Personalia : Schweigeminute für Sergio Marchionne

Der langjährige Chef der Autobauer Fiat Chrysler und Ferrari, Sergio Marchionne, ist tot. Das teilte Fiat heute mit. Das Unternehmen und die italienische Politik trauern um den bekanntesten Spitzenmanager des Landes.

Der 66-Jährige, der seit drei Wochen im Koma lag, saß 14 Jahre lang am Steuer des italienischen Autobauers. Er hatte Fiat vor dem Konkurs gerettet und zu einem Weltkonzern gemacht.

Nach unerwarteten Komplikationen bei einer Operation in Zürich hatte sich der Zustand des Managers so stark verschlechtert, dass er seine Arbeit als Fiat-Chef sowie als Präsident und Vorstandschef von Ferrari nicht wieder aufnehmen konnte.

Schweigeminute im Parlament

Im italienischen Parlament wurde eine Schweigeminute zu Marchionnes Ehren gehalten. Italiens Ex-Premier Paolo Gentiloni kondolierte der Familie. "Danke für die Arbeit, die Anstrengung und die Resultate", schrieb Gentiloni auf Twitter.

Die Unternehmerfamilie Agnelli, die über die Finanzholding Exor Mehrheitsaktionär von Fiat Chrysler (FCA) ist, sprach am Mittwoch ihr Mitgefühl aus. "Leider ist das passiert, was wir befürchteten. Unser Freund Sergio hat uns verlassen", sagte FCA-Verwaltungsratspräsident John Elkann. "Der beste Weg, um ihn zu würdigen, ist jene Werte von Menschlichkeit, Verantwortung und intellektueller Offenheit hochzuhalten, die typisch für Marchionne waren. Ich und meine Familie werden ihm immer für seine Leistungen dankbar sein", so Elkann.

Visionär und harter Verhandler

Marchionne starb am Tag des Debüts seines Nachfolgers, des Briten Mike Manley. Der Italo-Kanadier Marchionne hätte eigentlich erst im April kommenden Jahres das Zepter an einen internen Nachfolger übergeben sollen. Fiat und Ferrari hatten dann aber am Samstag bekannt gegeben, dass der 66-Jährige die Posten des Vorstandschefs beim italienisch-amerikanischen Autobauer Fiat Chrysler Automobiles (FCA) und bei der Tochter Ferrari aus gesundheitlichen Gründen abgeben müsse.

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Marchionne galt als Visionär, aber auch als harter Verhandlungspartner für Gewerkschaften und in der Formel 1. Mit markigen Sprüchen machte er sich weltweit einen Namen. Sein Tod wird von vielen Menschen in Italien als das Ende einer Ära gesehen. Der Italiener mit kanadischem Pass war 2004 an die Fiat-Spitze gerückt, als das Turiner Unternehmen kurz vor der Pleite stand. Zehn Jahre später fädelte Marchionne die Übernahme des ebenfalls schwer angeschlagenen US-Rivalen Chrysler ein.

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Seit der Fusion der beiden Autobauer im Herbst 2014 stieg der Wert der Aktie um fast 350 Prozent - und damit so stark wie bei keinem anderen Unternehmen der Branche. Als wichtiges Vermächtnis Marchionnes gilt auch die Konzentration auf Nischenmarken. Zum Ende seiner Karriere bei FCA hatte der Manager sein letztes großes Ziel erreicht und die Schuldenfreiheit des Unternehmens für Ende Juni verkündet.

Marchionne wollte sich eigentlich 2019 von dem Posten bei Fiat verabschieden. Rückzugspläne bei Ferrari waren hingegen nicht bekannt.

An der Spitze von Fiat steht nun der Chef der US-Geländewagen-Tochter Jeep, Mike Manley. Neuer Ferrari-Chef wurde Louis Camilleri, der zuvor unter anderem leitende Positionen beim Tabakmulti Philip Morris innehatte.

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Als Ferrari-Präsident galt Marchionne in der Formel 1 als kompromissloser Manager, der den Rennstall allerdings wieder in die Spur brachte. Das Team von Pilot Sebastian Vettel hatte er öffentlich mehrmals deutlich kritisiert. (dpa/apa/red)