Russland/Ukraine : RBI zur aktuellen Lage, EZB beobachtet

Raiffaisen Bank International Chef Johann Strobl

Bankchef Johann Strobl: "Unsere russische Tochterbank verfügt über eine sehr starke Liquiditätsausstattung."

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Als Reaktion auf die Aussagen des Wifo-Chefs Gabriel Felbermayr rund um einen potenziellen Schutzschirm für die Raiffeisen Bank International (RBI) hat Bankchef Johann Strobl die Stabilität der russischen Tochter betont. "Unsere russische Tochterbank verfügt über eine sehr starke Liquiditätsausstattung und verzeichnet Zuflüsse." Die EZB beobachtet die Lage von Banken mit enger Russland-Verbindung nun aber genau. Die RBI muss öfter über ihre Lage berichten.

Der Westen hat umfassende finanzielle Sanktionen gegen Moskau verhängt. Die RBI und andere Geldhäuser mit größeren Geschäften in Russland und der Ukraine müssen nun den Aufsichtsbehörden ihre Liquidität häufiger melden. Zudem müssen die betroffenen Banken die Aufsicht über die Auswirkungen der Sanktionen auf ihre Vermögenswerte in Russland und in der Ukraine informieren, berichtete Reuters am Montagabend unter Berufung auf Insider. Demnach stünden die Aufsichtsbehörden seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine in laufenden Kontakt mit den Banken.

Die russischen Kunden hätten Vertrauen in die Bank, betonte Strobl schon am Vormittag. "Die Kapitalposition ist ebenfalls stark." Gleichzeitig würden die Mitarbeiter in der Ukraine die wichtigsten Bankdienstleistungen aufrechterhalten, so Strobl weiter. "Dienstleistungen werden unter der Voraussetzung angeboten, dass keine Gefahr für die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden besteht."

Eine abschließende Einschätzung zu der Lage in den Ländern könne derzeit nicht gegeben werden, da die Sanktionen "fast täglich" ausgeweitet würden, so die Bank. "Sie sind hart und in ihren Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft weitreichend. Die Auswirkungen auf die RBI-Gruppe werden analysiert."

Vorsichtig äußerte sich heute Erste-Group-CEO Bernd Spalt: "Ich halte die RBI für eine sehr gut aufgestellte Bank, die ich auch so einschätze, dass sie in der Lage ist, mit sehr schwierigen Situationen umzugehen", so Spalt am Montag im Rahmen der Bilanzpressekonferenz der Erste Group. Mehr wolle er zu dem Thema nicht sagen. "Es hilft im Moment nicht, sehr starke Statements zu machen, die kein Problem lösen sondern ein Problem möglicherweise vertiefen."

Auch das Finanzministerium sieht in der RBI eine "sehr gut aufgestellte Bank mit einem exzellenten Management, die gut vorbereitet auf alle Eventualitäten ist", hieß es aus dem Ministerium. "Die RBI und andere österreichische Banken machen seit Jahrzehnten Geschäfte in dieser Region und können mit dem Risiko gut umgehen." Generell seien die heimischen Institute gut aufgestellt und die Lehren aus der Finanzkrise gezogen worden.

Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hatte am Montag im Ö1-"Morgenjournal" zunächst gesagt, dass über die RBI ein Schutzschirm gespannt werden solle. Das Institut sei mit seinen Investments in Russland in Prozent der Bilanzsumme die wahrscheinlich am stärksten betroffene Bank überhaupt, noch vor der UniCredit oder Societe Generale, "da haben wir echt ein Thema", so Felbermayr. "Da wird man jetzt einen Schutzschirm spannen müssen, damit das nicht zu echten Problemen bei der RBI führt, das muss man sehen im Laufe des Tages", meinte der Wifo-Chef.

Wenige Stunden später relativierte der Wifo-Chef seine Aussage aber etwas. "Ob die RBI einen Rettungsschirm braucht, das muss man sehen", sagte Felbermayr im Ö1-"Mittagsjournal". Es gebe aber "keine unmittelbare und akute Notwendigkeit" dafür, meinte er auf Twitter. Er gehe davon aus, dass die RBI bereits Vorkehrungen getroffen habe. Er habe zuvor vor allem deutlich machen wollen, dass es wichtig sei, das Risiko im Blick zu haben.

Die Aktien der RBI waren am Montag erneut stark unter Druck. Am späten Nachmittag notierten sie um 18,5 Prozent tiefer bei 13,90 Euro je Aktie. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten die Papiere rund ein Drittel ihres Werts verloren. Am Wiener Aktienmarkt zeigte sich auch Erste Group um rund zehn Prozent schwächer und die Papiere der BAWAG büßten gut viereinhalb Prozent ein.

Auch außerhalb Österreichs litten Bankwerte unter dem beschlossenen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift und den Sanktionen gegen die russische Zentralbank. Die Aktien der Deutschen Bank gaben bis zu Mittag um gut 9 Prozent nach, jene der ING Group verloren rund 10 Prozent und jene der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit büßten rund 11,7 Prozent ein. Die UniCredit zählt zu den europäischen Banken mit den größten Engagements in Russland. Die Bank erzielt dort rund drei Prozent ihrer Erträge. (apa/red)