Insolvent : Christof Industries: Tochter Oschatz wieder unter deutscher Flagge

Oschatz

Die Essener Oschatz Energy and Environment GmbH ist seit Februar Teil der Deurotech Gruppe

- © Oschatz

Ende September beantragte die Industriegruppe Christof Industries für ihr Tochterunernehmen Christof Industries Austria mit 350 Mitarbeitern an den Standorten Wels, Graz, Wien und Werndorf am Landesgericht Graz ein Sanierungsverfahren. Als Gründe führte das Unternehmen Lieferverzögerungen und Preissteigerungen an - mittlerweile schloss Christof Industries Austria das Sanierungsverfahren ab.

Damals folgte der Christof Industries Austria auch die deutsche Anlagenbauschwester Oschatz Energy and Environment GmbH, deren Anteile zu 100 Prozent bei der Christof Industries Global GmbH lagen, in die Pleite. Engineeringleistungen für Großprojekte der Christof Industries Austria kamen maßgeblich von Oschatz. Rund 100 Mitarbeiter waren von der Insolvenz betroffen.

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Nun übernahm mit Wirkung vom 1. Februar die Deurotech Group mit Sitz in Langenfeld, spezialisiert auf Holzwerkstoff- und Papierindustrie sowie Umwelttechnik, die Assets der Oschatz Energy und Environmental GmbH. Dies erfolgte über ihre neu gegründete Oschatz Power GmbH.

„Mit der Übernahme der Oschatz Power können wir ein noch breiteres Produktportfolio in der Umwelt- und Energietechnik anbieten – ganz nach dem Motto 'Alles aus einer Hand'", sagt Deurotech-CEO Werner Deuring.

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Der Bregenzer ist in der Branche hervorragend vernetzt: 2018 erwarb er alle Anteile an der Deurotech Group, die er seither als alleiniger Gesellschafter und gemeinsam mit seinem Sohn Alexander, der 2021 zum COO bestellt worden ist, führt.

Über die Deuring Group GmbH (vormals WD Beteiligungs GmbH), 2002 in Bregenz gegründet, investiert er zudem in Familienunternehmen und hält Mehrheitsbeteiligungen an Klein- und Mittelstandsbetrieben in zukunftsorientierten Branchen.

Oschatz Power liefert heute Anlagen und Komponenten und bietet Servicedienstleistungen für die Industriebereiche Energie- und Kraftwerkstechnik, Chemische Industrie, Eisen- und Stahlmetallurgie sowie Nichteisenmetallurgie an.

Erst 2017 wurden große Teile des insolventen Anlagenbauers aus Essen übernommen und bei Christof Industries in die neu gegründeten Oschatz Energy & Environment GmbH eingegliedert. Christof Industries hatte sich im Bieterrennen gegen eine Reihe anderer Interessenten durchgesetzt.

Werner Deuring
"Mit der Übernahme der Oschatz Power können wir ein noch breiteres Produktportfolio in der Umwelt- und Energietechnik anbieten": Deurotech-CEO Werner Deuring. - © Wessel Umwelttechnik

Sanierungsverfahren abgeschlossen

Ende Jänner schloss Christof Industries Austria das Sanierungsverfahren ab. Das Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz hatte den von Christof Industries Austria GmbH (CIA) Ende September 2022 vorgeschlagenen und von der Gläubigerschaft im Dezember mit großer Mehrheit angenommenen Sanierungsplan bestätigt.

„Es gibt mehrere Gründe für diesen Sanierungserfolg: Zum einen konnten die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen rasch gemeinsam mit dem Management und dem Eigentümer umgesetzt werden – das war beispielhaftes Teamplay; zum anderen lief das operative Geschäft auf Hochtouren weiter. Auch das hat sehr geholfen“, heißt es von der Insolvenzverwaltung.

Die laufenden Projekte wurden während des Sanierungsverfahrens überwiegend weiter umgesetzt, heißt es in der Meldung des Unternehmens weiter. Ein Großteil der Arbeitsplätze konnte erhalten werden. Zudem ist es gelungen, Folgeaufträge und Neugeschäft zu sichern: Für 2023 sind die Aussichten und Planungen in der Gesamtschau mit dem sich aufhellenden Marktumfeld positiv. Der erfolgreiche Abschluss des Sanierungsverfahrens der CIA sollte auch vorteilhafte Auswirkungen auf die sonst noch laufende Restrukturierung in der Unternehmensgruppe haben.

„Der Dank gilt in erster Linie unserem großartigen Team, das in dieser schwierigen Zeit gemeinsam an einem Strang gezogen hat. Auch unsere Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner haben uns sehr unterstützt – nur so ist der Turnaround so schnell und gut gelungen. Nun sehen wir uns in unserer Strategie bestätigt, die nachhaltige Dekarbonisierung unserer Industrie voranzutreiben. Dafür haben wir jetzt eine gute Ausgangsposition“, so Johann Christof, CEO Christof Industries.

Mitte Dezember wurde der Sanierungsplan für die insolvente Christof Industries Austria GmbH aus Graz wie berichtet bei der Tagsatzung vor Gericht angenommen. Die Gläubiger erhalten zunächst eine dreiprozentige Barquote, gefolgt von einer Teilquote von zwei Prozent binnen drei Monaten und zwei weitere Teilquoten über fünf Prozent nach einem und eineinhalb Jahren. Die letzte Teilquote über fünf Prozent wird in zwei Jahren zu begleichen sein.

Für die Sanierung wurden bereits die Werkstätten in Werndorf und Wels, das Büro Service in Wien und der Teilbetrieb "Forschung und Entwicklung" geschlossen. Rund 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren davon betroffen. Für den Bereich "Anlagenbau" wurde ein Investor gefunden, der den Teilbereich gekauft hat und die rund 30 Mitarbeiter sowie rund 30 Projekte mit mittleren Auftragsvolumen übernimmt. Der Erlös dieses Verkaufs kommt in die Insolvenzmasse.

Johann Christof, CEO der Unternehmensgruppe Christof Industries.
"Nun sehen wir uns in unserer Strategie bestätigt, die nachhaltige Dekarbonisierung unserer Industrie voranzutreiben: Johann Christof, CEO Christof Industries. - © Christof Industries