Karton- und Verpackungsindustrie : Mayr-Melnhof verkauft Werk in Italien nach Hochwasserschäden: Traditionsstandort in Cervia vor dem Aus

Soll geschlossen werden: Mayr-Melnhof-Standort im italienischen Cervia

Soll geschlossen werden: Mayr-Melnhof-Standort im italienischen Cervia

- © Mayr-Melnhof

Der österreichische Kartonhersteller Mayr-Melnhof plant, seinen Standort in der italienischen Küstenstadt Cervia (Provinz Ravenna) aufzugeben. Die im Oktober 2022 erworbene Fabrik soll an das italienische Unternehmen Focaccia veräußert werden. Laut Berichten italienischer Medien wurde bereits ein entsprechender Vorvertrag abgeschlossen.

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Dies markiert den ersten Schritt zum Verkauf des traditionsreichen Betriebs in Cervia, den Mayr-Melnhof ursprünglich schließen wollte. Das Werk, das Verpackungen für den Pharmabereich produziert und rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, erlitt schwere Schäden durch das Hochwasser in der norditalienischen Region Emilia Romagna im Mai 2023.

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Erneut starker Gewinneinbruch

Mayr-Melnhof hatte das renommierte Pharma-Verpackungswerk Ex Farmografica Cervia im Zuge der Übernahme der Verpackungssparte des britischen Unternehmens Essentra erworben. Infolge der katastrophalen Überschwemmungen im Mai 2023 wurde die Produktion in den letzten Monaten ausgesetzt. Nach intensiven Verhandlungen mit den Gewerkschaften verkündeten die Eigentümer im Januar schließlich die endgültige Schließung des Standorts und die damit verbundene Entlassung der 92 Mitarbeiter.

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Die Gewerkschaften setzten sich entschieden gegen die vollständige Schließung des Werks zur Wehr. Sie warfen Mayr-Melnhof außerdem vor, die Naturkatastrophe auszunutzen, „um in Italien zu desinvestieren und die Produktion dorthin zu verlagern, wo sie glauben, den größten Profit machen zu können".

Im August hat das Unternehmen ein Programm mit umfassenden Kosteneinsparungen und Zurückhaltung bei Neuinvestitionen angekündigt, um seine Rentabilität und Liquidität zu sichern. Der Schwerpunkt liegt auf der schnellstmöglichen Wiederherstellung der Margen, um die Nettoverschuldung zu reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Mayr-Melnhof Karton hat im ersten Halbjahr 2024 einen erheblichen Gewinneinbruch erlitten. Das operative Ergebnis sank um 29 Prozent auf 90,6 Millionen Euro, während der Nettogewinn um 34 Prozent auf 51,2 Millionen Euro zurückging. Der Umsatz fiel um 6 Prozent auf 2,04 Milliarden Euro, was auf niedrigere Verkaufspreise und eine schwache Nachfrage in der Karton- und Papierbranche zurückzuführen ist. Trotz eines gestiegenen Cashflows um 34 Prozent auf 200,6 Millionen Euro bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. CEO Peter Oswald erwartet auch für das dritte Quartal keine wesentliche Verbesserung, da die Nachfrageschwäche anhalten dürfte​.

Die Sparte MM Packaging hingegen zeigte eine stabilere Entwicklung, was vor allem auf Akquisitionen im Vorjahr zurückzuführen ist. Jedoch bleibt der Ausblick für den Kartonbereich vorsichtig, da die allgemeinen Marktbedingungen weiterhin von Unsicherheiten geprägt sind​.