KV-Verhandlungen 2025 : Harte Kollektivvertragsverhandlungen in der Elektro- und Elektronikindustrie: Fünfte Runde bringt Spannung

Am Freitagnachmittag treffen sich nun schon zum fünften Mal Arbeitnehmer und Arbeitgeber der Elektro- und Elektronikindustrie (EEI), um den Kollektivvertrag (KV) für 2025 zu verhandeln.
- © FotoliaAm Freitagnachmittag treffen in der Wiener Mariahilfer Straße zum bereits fünften Mal die Sozialpartner der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) zusammen, um über den Kollektivvertrag (KV) 2025 zu verhandeln. Obwohl der neue KV bereits seit dem 1. Mai gelten sollte, ziehen sich die Gespräche ungewöhnlich lange hin – ein Novum für die Branche. Grund dafür sind die wirtschaftlich angespannte Lage und die Diskussion um hohe Lohnabschlüsse in Zeiten anhaltender Rezession.
Im Zentrum der Auseinandersetzung steht das Angebot der Arbeitgeberseite: eine Erhöhung von Löhnen und Gehältern um maximal 1,5 Prozent. Damit liegt das Angebot deutlich unter der aktuellen rollierenden Inflation von 2,76 Prozent. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA lehnen dieses Angebot entschieden ab. In einer gemeinsamen Aussendung fordern sie „Lohn- und Gehaltserhöhungen auf Basis der relevanten Teuerungsrate unter besonderer Berücksichtigung niedriger Einkommensgruppen“.
Zudem geht es in den Gesprächen um Änderungen im Rahmenrecht, etwa um ein erleichtertes Erreichen der sechsten Urlaubswoche oder um eine Ausweitung der Freizeitoption. Sollte es am Freitag zu keiner Einigung kommen, kündigten die Gewerkschaften bereits "Kampfmaßnahmen" an.
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Studie zeigt hohe Arbeitskosten in Österreich
Bereits im Jänner 2025 präsentierte der Fachverband FEEI eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI), laut der Österreich im Jahr 2023 im EU-Vergleich die dritthöchsten durchschnittlichen Arbeitskosten verzeichnete. Die exportorientierte EEI – mit einer Exportquote von rund 84 Prozent – sei davon besonders betroffen. Die Folgen: sinkende Auftragseingänge, rückläufiger Export sowie ein Abbau von Fremdpersonal. Die Lage habe sich 2024 weiter verschärft.
Die Elektro- und Elektronikindustrie zählt zu den wichtigsten Industriezweigen Österreichs. Laut IWI trug sie 2023 4,4 Prozent zum gesamten Produktionswert bei. Die direkte Bruttowertschöpfung lag bei 9,15 Milliarden Euro – mehr als im Maschinenbau. Insgesamt sicherte die EEI im selben Jahr 160.100 Arbeitsplätze, was 3,2 Prozent der österreichischen Gesamtbeschäftigung entspricht. Davon sind 74.291 Personen direkt in den Unternehmen angestellt – vergleichbar mit der Beschäftigtenzahl im Sozialwesen.
Der FEEI vertritt rund 300 Unternehmen mit insgesamt etwa 74.000 Beschäftigten. Der Produktionswert der Branche belief sich 2023 auf 24,61 Milliarden Euro. Als Obmann fungiert Wolfgang Hesoun.
Die Wurzeln des Kollektivvertragsrechts reichen bis ins Jahr 1870 zurück. Heute werden in Österreich jährlich etwa 450 Kollektivverträge abgeschlossen. Kommt es zu keiner Einigung, bleibt der alte KV weiterhin in Kraft. Wird ein Abschluss erzielt, gilt er in der Regel rückwirkend, im Fall der EEI also ab dem 1. Mai 2025.