Investments aus dem Ausland : China kauft mehr Unternehmen in Europa – füllt sich ein Vakkum?

Münze und Banknoten der chinesischen Währung Renminbi
© RHJ - stock.adobe.com

Die Coronapandemie hat die Investitionstätigkeit chinesischer Unternehmer in Europa ausgebremst. Nach dem coronabedingten Einbruch bei den chinesischen Unternehmenskäufen im Jahr 2020 hat sich die Zahl der Transaktionen 2021 aber wieder erhöht: von 132 auf 155. In Österreich gab es 2021 - wie im Vorjahr - lediglich eine Übernahme. Der börsennotierte Spezialist für Möbelkomponenten, Jiecang, erwarb das steirische Unternehmen Logicdata, einen Entwickler von Elektronik und Software .

Neben dem Anstieg von chinesischen Unternehmensübernahmen und -beteiligungen im vergangenen Jahr, verachtfachte sich das Transaktionsvolumen im Vorjahresvergleich auf umgerechnet etwa 11,2 Mrd. Euro. Damit blieben die chinesischen Investitionen aber noch deutlich unter dem Vorkrisenjahr: 2019 gab es 182 Transaktionen mit einem Transaktionswert von umgerechnet etwa 15,6 Mrd. Euro. Das geht aus einer Untersuchung der Beratungsgesellschaft EY hervor.

Lesen Sie hier, wie sich die chinesische Unternehmenskultur von der europäischen unterscheidet.

Die Zahl der Übernahmen und Beteiligungen stieg unter anderem im Bereich Gesundheit, von 16 auf 26 Transaktionen. Der Gesundheitsbereich werde zunehmend einer der wichtigsten Zielsektoren chinesischer Unternehmen, "weil es in dieser Sparte einen großen Nachholbedarf in China gibt, insbesondere bei der Forschung und Entwicklung", sagte EY-Expertin Yi Sun in der Aussendung zur Studie.

"Chinesische Unternehmen bleiben bei ihren Investitionen in Europa insgesamt noch zurückhaltend", so EY-Expertin Eva-Maria Berchtold. Dazu trug einerseits die Pandemie bei, die auch 2021 noch zu Beeinträchtigungen führte. Andererseits seien chinesische Unternehmer vermehrt mit der Restrukturierung bestehender Unternehmen beschäftigt als weiter zu expandieren. Zudem gebe es erhöhte Hürden für ausländische Beteiligungen in bestimmten kritischen Branchen und zunehmende Konkurrenz durch kapitalstarke Investoren, so die Einschätzung von Berchtold.

China in Osteuropa

Bei Direktinvestitionen in Osteuropa (CEE) sowie in Südosteuropa (SEE) ist China in den vergangenen Jahren zu einem immer größeren Player geworden. Der Anteil der dortigen ausländischen Direktinvestitionen (FDI), die aus China kommen, ist mit meist weniger als einem Prozent aller FDI im jeweiligen Land zwar noch klein, wächst aber kontinuierlich. Die EU könnte der Entwicklung mit stärkerem Engagement in der Region gegensteuern, schreibt das wiiw.

Vor allem in osteuropäischen Staaten, die nicht der EU angehören - wie Serbien, Nordmazedonien oder Montenegro -, weitete China seine Investitionen aus. Im Zeitraum zwischen 2018 und Mitte 2021 machten in Montenegro sogenannte Greenfield-Investitionen, also Ankündigungen für den Bau neuer Produktionsstätten, aus China mehr als zweieinhalb Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Landes aus. Auch in Serbien waren es mehr als 2 Prozent des BIP.

Zudem fokussiert sich China in der Region auf Investitionen in bestimmten Branchen, allen voran auf erneuerbare Energien und den Automobilbereich. Vor allem die Investitionen in kritische Infrastruktur wie Energie birgt jedoch Abhängigkeitsrisiken für die Empfängerländer der Investitionen, was wiederum Sorge rund um die Energiesicherheit im Land aufwirft.

Die Aktivitäten Chinas in Osteuropa könnten für das wiiw auch darauf hindeuten, dass es an Initiative seitens der westlichen, weiter entwickelten Länder mangle und China mit seinem Engagement ein Vakuum fülle. Die Region ist für die Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Infrastruktur nach wie vor stark abhängig von ausländischen Investments. Vor allem die Länder, die nicht Teil der EU seien, würden in puncto Investitionen von der EU etwas vernachlässigt. Gleichzeitig versuche die EU aber mit defensiv ausgerichteten Investitionsschutz-Gesetzen Chinas Einfluss in Europa zu beschränken.

Das wiiw plädiert dafür, dass sich die EU stärker für die wirtschaftliche Entwicklung in Ländern am Westbalkan, die noch nicht zur EU gehören, engagieren soll. So könne die Wahrscheinlichkeit, dass Länder die Kontrolle über strategisch wichtige Infrastruktur durch ausländische Investitionen abgeben, reduziert werden. Weiters sollte eine proaktive Politik, die auf ein endogenes Wachstum in Europa abzielt, stärker verfolgt werden als defensive Gesetze. Österreich sollte bei diesem Unterfangen wegen seiner geografischen Lage und etablierten wirtschaftlichen Präsenz in der Region eine Schlüsselrolle einnehmen und versuchen, den Dialog in der EU in diese Richtung weiterzuentwickeln. (apa/red)