Auch COVID-19 und die Digitalisierung machen ein Umdenken im Marketing unerlässlich. Durch die noch nie dagewesene Dynamik entsteht eine ganz neue Art von Kundenbeziehung, eine neue Nähe zwischen Marke und Kunden. Marketing muss neu gedacht und im gesamten Unternehmen integriert werden. Nur so können wir echte Innovationen schaffen.

Acht Werke zählt das Unternehmen, das Hauptquartier liegt in Oberösterreich.

- © YouTube/Oberndorfer Betonfertigteile

Digitalisierung in der Baubranche als Vision

Hat Sie rückblickend etwas auf Ihre heutige Rolle als Geschäftsführerin vorbereitet, abgesehen von der eigenen Familie?

Oberndorfer:
Besonders geprägt hat mich meine Ausbildung bei Deloitte in der Corporate-Finance-Abteilung. Durch die direkte Zusammenarbeit mit meinem Chef habe ich dementsprechend viel gesehen und auch gelernt, wofür ich heute sehr dankbar bin. Ich durfte große Projekte im Bereich M&A und Restrukturierung betreuen. So konnte ich damals bereits viel über Familienunternehmen sowie deren Herausforderungen und Chancen lernen.

Würden Sie irgendetwas anders machen?


Oberndorfer:
Ich würde alles wieder genauso machen, nur ein längerer Auslandsaufenthalt hätte mir gut gefallen. Könnte ich heute nochmal wählen, würde ich daher definitiv mehr Zeit im Ausland verbringen, um dort neue Erfahrungen zu sammeln. In der heutigen Welt ist es von großer Bedeutung, seinen Horizont zu erweitern, wovon man persönlich wie auch im Berufsleben profitiert.

"Digitalisierte Prozesse gestalten Produktion transparenter"
Simone Oberndorfer

Vielleicht haben Sie deswegen keine Angst vor Digitalisierung und Innovation in Ihrem Unternehmen...

Oberndorfer:
Durch Innovation und Digitalität machen wir Bauen noch einfacher und sicherer, lautet unsere Vision. Und in diese Richtung geht auch unsere Entwicklung. Wir sind stets bestrebt, neue Möglichkeiten zu entdecken und diese Chancen zu nutzen. Dabei steht Digitalität ganz zentral im Vordergrund und die Sicherheit an oberster Stelle.

Besonders stolz bin ich auf die Einführung unserer Smart Factory. Diese organisiert sich ganz smart von selbst und ermöglicht somit noch mehr Sicherheit und Effizienz. Viele unserer Prozesse wurden bereits digitalisiert. Die gesamte Produktion gestaltet sich somit transparenter und wir können flexibler auf Änderungen in der Nachfrage reagieren und Prozesse schneller anpassen.

Zukünftig sehe ich Innovationen wie beispielsweise den Relaunch der Holzverbunddecke. Das Heizen und Kühlen soll serienreif produziert werden.

Die Baubranche auf der ganzen Welt steht vor einigen Herausforderungen – Ressourcenknappheit, klimaschädliche Produktion, Anforderungen an neue Raumkonzepte und vieles mehr. Sehen Sie hier Ihre eigene Branche in der Pflicht, einige dieser Herausforderungen zumindest zu erleichtern?

Oberndorfer:
Wir bei Oberndorfer nehmen die Klimaziele sehr ernst. Also ja, ich sehe für unsere Branche – genauso wie für jede andere – die Verantwortung, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. In vielerlei Hinsicht engagieren wir uns hier schon. Wir haben Photovoltaikanlagen auf all unseren Dächern in sieben Werken. Wir achten auf ressourcenschonende Planung und Produktion. Wir vermeiden Abfall und unsere Produktionsrestmassen finden im Kreislauf anschließend wieder Verwendung. Zudem beziehen wir unsere Rohstoffe regional, aus dem Umkreis. Durch den starken Fokus auf Digitalität gelingt es uns auch nahezu papierlos zu arbeiten. Des Weiteren statten wir aktuell unsere Standorte mit Ladestationen für E-Autos aus, welche dann von Kunden sowie unseren Mitarbeitern genutzt werden können.

Beton
ist an und für sich nichts Umweltschädliches und ein natürlicher Baustoff. Nirgendwo sonst wird Zement so umweltfreundlich hergestellt wie in Österreich. Beton speichert Wärme, gibt Kälte ab und ist langlebig, dies ist besonders bei immer häufiger auftretenden Umweltkatastrophen von Bedeutung. Außerdem ist Beton recyclebar und, noch besser, Beton ist ein regionaler Baustoff. Der negative Ruf, der auf dem Baustoff der Zukunft haftet, ist also völlig unbegründet.