Energieabhängigkeit : Auf Vernetzungsreise: Österreichs Energieabhängigkeit von Russland auf dem Prüfstand

Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (G)

Umwelt- und Energieministerin Leonore Gewessler

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Die österreichische Ministerin nahm bereits am Berliner Energie-Dialog als Vertreterin jenes Landes teil, das mit mehr als 80 Prozent Erdgasimporten eine besonders hohe Abhängigkeit von russischem Gas hat. Die Themen auf der Konferenz sowie in Gewesslers Gespräch mit Jennifer Morgan, der neuen Staatssekretärin im deutschen Auswärtigen Amt, drehten sich um die Optionen, die Abhängigkeit radikal zu verringern und die Energiewende schnellstmöglich umzusetzen. Morgan wurde von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) als Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik eingesetzt. Sie soll aus den deutschen Auslandsbotschaften "Klimabotschaften" machen, so Baerbock in ihrer Rede auf der Konferenz.

In Österreich habe die erneuerbare Energie Priorität, so Gewessler. Denn selbst nach Vertragsverhandlungen in Katar und in den Vereinigten Arabischen Emiraten wolle man nicht von einer Abhängigkeit in die nächste gelangen. "Unsere Abhängigkeit von russischem Gas macht uns angreifbar und verwundbar", sagte sie. Das international umworbene Öl- und Gasförderland Katar dämpft in der Zwischenzeit aber ohnehin die Erwartungen an ein rasches Ende der Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland. Er denke nicht, dass Katar unmittelbar helfen könne, sagte Energieminister Saad al-Kaabi auf einer Konferenz in der katarischen Hauptstadt Doha. Niemand könne die russischen Lieferungen derzeit ersetzen.

"Um uns aus dieser Abhängigkeit zu befreien, gehen wir in Österreich jetzt zwei Sachen gleichzeitig an. Einerseits müssen wir unsere Erdgas-Lieferländer diversifizieren und für den nächsten Winter vorsorgen, gleichzeitig müssen wir jetzt mit aller Kraft raus den fossilen Energien und rein in die erneuerbaren Energien aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse."

In der Zwischenzeit beklagt die heimische Industrie "existenzbedrohende Szenarien", die unter anderem durch die hohen Energiekosten, fehlende Rohstoffe und der Sorge um Gaslieferungen ausgelöst werden sollen.

"Bei einigen Unternehmen haben sich die Gesamtkosten aufgrund der Energiepreise bereits um bis zu 50 Prozent erhöht. Betriebe sind mittlerweile gezwungen, Produktionen zu drosseln oder stehen vor hohen Pönalzahlungen, weil es unmöglich ist, Lieferverträge einzuhalten", so Obmann Max Oberhumer.

Lösungsfindung in Paris

Auf der heute in Paris beginnenden Tagung der Umweltminister der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), an der Gewessler teilnimmt, sollte es um die Sicherstellung einer resilienten und gesunden Umwelt für alle" gehen. Dabei sollten Klima und Plastik im Mittelpunkt stehen. Doch wird es aus aktuellem Anlass auch auf diesem Forum um Energiefragen vor dem Hintergrund der russischen Aggression in der Ukraine gehen.

"Ich freue mich über den europäischen Schulterschluss zur Energieunabhängigkeit und zum Klimaschutz, der in meinen Gesprächen mit den deutschen Amtskolleginnen und -kollegen deutlich wurde. Genauso wichtig ist es dem Weg raus aus der Erpressbarkeit durch die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas und im Kampf gegen die Klimakrise besonders darauf zu achten, dass wir niemanden zurücklassen", so Gewessler. (apa/red)