Insolvenzen in Österreich : Insolvenzen 2025: Überraschender Rückgang der Schulden trotz Pleite-Welle
Hochgerechnet 6.857 Firmen haben heuer Insolvenz angemeldet.
- © Adobe StockDie wirtschaftliche Lage in Österreich bleibt angespannt, doch es gibt auch Lichtblicke. Im Jahr 2025 haben laut dem Gläubigerschutzverband KSV1870 insgesamt 6.857 Unternehmen Insolvenz angemeldet – ein Anstieg von 4,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig zeigt die Analyse, dass weniger Beschäftigte von den Pleiten betroffen sind und die durchschnittliche Verschuldung pro Fall deutlich zurückging.
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Mehr Insolvenzen ohne Verfahren – aber deutlich weniger Schulden und betroffene Jobs
Während die Zahl der eröffneten Insolvenzverfahren leicht auf 4.222 Fälle stieg (plus 1,5 %), fiel das Wachstum bei den nicht eröffneten Insolvenzen mit 8,5 % auf 2.635 Fälle deutlich stärker aus. In diesen Fällen reicht das vorhandene Vermögen der Firmen nicht einmal aus, um die Verfahrenskosten zu decken – oft fehlen bereits die nötigen 4.000 Euro, so KSV-Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze.
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Ein weiterer Trend: Die Zahl der Gläubiger nahm um rund acht Prozent zu, doch gleichzeitig sank die Zahl der betroffenen Mitarbeiter um fast 28 %. Die geschätzten Passiva (also die Schulden) aller Firmeninsolvenzen summierten sich auf rund 8,4 Milliarden Euro – ein Rückgang um mehr als die Hälfte im Vergleich zu 2024. Dieser starke Rückgang ist vor allem darauf zurückzuführen, dass das Vorjahr von mehreren Großpleiten – insbesondere aus dem Signa-Konzern – geprägt war.
Kritik am Betrugsbekämpfungsgesetz: Gefahr durch „Zombieunternehmen“ wächst
Für Unmut sorgt beim KSV1870 das neue Betrugsbekämpfungsgesetz, das kürzlich im Nationalrat beschlossen wurde. Insolvenzexperte Götze sprach von einer „schwarzen Stunde für die österreichische Wirtschaft“. Hintergrund der Kritik: Das Gesetz bevorzugt die öffentliche Hand als Gläubiger, was dazu führen könnte, dass staatliche Stellen weniger Interesse an einer raschen Insolvenzeröffnung zeigen.
Die Folge könnten mehr sogenannte Zombieunternehmen sein – also faktisch zahlungsunfähige Firmen, die dennoch weiter wirtschaften. Das Risiko: Insolvenzen werden verschleppt, und Gläubiger bleiben auf ihren Forderungen sitzen.
Gründungsplus trotz Stagnation – Signa-Pleite erneut größter Fall des Jahres
KSV-Chef Ricardo-José Vybiral betonte in seiner Analyse, dass die Zahl der Unternehmensgründungen deutlich über den Betriebsschließungen liege. Auch wenn die Geschäftslage derzeit stagniere, sei der freie Fall „erst einmal gestoppt“. Positiv sei außerdem die gestiegene Eigenkapitalquote vieler Unternehmen – ein Hinweis auf verbesserte finanzielle Widerstandskraft.
Die größte Insolvenz des Jahres bleibt erneut im Umfeld von René Benkos Signa-Gruppe: Die Signa Prime Capital Invest GmbH meldete Passiva von 870 Millionen Euro an – ein erneuter Tiefschlag für das einstige Immobilienimperium.
Firmeninsolvenzen regional ungleich verteilt: Salzburg mit stärkstem Anstieg, Burgenland mit größtem Rückgang
Die Entwicklung der Firmeninsolvenzen zeigt 2025 ein sehr unterschiedliches Bild auf Länderebene. Während einige Bundesländer teils massive Anstiege verzeichnen, geht die Zahl der Pleiten in anderen Regionen spürbar zurück.
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Am stärksten betroffen war Salzburg, wo die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 22,7 % auf 421 Fälle gestiegen ist. Knapp dahinter folgen Oberösterreich mit einem Plus von 20,8 % (849 Fälle) und Tirol mit einem Zuwachs von 14,9 % (417 Fälle). Auch in Wien, wo traditionell viele Firmen ansässig sind, stieg die Zahl der Insolvenzen leicht um 4,6 % auf 2.605 Fälle.
Ganz anders die Lage im Burgenland, das einen bemerkenswerten Rückgang von 33,5 % verzeichnet – mit nur noch 216 Fällen ist es das Bundesland mit dem stärksten Rückgang. Auch die Steiermark (–2,4 %), Vorarlberg (–0,6 %) und Kärnten (–0,5 %) konnten die Zahl der Firmeninsolvenzen leicht senken.
Im Bundesdurchschnitt ergibt sich damit ein Anstieg von 4,1 % auf insgesamt 6.857 Unternehmensinsolvenzen. Die Dynamik ist regional jedoch höchst unterschiedlich – was auf unterschiedliche Branchenstrukturen, Förderzugänge oder wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen hinweisen könnte.
| Bundesland | Anzahl Fälle | Veränderung ggü. 2024 |
|---|---|---|
| Österreich | 6.857 | +4,1 |
| Wien | 2.605 | +4,6 |
| Niederösterreich | 1.106 | +0,6 |
| Oberösterreich | 849 | +20,8 |
| Steiermark | 723 | –2,4 |
| Salzburg | 421 | +22,7 |
| Tirol | 417 | +14,9 |
| Kärnten | 364 | –0,5 |
| Burgenland | 216 | –33,5 |
| Vorarlberg | 156 | –0,6 |
Privatinsolvenzen stabil – Schuldenlast steigt deutlich
Im Bereich der Privatkonkurse blieb die Entwicklung weitgehend stabil. Mit etwas über 8.800 Fällen lag die Zahl nur knapp über dem Vorjahr. Allerdings stiegen die Schulden in diesen Verfahren um fast 18 %, was auf eine höhere durchschnittliche Verschuldung hindeutet. Regional gab es nur wenige Ausreißer: Tirol verzeichnete einen Rückgang um neun Prozent, während Vorarlberg einen Zuwachs von 8,2 % meldete.