IoT-Plattformen : Adamos-Chef Link: "Niemand ist gern Einzelkämpfer"

Adamos-Chef Marco Link
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INDUSTRIEMAGAZIN: Herr Link, im Juli veranstaltete Adamos einen Partnertag in Frankfurt . Nicht nur ihre sieben Gesellschafter des Gemeinschaftsunternehmens tummelten sich hier. Auch 30 mittelständische Maschinenbauer waren geladen. Was hatten Sie mit denen vor?

Marco Link: Insgesamt haben wir 30 Unternehmen eingeladen, um über das Thema Digitalisierung im Maschinenbau zu diskutieren und das digitale Produkt- und Servicespektrum von Adamos vorzustellen. Neben fachlichen Vorträgen war das Programm der Veranstaltung besonders durch die anwendungsbezogenen Referenzen aus der Partner-Community geprägt. Highlight-Themen des Tages waren dabei unter anderem die Vorstellung von neun dedizierten, anwendungsbezogenen und praxistauglichen Lösungen auf Adamos.

Und das Feedback?

Link: Durchgängig sehr positiv. Vor allem auch dank der konkreten Ergebnisse, die wir mit den Partnern in den letzten Monate erreicht haben. Adamos mit viel Pomp bekannt zu machen, war in der Startphase wichtig. Jetzt setzen wir auf grundsolide Schritte, um unsere Vision der Digitalisierung im Maschinenbau umzusetzen. Wir sind fest davon überzeugt, unsere Rolle im Markt in den nächsten Jahren signifikant ausbauen zu können.

Wie tickt der mittelständische Maschinenbauer? Was ist ihm wichtig?

Link: Die Bereitstellung von IoT-Technologiekomponente und zugehörigen Trainingsmaßnahmen werden eindeutig nicht ausreichen. Entscheidend für Adamos ist das Partnernetzwerk, also die Community. Es gewährleistet den kontinuierlichen Austausch von Wissen und Zugriff auf Ressourcen zur Zielerreichung. Themen sind beispielsweise vertragliche Ausgestaltungen, den Umgang mit personenbezogenen Daten oder die Markteinführungshürden von Lösungen in Heim- und besonders Auslandsmärkten wie etwa China. Alles Dinge, die über Erfolg und Misserfolg von IoT-Initiativen entscheiden.

Im Plattformbusiness gibt es millionenschwere Investitionen, von großen Nutzerzahlen hört man bislang aber wenig. Wie explorativ fühlt sich Ihr Job heute an?

Link: 2018 ist das Jahr der Grundlagen. Wir sind einerseits anbindungsseitig gefordert, also bei der Konnektivität angebundener Maschinen im Feld, zugleich applikationsseitig, also in der Umsetzung und Weiterentwicklung von mehrwertbringenden Applikationen. Das eine klappt nicht ohne das andere.

Mit standardisierten IoT-Applikationen wie etwa dem Asset- und Device Management agieren Sie dort, wo die Industrie wenig Erfahrung hat. Braucht es einen Consulting-Ansatz?

Link: Unterstützung braucht in diesem neuen Feld sicherlich jeder. Adamos selbst plant jedoch nicht, in das Consultinggeschäft einzusteigen. Adamos entgegnet dem mit einer sehr aktiven Community. Wir schaffen Strukturen, bieten Möglichkeiten zum zielgerichteten Austausch und haben über unser Partner Netzwerk Zugriff auf Ressourcen. Keiner kämpft gern alleine, dieser Aspekt zeichnet die strategische Allianz im Besonderen aus.

Bei der App-Entwicklung rissen Sie das Steuer zuletzt wieder etwas an sich...

Link: Alle sieben Partner sind mit Nachdruck dabei, Apps für ihre Endkunden, aber auch marktübergreifend, zu entwickeln - von Dürr und Dmg Mori über ASM PT und Zeiss, bis hin zu den jüngeren Neuzugängen im Partnernetz wie Engel oder Karl Mayer. Dennoch hat sich die Ausprägung unserer App-Fabrik verändert. Adamos bringt sich ins Thema Applikationsentwicklung nun stärker ein, beispielsweise mit dem Adamos Co-Innovationsprozess. Dieses Programm hat das Ziel, Entwicklungen von Anwendungen und Modulen gemeinsam zu fördern und umzusetzen.

Ein Beispiel?

Link: Bereits umgesetzt wurde in diesem Kontext das „Digitale Werkstück“, welches die Betrachtungsperspektive weg von der Maschine, hin zum hergestellten Werkstück lenkt. Mehrere Partnerfirmen haben dieses Projekt gemeinsam implementiert und getrieben.

Mit dem Spritzgießmaschinenbauer Engel Austria ist seit dem Frühjahr auch ein österreichisches Maschinenbauunternehmen als Partner bei Adamos mit von der Partie.

Link: Wir sind sehr froh, mit Engel Austria den Marktführer seiner Branche an Bord zu haben. Speziell die Entwicklung von horizontalen Anwendungsfällen steht für Engel gemeinsam mit Adamos im Vordergrund. Nicht selten steht eine Engel-Maschine im Kontext einer Dmg Mori- oder Zeiss-Maschine, wodurch Synergien, aber vor allem auch ein erhöhter Kundennutzen zu erwarten sind.

Abschlussfrage: Die Plattform in der Cloud oder eine Nutzung "on premise" über stationäre Server: Welche Variante bevorzugen Kunden derzeit eher?

Link: Das hält sich in etwa die Waage. Oftmals werden Hybridformen angestrebt, also Edge Computing (Anm. dezentrale Datenverarbeitung am Rand des Netzwerks) in Kombination mit der Cloud. Auf dem Shopfloor großer bekannter Marken haben definitiv lokale OnPremise- oder Edge-Lösungen die Nase vorne.

Zur Person: Marco Link, 37

Marco Link ist seit Oktober 2017 Geschäftsführer des Maschinenbau-Joint-Ventures Adamos. Co-Chef ist Tim Busse. Das Unternehmen hat sieben Gesellschafter: Einen Softwarehersteller (Software AG), fünf Maschinenbauer (Dmg Mori, Dürr, Engel, Karl Mayer, ASM PT) und einen Messtechnikhersteller (Carl Zeiss). Gemeinsam soll für den Maschinenbau ein globaler Branchenstandard für IOT geschaffen werden.