Energieversorgung : Kann sich Österreich mit Wasserstoff aus Emiraten von Russland lösen?

Das Stadtzentrum von Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Dubai, VAE

- © Rastislav Sedlak SK - stock.adob

Der russische Einmarsch in der Ukraine hat die Energiepolitiker in der EU wachgerüttelt, man will sich jetzt so rasch wie möglich aus der Abhängigkeit von russischem Erdgas befreien. Grüner Wasserstoff aus den Vereinigten Arabischen Emiraten könnte ein Teil der Lösung sein - die für Rohstoffe zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) hat am Sonntag eine entsprechende Absichtserklärung mit dem Industrieminister der VAE, Sultan Bin Ahmad Sultan Al Jaber, unterzeichnet.

Aber so bald werden weder Wasserstoff noch LNG (verflüssigtes Erdgas) aus den Golfemiraten nach Österreich fließen. "Man darf sich keine Wunder erwarten", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) vor Journalisten in Abu Dhabi.

"Russland ist der größte Erdgasexporteur weltweit", betonte Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), die Nehammer und Köstinger in die Vereinigten Arabischen Emirate begleitet hat. "Aus Russland stammen 40 Prozent der europäischen Gasimporte und 80 Prozent der österreichischen Importe, das heißt, das sind Mengen, die kann man nicht innerhalb von drei Wochen oder drei Monaten ersetzen."

Die Pläne, was grünen Wasserstoff aus der Emiraten angeht, sind bisher noch recht vage - weder über Mengen oder Kosten, noch über die Transportwege gibt es bisher klare Vorstellungen. Möglich wäre es z.B., Wasserstoff über das Erdgasnetz zu transportieren. Bei LNG könnte man für den Transport Container nutzen, erklärte Köstinger, das sei auch für Wasserstoff eine Option.

"Wir haben keinen Flüssiggasterminal in Österreich, wir sind also angewiesen auf die Kapazitäten der Terminal, die es in Europa gibt", sagte Gewessler. "Auch das schauen wir uns in Kooperation mit der OMV genau an."

"Wir müssen auch unsere Pipeline-Strukturen neu denken", sagte Nehammer. "Wir haben ganz viel Nord-Süd oder Ost-West, aber wir haben ganz wenig Süd-Nord."

Das Problem, dass man sich aus politischen und ethischen Erwägungen aus der Abhängigkeit von Russland befreien will, indem man sich stärker Ländern zuwendet, die ebenfalls nicht demokratisch regiert werden, ist Nehammer bewusst. "Aber man muss Realitäten zur Kenntnis nehmen." So stünden etwa auch Erdölprodukte aus Russland nicht auf der Sanktionsliste der USA. "Wenn Sie mich danach fragen, wie es mir damit geht, dass wir in einer pervertierten Welt leben, dass wir Sanktionen beschlossen haben, die hart sind und klar sind, und gleichzeitig über die Abhängigkeit von Gas an sich Millionen von Dollarbeträgen Richtung Russische Föderation schicken - der Gedanke ist unerträglich. Aber es ist Realität."

Weil die praktische Umsetzung der Absichtserklärung letztlich auch über die OMV erfolgen wird, ist OMV-Chef Alfred Stern mit den Regierungsmitgliedern in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist. Russland habe in den vergangenen Monaten und Wochen vertragsgemäß Gas geliefert, sagte Stern. Allerdings könne man nicht automatisch aus den Erfahrungen der Vergangenheit auf die Zukunft schließen. Auch er sieht die Tatsache, dass die EU-Staaten und auch Österreich weiter Gas von Russland kaufen, nüchtern. "Warum ist das so? Weil trotz allem Entsetzen über das, was hier vorfällt, die Leute doch verstehen, dass es rational einfach so ist, dass wir diese Lieferungen brauchen."

Ihre Forderungen in Höhe von fast einer Milliarde Euro gegenüber der Pipeline-Gesellschaft Nord Stream 2 hat die OMV zwar in ihrer Buchhaltung abgeschrieben, aber die Hoffnung, zumindest einen Teil des Geldes zurückzubekommen, noch nicht ganz aufgegeben. Man habe wegen der Insolvenz der Firma die Darlehensforderung wertberichtigt, "allerdings heißt das nicht, dass wir unsere Forderung aufgeben würden im Falle, dass eine Situation entsteht, dass das einbringbar ist." (apa/red)