Humanoid‑Roboter Agile ONE: Deutsche Innovation fordert Tesla Optimus heraus

Am Tag der Vorstellung des Humanoiden kündigte Agile Robots zudem eine strategische Übernahme an: die Automatisierungssparte von Thyssenkrupp. Diese Einheit, seit den 1950er-Jahren im Anlagenbau tätig, liefert komplette Produktionslinien für die Autoindustrie und erzielt Umsätze im mittleren dreistelligen Millionenbereich. Für Agile Robots ist das der direkte Zugang zu realen Fabriken – und nicht nur zu Messehallen.

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Physical AI trifft Realität: Warum Agile ONE dort funktioniert, wo andere scheitern

In der zweiten Jahreshälfte 2026 sollen die ersten „Made in Germany“-Humanoiden bei strategischen Kunden eingesetzt werden – nicht auf Tech-Messen, sondern im industriellen Alltag. Agile ONE bewegt sich mit zwei Metern pro Sekunde, erkennt seine Umgebung, besitzt laut Hersteller eine hochpräzise Roboterhand und nutzt KI, die mit realen Industriedaten trainiert wurde. Entscheidend ist jedoch etwas anderes: Feinmanipulation. Steckverbinder setzen, Clips einrasten, Bauteile ertasten – Aufgaben, an denen viele Humanoid-Projekte bislang scheitern. Agile Robots verspricht zudem „Physical AI“: Der Roboter soll Bewegungen über Sensorik dynamisch anpassen und nicht nur vorprogrammierte Abläufe wiederholen.

Industrie-Reife im Vergleich: Warum Agile ONE mehr als eine Demo ist

In der Branche heißt es, Agile Robots sei bei Hardware, Software und KI-Integration konkurrenzfähig mit den großen Namen. Doch überzeugende Praxistests fehlen weltweit.

Figure AI zeigte bei BMW in Spartanburg einen Roboter, der Blechteile positionierte – wichtig, aber stark reglementiert und fern echter Fabrikkomplexität. Tesla Optimus beeindruckt in perfekt inszenierten Demos, arbeitet jedoch in keiner Tesla-Fabrik. Sanctuary AI fokussiert sich auf kognitive Fähigkeiten, testet aber vor allem in Laborumgebungen oder mit Teleassistenz. Und die zahlreichen chinesischen Humanoiden? Sie laufen, springen und marschieren – doch meist als Demonstratoren ohne industrielle Belastungsproben.

Warum echte Fabriktauglichkeit für Humanoide noch in weiter Ferne liegt

Trotz enormer Aufmerksamkeit sind humanoide Roboter weit von robustem Fabrikeinsatz entfernt. Der Grund ist simpel: Sie versuchen, den Menschen nachzubilden – und der ist komplex. Laufen, balancieren, greifen, sehen, hören, entscheiden und reagieren müssen zusammenkommen, zuverlässig und gleichzeitig. Hinzu kommen Realweltfaktoren wie Ölfilm, Vibrationen, wechselndes Licht und unvorhersehbare menschliche Kollegen. Bis ein Humanoid diese Herausforderungen durchgehend meistert, dürften noch Jahre, eher Jahrzehnte vergehen.

Europa greift an: Warum Agile ONE mehr ist als ein Technologiedemo

Experten sind sich einig: Humanoide sind ein Langzeitspiel. Wer in zehn bis fünfzehn Jahren einsatzfähige Systeme haben will, muss heute beginnen – mit allen Fehlversuchen. Künftige Fabriken werden humanoide Roboter nicht ersetzen, sondern ergänzen: angesichts schrumpfender Fachkräftezahlen und steigender Flexibilitätsanforderungen. Agile ONE verschafft Europa erstmals einen ernstzunehmenden Wettbewerber im globalen Rennen. Auch wenn Daten zu Zuverlässigkeit, Kosten und Ausdauer noch fehlen, setzt das Projekt ein Signal: Europa entwickelt Zukunftstechnologien nicht erst, wenn sie fertig sind, sondern damit sie es werden.

Ob Agile ONE am Ende weltweit Fabrikhallen erobert, bleibt offen. Doch schon sein Start zeigt: Europa mischt mit.

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