Produktion : Kommt Boom in deutscher Industrie?

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Die deutsche Industrie freut sich über viele Aufträge und kann auf einen entsprechenden wirtschaftlichen Aufschwung 2022 hoffen. 2021 legten die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Krisenjahr 2020 um 17,8 Prozent zu. Das teilt aktuell das Statistische Bundesamt mit.

Das Niveau des Vorkrisenjahres 2019 wurde damit um 9,3 Prozent überschritten. Die Auftragsbücher seien so prall gefüllt wie noch nie seit Anfang der 1960er-Jahre, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.

"Jetzt kommt es darauf an, dass sich die Lieferengpässe entspannen, um eine Erholung der Industrieproduktion zu ermöglichen", so Krämer weiter. Eine durchgreifende Entspannung erwartet er für den Frühsommer. "Dann dürfte sich die deutsche Wirtschaft kräftig erholen."

"Industrie stehen besten Monate noch bevor."
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank

Entspannung der Lieferengpässe trotz Omikron?

Doch es gibt auch eine Schattenseite. Wegen der Lieferengpässe und aufgrund von Materialmangel bei Rohstoffen und Vorprodukten können viele Unternehmen Aufträge nicht im gewohnten Tempo abarbeiten. Das dämpft die Produktion und belastet die Geschäfte. Der Umsatz in der deutschen Industrie lag im vergangenen Jahr zwar kalenderbereinigt um 5 Prozent höher als im Jahr davor; das Niveau des Vorkrisenjahres wurde aber um 5,5 Prozent unterschritten.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, erwartet einen "regelrechten Boom", sobald die Materialströme wieder in ausreichendem Maße fließen. Es müssten nicht nur die liegengebliebenen Aufträge abgearbeitet werden, sondern auch die leer gefegten Lager wieder befüllt werden. "Der Industrie stehen in der Post-Corona-Erholung also die besten Monate erst noch bevor."

Als Risiko sieht Gitzel die Omikron-Welle des Coronavirus, die die Lieferschwierigkeiten verschärfen könnte.

"Deutsche Unternehmen müssen um Wettbewerbsposition kämpfen."
DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen

Zuletzt hatte sich die Lage laut einer Ifo-Umfrage etwas entspannt. Demnach berichteten im Jänner 67,3 Prozent der Firmen von Engpässen und Problemen bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen. Im Dezember waren es noch 81,9 Prozent. Es sei allerdings noch nicht abzusehen, "ob dies eine Trendwende ist", sagt der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, jüngst.

Zum Jahresende 2021 schob eine kräftige Nachfrage aus dem Inland die die Bestellungen an. Insgesamt stieg der um Preiserhöhungen bereinigte (reale) Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe im Dezember zum Vormonat um 2,8 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Dezember 2020 verzeichneten die Betriebe ein Plus von 5,5 Prozent. Die Bestellungen aus dem Ausland sanken allerdings gegenüber dem Vormonat um 3 Prozent.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht die Schwäche des Auslandsgeschäfts mit Sorge. "Der schrittweise Rückgang bei den Aufträgen aus dem Ausland seit Jahresmitte zeigt, dass die Weltkonjunktur an Dynamik verliert und die deutschen Unternehmen um ihre Wettbewerbsposition kämpfen müssen", sagt DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. (apa/red)