Abschreibung : Siemens in roten Zahlen – erstmals seit 12 Jahren

Roland Busch, Vorstandschef des Münchner Konzerns Siemens

Vorstandschef Busch: Sorge nur wegen Beschaffungs- und Personalkosten

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Siemens-Chef Roland Busch macht sich wegen einer drohenden Gasknappheit keine Sorgen um den Betrieb. „Derzeit sehen wir nur geringe direkte Auswirkungen auf unsere Fabriken, weil unsere Produktion nicht energieintensiv ist“, sagte Busch in einer Telefonkonferenz am Donnerstag. "Wir nutzen Erdgas nur in einigen nachgeordneten Bereichen in der Produktion, haben somit einen vergleichsweise geringen Bedarf."

90 % der 280 Gigawattstunden (GWh), die Siemens im vergangenen Jahr verbrauchte, wurden zum Heizen verwendet. Falls das Gas knapp werde, habe man außerdem Maßnahmen getroffen, damit die Produktion weitergehen könne.

In Europa deckt Siemens seinen Strombedarf fast ausschließlich aus erneuerbaren Quellen. „Wir haben vorausschauend eingekauft und langfristig vorgesorgt“, so der Vorstandsvorsitzende.

Sorge bereiten Busch eher die steigenden Beschaffungs- und Personalkosten. Die Preise steigen, gleichzeitig müsse die Produktivität steigen, um die inflationären Auswirkungen auszugleichen. „In den nächsten Monaten werden die Geschäfte bei den Ausgaben besonders diszipliniert sein, um die Margen zu halten“, so Busch.

Die ehemalige Energiesparte Siemens Energy – die hohe Abschreibung drückt auf das Ergebnis.

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Und noch ein weiterer Punkt lässt den Konzern die Kriegsfolgen derzeit spüren: eine hohe Abschreibung auf den verbliebenen Anteil an der ehemaligen Energiesparte Siemens Energy und Belastungen im Zusammenhang mit Russland, da sich Siemens wegen des Ukraine-Krieges von dort zurückzieht.

Lesen Sie hier: Der Rückzug von Siemens aus Russland

Dadurch ist Siemens zum ersten Mal seit fast zwölf Jahren in den roten Zahlen. Und das, obwohl die Geschäfte gut laufen. Der Münchner Konzern mit großem Engagement auch in Österreich machte im dritten Geschäftsquartal 1,5 Mrd. Euro Verlust.

Die Energy-Abschreibung, die Siemens Ende Juni angekündigt hat, drückt mit 2,7 Milliarden Euro auf das Ergebnis – Russland mit 0,6 Milliarden. Das ist zu groß selbst für das starke Geschäft der Münchner.

Der Umsatz stieg nominell um 11 % auf 17,9 Milliarden und der Gewinn im Industriesektor stieg um 27 % auf 2,9 Milliarden. Bemerkenswert ist auch der Gewinn von 0,7 Milliarden aus dem Verkauf von Yunex Traffic.

Die hohen Belastungen aus dem dritten Quartal führen dazu, dass Siemens nun niedrigere Ergebnisse prognostiziert, und zwar in Höhe der Energy-Abschreibung. Andere Zeichen für die Zukunft stehen hingegen gut: Nachdem der Auftragseingang auf 22 Milliarden Euro gestiegen ist, liegt der Auftragsbestand laut Siemens nun bei einem Rekordwert von 99 Milliarden Euro.

"Wir haben das richtige Angebot und die richtige Strategie, um selbst in unsicheren Zeiten erfolgreich zu sein", sagt Siemens-Chef Roland Busch. (apa/red)