Personalia : Diese Probleme warten auf den neuen Chef von Fiat Chrysler

Der plötzliche Wechsel an der Unternehmensspitze infolge des kritischen Gesundheitszustands des nunmehrigen Ex-Chefs Sergio Marchionne stürzt Fiat Chrysler in die Ungewissheit. Der bei einer dringend einberufenen Aufsichtsratssitzung zum neuen CEO ernannte Brite Mike Manley steht vor mehreren großen Herausforderungen.

Der Italo-Kanadier Marchionne hätte eigentlich erst im April kommenden Jahres das Zepter an einen internen Nachfolger übergeben sollen. Wegen seines kritischen Zustands ernannte der FCA-Aufsichtsrat den Briten Mike Manley zu Marchionnes Nachfolger.

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Der 54 Jahre alte Manley ist der erste Nicht-Italiener, der die Führung der 1899 gegründeten Fiat-Gruppe übernimmt. Im Gegensatz zu dem unkonventionellen Marchionne, der immer im schwarzen Wollpullover und ohne Krawatte auftrat, liebt Manley elegante Anzüge. Als Chef der Marke Jeep hat Manley mehr Zeit in den USA und in Asien als in Europa verbracht. Unter seiner Führung ist Jeep zur rentabelsten Marke des gesamten Konzerns aufgerückt. Allein im vergangenen Jahr wurde bei der Zahl der abgesetzten Jeeps ein Plus von 36 Prozent verzeichnet.

Stärkere Verlagerung in die USA möglich

Manley wird sich um mehrere problematische Aspekte kümmern müssen. Wegen der Zollpolitik der US-Administration, die den Automarkt schwer beeinflusst, könnte Manley beschließen, die Autoproduktion verstärkt von Europa in die USA zu verlegen. Dies befürchten die italienischen Gewerkschaften, die um die Zukunft der fünf FCA-Werke in Italien bangen.

Schon dieser Tage muss Manley sich um die Umsetzung des Plans für die Abspaltung des Zuliefergeschäfts Magneti Marelli kümmern. Vorgesehen ist die Ausgliederung der Gesellschaft und deren Börsengang: Fiat Chrysler startet mit Auslagerung von Magneti Marelli >>

Finanzfirma will Magneti Marelli kontrollieren

Magneti Marelli soll in eine neugegründete niederländische Gesellschaft einfließen, die auch mehrere Töchter des Komponentenbauers übernehmen soll. Die Finanzholding Exor, mit 30 Prozent Aktionär von Fiat Chrysler, will auch nach dem Börsengang die Kontrolle über Magneti Marelli behalten, die 43.000 Mitarbeiter beschäftigt und zuletzt einen Umsatz von 8 Mrd. Euro meldete.

Milliardenausgaben für Elektroautos

Manley wird sich auch um die Umsetzung des Entwicklungsplans bis 2022 kümmern müssen, den Marchionne erst im Juni vorgestellt hatte. Demnach will FCA immer mehr auf elektrische Autos setzen. Der Autobauer will 9 Mrd. Euro investieren, um seine Modelle auch in der elektrischen Version anzubieten. Bis Ende 2021 will der Autobauer keine Dieselautos mehr herstellen. Der neue Plan sieht Investitionen in Höhe von 45 Mrd. Euro vor.

Neue Kooperationen mit Industriepartnern wahrscheinlich

Manley wird Eingeweihten zufolge auch nach einem industriellen Partner suchen, um sich auf dem globalen Automarkt zu festigen und mit der Konkurrenz großer Rivalen Stand zu halten. Dank Manleys Erfahrungen in Asien gilt eine industrielle Kooperation mit der südkoreanischen Gruppe Hyundai als wahrscheinlich. Damit könnte sich FCA die asiatischen Märkte mehr erschließen.

Der neue britische Chef wird sich auch mit den Luxusbrands Maserati und Alfa Romeo zu befassen haben. Nicht ausgeschlossen wird die Auslagerung der beiden italienischen Marken in eine eigene Gesellschaft, die stark im Auto-Luxussegment investieren soll. Bisher liegen die Leistungen der beiden renommierten Marken noch unter den Erwartungen.

Neuer Chef übernimmt einen erfolgreichen Hersteller - und die Nummer sieben der Branche

Manley übernimmt jedenfalls ein solides Unternehmen. Seit Juni ist FCA schuldenfrei. Gerechnet wird bis 2022 mit einem jährlichen Umsatzwachstum von durchschnittlich 7 Prozent. Die Umsätze der Marken Jeep, Alfa Romeo, Maserati und Fiat Professional sollen zwischen 65 Prozent und 80 Prozent wachsen. (APA/red)