Wird mit 60 Milliarden Euro bewertet : Kunststoffriese: OMV und Adnoc einigen sich auf Joint-Venture

Die neue Gesellschaft wird „Borouge Group International“ heißen und ihren Sitz in Wien haben.
- © OMVDie Verhandlungen haben 2023 begonnen und sich lange hingezogen - das lag auch an der komplizierten Beteiligungsstruktur von Borealis und Borouge, wobei Borouge ein deutlich größeres Unternehmen ist als Borealis. An Borouge ist die OMV derzeit mit 36 Prozent beteiligt, Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company) hält 54 Prozent der Anteile. Bei der Borealis hält die OMV 75 Prozent, der Adnoc gehören 25 Prozent. Das Industrieprojekt "Borouge 4" gehört zu 60 Prozent Adnoc und zu 40 Prozent der OMV. Um den Wertunterschied auszugleichen, wird die OMV rund 1,6 Mrd. Euro in das neue Gemeinschaftsunternehmen einbringen. Gleichzeitig hat man sich auf den Kauf von Nova Chemicals um 9,377 Mrd. Euro geeinigt.
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OMV-CEO Alfred Stern: "Diese wegweisenden Transaktionen stellen einen bedeutenden Schritt für die OMV dar. Sie beschleunigen die Wachstumsstrategie in unserem Chemicals Segment und unterstützen die Entwicklung der OMV zu einem führenden Unternehmen für nachhaltige Chemikalien, Kraftstoffe und Energie. Mit Adnoc verbindet uns eine 25-jährige strategische Partnerschaft und gemeinsam schaffen wir einen weltweit führenden Polyolefin-Produzenten. Durch den Zugang zu den größten Märkten mit Kostenvorteilen ist Borouge Group International exzellent positioniert, um eine Wertsteigerung zu erreichen. Wir wollen die Absatzvolumina innovativer Polyolefin-Premiumprodukte substanziell steigern und eine führende Position bei nachhaltigen und kreislauforientierten Lösungen einnehmen."

OMV schießt 1,6 Mrd. Euro Eigenkapital zu
"Die 1,6 Mrd. Euro, die die OMV als Kapitalspritze einbringen wird, sind ein Eigenkapitalbeitrag", erklärt Stern. "Das stärkt die Bilanz des neuen Unternehmens und ermöglicht diese Wachstumsakquisition von Nova Chemicals und Borouge 4 in weiterer Folge. Das ist kein Kredit, das ist auch nicht irgendeine Zahlung an Adnoc, sondern das ist ein direkter Eigenkapital-Beitrag." Die Streubesitzaktionäre der Borouge sollen ein Angebot für Aktien an dem Joint Venture bekommen. Sollten alle Aktionäre das Angebot annehmen, würden sie gemeinsam 6,12 Prozent halten, je 46,94 Prozent würden in dem Fall von OMV und ADNOC gehalten werden.
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Mit ihrer künftigen Beteiligung von gut 46,9 Prozent am viertgrößten Polyolefin-Unternehmen der Welt wird die OMV Anspruch auf eine Mindestdividende von rund einer Milliarde Dollar pro Jahr haben. Das sind auch gute Neuigkeiten für den Staatshaushalt, schließlich ist die Republik Österreich mit 31,5 Prozent der Anteile größter Eigentümer der OMV. Für die Chefin der Staatsholding ÖBAG, Edith Hlawati, ist die Einigung zwischen OMV und Adnoc "eine sehr gute Nachricht für den Standort Österreich. Die mit der gemeinsamen Übernahme von NOVA Chemicals beschlossene Expansion in den nordamerikanischen Markt unterstreicht die industriepolitische Bedeutung dieser Transaktion für die OMV und für Österreich", so Hlawati in einer Aussendung.
Hauptsitz der Borouge Group International in Wien
Der Hauptsitz und der steuerliche Sitz der Borouge Group International wird in Wien sein. Die Führungsstruktur wird, wie in Österreich üblich, zweistufig sein. OMV und Adnoc werden in strategischen Fragen gleichberechtigte Entscheidungsrechte haben. Der Aufsichtsrat wird sich aus je fünf Vertretern der beiden Joint-Venture-Partner und gegebenenfalls fünf Arbeitnehmervertretern zusammensetzen, wobei Adnoc das Recht hat, den Aufsichtsratsvorsitzenden zu stellen. Alle Beschlüsse werden mit einfacher Mehrheit gefasst.
Sultan Ahmed Al Jaber, Managing Director und Group CEO von Adnoc, erklärt: "Diese Transaktionen haben transformativen Charakter und markieren einen bedeutenden Meilenstein in der globalen Chemiestrategie von Adnoc, während wir unser internationales Wachstum voranbringen. Aufbauend auf unserer 25-jährigen strategischen Partnerschaft mit der OMV schaffen wir einen neuen Branchenriesen mit einem Portfolio hochwertiger Produkte, modernster Technologien und globaler Marktpräsenz. Die bahnbrechende Kombination von Borouge und Borealis sowie die Übernahme von Nova Chemicals verankert die Zukunftsfähigkeit von Adnoc und festigt den Führungsanspruch Abu Dhabis im globalen Chemiesektor. Unser Ziel ist es, die weltweit wachsende Nachfrage von Chemikalien und verwandten Produkten zu bedienen und gleichzeitig Wertschöpfung und Wachstumschancen für unsere Aktionäre voranzutreiben.“
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Das neue Joint Venture soll Nova Chemicals, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Mubadala Investment Company PJSC, erwerben. Mubadala ist ein staatlicher Investmentfonds aus dem Emirat Abu Dhabi. Der Kaufpreis beträgt 9,377 Milliarden Euro. Der Erwerb soll über eine Brückenfinanzierung erfolgen, die später über eine Kapitalerhöhung im Volumen von 4 Mrd. Euro refinanziert werden soll. OMV und Adnoc würden sich an der Kapitalerhöhung nicht beteiligen, so dass sich der Streubesitz des Joint Ventures erhöhen würde. OMV und Adnoc würden danach noch jeweils mehr als 43 Prozent der Anteile halten.
