Stahlindustrie : "Deutsche Stahl AG": Neues Feuer für eine alte Idee

Mitten in der entscheidenden Phase für eine Fusion der Stahlsparte von ThyssenKrupp mit Tata Steel wird eine alte Idee neu befeuert: "Die Deutsche Stahl AG". Das "Handelsblatt" berichtet unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise, dass es Überlegungen für ein Bündnis der Stahlkonzerne ThyssenKrupp, Georgsmarienhütte und Salzgitter gebe. Diese treibe der Eigentümer der Georgsmarienhütte und frühere RWE-Chef Jürgen Großmann voran.

Ablehnung und Schweigen bei den Konzernchefs

Während sich Großmann davon distanzierte, Salzgitter die Pläne ablehnte und ThyssenKrupp dazu schwieg, traf die Idee bei Arbeitnehmervertretern auf Wohlwollen. Sie lehnen eine Fusion der Stahlsparte mit Tata kategorisch ab.

Spekulationen über ein Zusammengehen der deutschen Stahlkonzerne hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Nicht nur aus Kartellgründen wurden diese aber nie umgesetzt. "In vielen Branchen wird oder wurde spekuliert, dass ein deutscher Champion eine gute Lösung sei", sagte ein Analyst.

Das große Problem: Überkapazitäten

Trotzdem sei das aber nicht umgesetzt worden, weil es meist einfach keinen Sinn mache. "Eine Fusion an sich löst nicht das Problem der Überkapazität. Irgendeiner muss freiwillig seine Kapazitäten stilllegen. Und das will keiner." Aktuell dazu: Wolfgang Eder: Die Stahlbranche ist eine Macho-Industrie >>

Der deutsche Branchenzweite Salzgitter stellte einmal mehr klar, dass er keinen Vorteil in einer Fusion sieht. "Wir lehnen Pläne für eine Deutsche Stahl AG ab", sagte ein Salzgitter-Sprecher. Der Konzern sei nicht grundsätzlich gegen Kooperationen mit anderen Unternehmen. Die Eigenständigkeit sei aber bisher der erfolgreichste Weg gewesen.

Das an Salzgitter beteiligte Land Niedersachsen setzte noch einen drauf. Es gebe solche Fusionspläne nicht. "Die Landesregierung wäre solchen Plänen auch in keinster Weise zugetan und würde ein solches Vorgehen nicht unterstützen", sagte eine Regierungssprecherin.

Die Idee für eine Deutsche Stahl AG werde von der Politik und den Gewerkschaften forciert, berichtete die Zeitung. Großmann spiele eine Schlüsselrolle. "Herr Großmann hat dem 'Handelsblatt' gesagt, dass er kein Befürworter einer deutschen Stahl AG ist", sagte hingegen eine Sprecherin des niedersächsischen Unternehmens. Der Bericht sei reine Spekulation.

Mitarbeiter in Deutschland kämpfen gegen die Fusion

Gewerkschafter und Arbeitnehmervertreter erklärten, ihnen seien die Deutschland-Pläne nicht bekannt. Sie laufen seit Monaten gegen eine angestrebte Fusion von ThyssenKrupp Steel und Tata Sturm. "Wir sind jederzeit für Gespräche außerhalb einer Thyssen/Tata-Lösung bereit", sagte der Chef der IG Metall Duisburg-Dinslaken, Dieter Lieske, der Nachrichtenagentur Reuters. Möglicherweise könnten so eher Standorte und Arbeitsplätze in Deutschland gesichert werden. Dem sollte man eine Chance geben.

"Thyssen/Tata ist für uns keine Lösung", betonte auch Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath. "Wir sind für jede Alternative offen, die Arbeitsplätze, Standorte und die Montanmitbestimmung sichert." Über Alternativen könne man reden. "Die Suche nach Alternativen ist aber Aufgabe des Vorstands."

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Fusion sei die beste Lösung, glaubt Konzernchef Hiesinger

ThyssenKrupp-Chef Hiesinger hält sich zwar andere Optionen offen, sieht jedoch in dem Bündnis mit Tata die beste Lösung. Die Spekulationen über eine alternative Lösung durch eine "Deutschland AG" könnten seine Verhandlungsposition gegenüber Tata stärken. Eine Entscheidung über eine Fusion wird noch im laufenden Geschäftsjahr erwartet, das Ende September ausläuft. (reuters/apa/red)