Krise in der Autoindustrie : Überlebenskampf der Autozulieferer: Zittern vor der Konkurrenz aus China

Zulieferer

Die Krise in der Autoindustrie setzt auch deren Zulieferer unter Druck.

- © Harald Schneider / APA / Picturedesk

Die anhaltende Krise in der Automobilindustrie wirkt sich zunehmend auf die Zuliefererbranche aus. Einer aktuellen Umfrage der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Baker Tilly zufolge rechnen rund zwei Drittel der deutschen Autozulieferer mit einer Marktbereinigung in den kommenden zwei Jahren – sprich: Mitbewerber werden vom Markt verschwinden.

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Wie die Befragung unter 100 Führungskräften deutscher Zulieferbetriebe zeigt, erwarten 67 Prozent der Unternehmen, dass es 2026 deutlich weniger Konkurrenten geben wird als heute. Lediglich 20 Prozent glauben an das Auftreten neuer Anbieter, insbesondere aus China. Doch gerade die asiatische Konkurrenz stellt die Branche schon jetzt vor enorme Herausforderungen. Bereits 51 Prozent der Befragten bescheinigen chinesischen Unternehmen „einen uneinholbaren Vorsprung bei Schlüsseltechnologien“.

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Kostendruck, Unsicherheiten und beschleunigter Wandel

Die Einschätzungen zur allgemeinen Branchenlage fallen dabei ausgesprochen pessimistisch aus: 79 Prozent der Führungskräfte bewerten die aktuelle Situation als „eher schlecht“ oder sogar „sehr schlecht“. Anders sieht es bei der Bewertung der eigenen Unternehmen aus: 78 Prozent sprechen hier von einer „eher“ oder „sehr guten“ Lage. Diese Diskrepanz kommentiert Jannik Bayat, Experte bei Baker Tilly, mit den Worten: „Die Wahrnehmung klafft drastisch auseinander. Die Industrie scheint die Risiken zwar zu erkennen, aber diesen im eigenen Unternehmen nicht entschieden genug zu begegnen.“

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Als größte Herausforderung identifizieren 56 Prozent der Befragten den enormen Investitions- und Kostendruck. Hinzu kommen Unsicherheiten durch geopolitische Spannungen und mögliche Handelskonflikte, die laut 60 Prozent der Teilnehmer verlässliche Planungen nahezu unmöglich machen. Besonders alarmierend: 55 Prozent sehen das Zeitfenster für eine erfolgreiche Transformation der Branche schneller schrumpfen als bislang angenommen.

Die Wahrnehmung klafft drastisch auseinander. Die Industrie scheint die Risiken zwar zu erkennen, aber diesen im eigenen Unternehmen nicht entschieden genug zu begegnen.
Jannik Bayat, Experte bei Baker Tilly

Verlagerung ins Ausland keine Strategieoption

Trotz der angespannten Lage sehen die meisten Zulieferer den Wandel der Antriebstechnologie nicht als existenzielle Bedrohung. 75 Prozent sind überzeugt, dass ihr Geschäftsmodell unabhängig davon tragfähig bleibt, ob sich der Elektroantrieb oder der Verbrennungsmotor durchsetzt. Der Grund: Die von ihnen produzierten Komponenten finden in beiden Technologien Anwendung.

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Ein Strategiewechsel durch Standortverlagerung ist für die Mehrheit kein Thema. Nur 17 Prozent der befragten Unternehmen halten es für notwendig, zur Sicherung ihrer Wettbewerbsfähigkeit ins Ausland zu gehen. Die Umfrageergebnisse basieren auf einer Erhebung, die im März und April unter 100 Führungskräften deutscher Automobilzulieferer durchgeführt wurde.