Chaostage: Thyssenkrupp streicht 11.000 Stellen und verliert schon wieder einen Vorstand

Vergangene Woche präsentierte der Vorstand der Stahlsparte von Thyssenkrupp die Eckpunkte eines „industriellen Zukunftskonzepts“. Der wohl aufsehenerregendste Aspekt: In den kommenden vier Jahren plant das Unternehmen, 5.000 Stellen in Produktion und Verwaltung sowie weitere 6.000 durch Ausgliederungen und den Verkauf von Tochtergesellschaften abzubauen.

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Der sogenannte Betriebspunkt, also die geplante Menge an Rohstahl, die Thyssenkrupp jährlich produzieren möchte, soll von derzeit 11,5 Millionen Tonnen auf 9 Millionen Tonnen reduziert werden. Dieser Betriebspunkt dient als Grundlage für die Hochofenstrategie und die Standortstruktur. Eine enge Verzahnung der einzelnen Produktionsschritte ist essenziell, da mangelnde Abstimmung in der Stahlproduktion schnell zu hohen Verlusten führen kann.

Trotz der Bedeutung der Hochofenstrategie scheint jedoch kein detaillierter Plan für deren Umsetzung vorzuliegen, wie das Handelsblatt berichtet. Laut Insiderinformationen soll der angekündigte Umbau der Stahlsparte allein von Thyssenkrupp-CEO Miguel Lopez und einer kleinen Gruppe ausgewählter Manager entwickelt worden sein.

Lopez, ein Deutsch-Spanier, der erst im Vorjahr die Leitung des Konzerns übernahm und Teile seines MBA-Studiums an der Universität Linz absolvierte, hat bereits im August tiefgreifende personelle Veränderungen vorgenommen. Im Streit um die strategische Neuausrichtung der Stahlproduktion trennte er sich von Bernhard Osburg, dem Chef der Stahlsparte, sowie zwei weiteren Vorstandsmitgliedern. Diese Entscheidungen führten auch zum Rücktritt eines Teils des Aufsichtsrats.

Bemerkenswert ist, dass am selben Tag, an dem das „industrielle Zukunftskonzept“ verkündet wurde, erneut ein Vorstandsmitglied das Führungsgremium des Stahlherstellers verließ.