Zehntausende Arbeitsplätze wackeln bei Volkswagen : "Rabiatpläne": VW will laut Betriebsrat drei Werke in Deutschland schließen

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Am Mittwoch kommen VW und Gewerkschaft in Wolfsburg zu ihrer zweiten Tarifrunde zusammen, wo die möglichen Werksschließungen thematisiert werden.

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"Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen", sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Info-Veranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. "Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!", so Cavallo. VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon rund die Hälfte in Wolfsburg.

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Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.

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VW-Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo kritisiert die Pläne der Konzernleitung scharf. - © IG Metall Wolfsburg

Die Hintergründe: VW-Sparmaßnahmen und die Folgen für Österreich

Volkswagen ist einem massiven Kostendruck ausgesetzt und plant bis 2030 Einsparungen von 10 Milliarden Euro. Auf die österreichische Zulieferindustrie, die stark von VW als Kunden abhängig ist, könnten diese Sparmaßnahmen erhebliche Auswirkungen haben. Aufgrund schlechterer Geschäftsentwicklungen als ursprünglich erwartet, soll das im Jahr 2023 eingeführte Effizienzprogramm noch einmal verschärft werden. Es bestehe aktuell eine Lücke von 2 bis 3 Milliarden Euro bei den angestrebten Ergebnisverbesserungen.

Obwohl VW keine Angaben zu möglichen Standorten machte, die von Schließungen betroffen sein könnten, bekräftigte der Konzern, dass eine Schließung von Werken die letzte Option sei, falls andere Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg brächten. Aktuell betreibt VW Autowerke in Wolfsburg, Emden, Osnabrück, Hannover, Zwickau und Dresden sowie Komponentenfabriken in Kassel, Salzgitter, Braunschweig und Chemnitz.

Diese Entwicklungen haben potenziell weitreichende Konsequenzen für die Zulieferer-Industrie in Österreich, die stark von VW als Abnehmer abhängt. Zum Beispiel ist Magna Steyr, einer der größten österreichischen Automobilzulieferer, maßgeblich in die Produktion für Volkswagen involviert. Im Jahr 2022 hat Magna Steyr mit über 13.000 Beschäftigten in Österreich einen Umsatz von etwa 7 Milliarden Euro erzielt, wobei ein bedeutender Teil des Umsatzes auf Aufträge von VW entfällt.

VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Verhärtete Fronten: Zähe Verhandlungen stehen an

Am Mittwoch kommen Konzern und die deutsche Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen. Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach 7 Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. Nähere Angaben hatte VW dazu bisher nicht gemacht.

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Laut Cavallo fordert VW nun 10 Prozent Lohnkürzung sowie Nullrunden in den kommenden beiden Jahren. VW hatte Anfang September angekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger auszuschließen.

"Rabiatpläne": Harsche Kritik an VW-Plänen

Die deutsche Gewerkschaft IG Metall will die jüngsten Pläne von VW zu Werksschließungen und Stellenabbau nicht hinnehmen. "Diese Rabiatpläne des Vorstandes sind in keiner Weise hinnehmbar und ein Bruch mit allem, was wir in den letzten Jahrzehnten im Unternehmen erlebt haben", sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger.

"Das ist ein tiefer Stich in das Herz der hart arbeitenden VW-Belegschaft", sagt Gröger. "Wir erwarten, dass statt Kahlschlagfantasien von Volkswagen und seinem Vorstand am Verhandlungstisch tragfähige Zukunftskonzepte skizziert werden, dort, wo von Arbeitgeberseite bislang wenig mehr als Floskeln präsentiert wurde." Am Mittwoch kommen VW und Gewerkschaft in Wolfsburg zu ihrer zweiten Tarifrunde zusammen.

Thorsten Gröger, IG-Metall

VW rechtfertigt Sparkurs: "Die Lage ist ernst"

In einer ersten Reaktion verteidigt der Konzern seine Sparpläne, nennt aber weiter keine Details zu konkreten Maßnahmen. "Fakt ist: Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm", so Personalvorstand Gunnar Kilian. "Ohne umfassende Maßnahmen zur Wiedererlangung der Wettbewerbsfähigkeit werden wir uns wesentliche Zukunftsinvestitionen nicht leisten können", meinte Kilian weiters.

Konkrete Angaben zu den zuvor von Betriebsratschefin Daniela Cavallo genannten Plänen zu Werkschließungen, Lohnkürzungen und Stellenabbau machte Kilian nicht. "Wir halten an dem mit der Mitbestimmung vereinbarten Grundsatz fest, die Diskussion um die Zukunft der Volkswagen AG zuerst intern mit unseren Verhandlungspartnern zu führen", sagte er. Für die am Mittwoch anstehende Tarifrunde kündigte der Konzern "konkrete Vorschläge zur Senkung der Arbeitskosten" an.

Markenchef Thomas Schäfer begründete den Schritt mit den hohen Kosten an den deutschen Standorten. "So wie bisher können wir nicht weitermachen", so Schäfer laut Mitteilung. "Wir sind an den deutschen Standorten nicht produktiv genug und liegen aktuell bei den Fabrikkosten 25 bis 50 Prozent über dem, was wir uns vorgenommen haben. Damit sind einzelne deutsche Werke doppelt so teuer wie der Wettbewerb." Ziel bleibe, die Umsatzrendite bis 2026 auf 6,5 Prozent zu steigern. Nur so ließen sich die notwendigen Investitionen in die Zukunft finanzieren.