Export : Metallindustrie: So hoch sind Umsatzeinbußen durch Krieg und Sanktionen

Für die Metalltechnische Industrie ist Russland ein wichtiger Exportpartner.
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Die EU hat nun ihr neuntes Sanktionspaket veröffentlicht, mit spätestens gestern sind alle Punkte darin in Kraft getreten. Welche Sanktionen betreffen konkret die Metallindustrie?

  • Neu ist ein Verbot von Neuinvestitionen in den russischen Bergbausektor – wobei Ausnahmen vorgesehen sind.

  • Die Bestimmungen zum Einfuhrverbot für Stahlerzeugnisse wurden abgeändert.

  • Ebenfalls Änderungen gibt es in Bezug auf Güter und Technologien sowie Dual-Use-Güter/Technologien. Die Liste der Organisationen, denen strengere Ausfuhrbeschränkungen in Bezug auf Güter und Technologien mit doppeltem Verwendungszweck sowie Güter und Technologien auferlegt werden, wurde um 168 neue Einrichtungen erweitert.

Russland als Exportpartner für die Metallindustrie

Der Exportwert der österreichischen metalltechnischen Industrie nach Russland ist generell ein hoher. Laut Zahlen der Außenhandelsdatenbank der WKO wurde 2013 ein Höhepunkt erreicht, als für über 1,2 Milliarden Euro nach Russland exportiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt betrugen die metalltechnischen Exporte in die Ukraine gut 129 Millionen Euro – etwas weniger als in den Jahren zuvor.

Nachdem dann im März 2014 die ersten Dual-Use-Sanktionen griffen, sanken die Exporte nach Russland schlagartig auf 642 Millionen Euro. Zwar kletterten sie ab 2017 wieder in die Höhe, bis sie 2020 den Stand von 799 Millionen erreichten; doch 2021 lagen sie wiederum nur bei 616 Millionen Euro. In deutlich niedrigerem Rahmen, aber dennoch, stiegen vergangenes Jahr die Exporte in die Ukraine wieder auf 161,5 Millionen Euro.

Nicht nur Sanktionen hatten ihre Auswirkungen, auch die Rubel-Krise. 2007 war Russland noch der fünftgrößte Exportpartner der Metalltechnischen Industrie – heute immerhin noch der zehntgrößte.

Bedeutende Exportbranchen sind unter anderem Schlösser und Beschläge (83 Millionen Euro im Jahr 2021), Baumaschinen (66 Millionen Euro), sowie Hebezeuge und Fördermittel (56 Millionen Euro).

Auch auf der Importseite spielt Russland für die Metalltechnische Industrie eine wichtige Rolle – speziell Industriemetalle. 2020 wurde etwa in der Höhe von 45 Millionen Euro Aluminium importiert, ebenso Nickel (42 Millionen Euro) und Stahl (21 Millionen Euro). Die Importe sind 2021 schon stark zurückgegangen, etwa Stahl auf 6,7 Millionen Euro und Aluminium auf 27,7 Millionen Euro.

Ukraine als Exportpartner: Rückgang bereits seit Ostukraine-Besetzung

Die Ukraine derweil gilt mit etwa 20 Millionen Euro Volumen als wichtiger Exportmarkt für die Beschlagsindustrie. Auch für viele Bereiche im Maschinenbau ist sie von Bedeutung, insbesondere für Landmaschinen (16 Millionen Euro), Nahrungsmittelmaschinen (8,4 Millionen Euro), Lifte (6 Millionen Euro) oder auch Metallkonstruktionen (5 Millionen Euro). Generell ist der Exportmarkt der Metallbranche in die Ukraine sehr breit aufgestellt. Entsprechend wichtig ist daher die Sicherung des Warenverkehrs zwischen der Ukraine und Österreich.

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Die Exporte in die Ukraine gingen als Folge der kriegerischen Handlungen in
der Ostukraine ab 2014 stark zurück. Die Steigerungen, die aber zuletzt wieder zu sehen waren, sind nicht auf einen Einzelauftrag zurückzuführen, sondern auf die Nachfrage in allen großen Exportgruppen. Pro Jahr importiert die Metallindustrie außerdem Stahl im Wert von ca. 14,5 Millionen Euro aus der Ukraine. 2015 waren es noch 35 Millionen Euro. Der Rückgang der Stahlimporte ist ein direkter Effekt aus der Besetzung der Industriegebiete in der Ostukraine, etwa Donezk.

Exporte der Metalltechnischen Branche: Kommt der Vollausfall?

Derzeit geht die Branche von einem weitgehenden Exportstopp nach Russland, Belarus und in die Ukraine aus. Abgesehen von sanktionierten Produkten, stünden praktische Hemmnisse einem Export entgegen: Kriegshandlungen, geschlossene Transportwege, kaum Nachfrage, stark erschwerte Zahlungsabwicklungen, fehlende Exportversicherungen und nicht zuletzt freiwillige Exportstopps.

Laut einer Blitzbefragung in der Metalltechnischen Industrie führt der Krieg in der Ukraine zu
6,3 Prozent Umsatzeinbußen. Der jährliche Export von insgesamt 960 Millionen Euro nach Russland/Belarus/Ukraine wird 2022 wohl drastisch fallen. Kurzfristig rechnet die Branche sogar mit einem beinahe Vollausfall. Das Wachstum des Industriezweigs würde demnach um ein bis zwei Prozent sinken.